Von Rache getrieben - Vampirroman (German Edition)
richteten. Ich lief schneller und schrie den Männern entgegen, sie sollten meinen Vater in Ruhe lassen. Aber … sie … sie drückten einfach ab … beide … sie schossen meinem Vater mitten ins Herz.“
Lyonel sah Tränen über die Wangen des jungen Mannes laufen, was dieser selbst gar nicht zu bemerken schien. Auch er hatte in seinem langen Leben schon Menschen verloren, die ihm nahe standen, die er geliebt hatte und ihr Verlust tat noch immer weh. Er konnte Niklas Schmerz und Hass nur zu gut verstehen.
„Ich sah … wie mein Vater zusammenbrach … und ich war nahe genug um … um die Gesichter der beiden Männer zu erkennen, bevor sie wegrannten.“
Niklas verstummte und wischte sich verstohlen mit dem Handrücken über seine Augen.
Auch Lyonel schwieg und dachte einen Moment über das Gesagte nach. Da Niklas bereits erwähnt hatte, dass die Männer aus Mangel an Beweisen nicht verurteilt wurden, konnte er sich denken, was passiert war.
„Ich nehme mal an, dass die Männer zwar gefasst, aber nicht verurteilt wurden, weil sie ein Alibi hatten und man dir nicht geglaubt hat, dass du sie in der dunklen, regnerischen Nacht erkennen konntest.“
Niklas nickte bestätigend.
„War es ein Raubüberfall?“
„Die Polizei geht davon aus, da die Geldbörse meines Vaters fehlte.“
Lyonel warf dem jungen Mann einen Seitenblick zu.
„Aber du glaubst das nicht, stimmt’s?“
„Nein“, bestätigte Niklas die Frage des Vampirs. „Ich folge der Spur dieser Männer nun schon seit einem Jahr. Ein Raubüberfall mit Mord, und dann auch noch auf einen einzelnen Mann vor einem Hotel, passt einfach nicht in ihr Muster. Sie rauben Banken und Juweliere aus, vermeiden es aber, wild um sich zu schießen. Sie besitzen mehrere Pässe, wechseln nach jedem Überfall ihre Identität und ziehen weiter.“
„Ich frage ja nur ungerne, aber bist du dir wirklich sicher, dass du die richtigen Männer verfolgst?“
Der junge Mann starrte den Vampir gereizt an:
„Ja! Aber wenn es dich beruhigt, werde ich …“
Niklas unterbrach sich selbst und keuchte auf, da Lyonel plötzlich stark abbremste und den Wagen zum Stehen brachte. Keine zwei Sekunden später sprangen drei Rehe über die Straße und Niklas beendete, mit weit aufgerissenen Augen, seinen Satz:
… „ein klärendes Gespräch mit ihnen führen, bevor ich sie erschieße.“
Der Vampir fuhr wieder an, und während er den Audi so schnell beschleunigte, dass Niklas in seinen Sitz gedrückt wurde, meinte er:
„Das halte ich für eine gute Idee. Auch wenn du es mir jetzt nicht glaubst, aber eine kleine Absicherung, ob diese Männer wirklich deinen Vater getötet haben, wird nicht mich, sondern dein Gewissen beruhigen.“
„Ich weiß, was ich gesehen habe!“, erklärte Niklas, jedes einzelne Wort betonend. Anschließend starrte er schweigend aus seinem Seitenfenster, auch wenn er dort, wegen der Dunkelheit, so gut wie nichts erkennen konnte.
Lyonel ließ ihn in Ruhe und hing seinen eigenen Gedanken nach. Im Stillen stimmte er Niklas zu. Der Mord an Rachels Ehemann passte nicht in das Schema dieser Verbrecher. Sollten sie wirklich die Täter sein, war der Überfall nur vorgetäuscht gewesen und er würde den Grund dafür herausbekommen. Außerdem wollte er dafür sorgen, dass Rachel nicht auch noch ihren Sohn verlieren würde. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, welch große Sorgen sie sich um Niklas machte.
Nach fünfzehn Minuten, in denen der junge Mann sich so gut wie gar nicht bewegt hatte, fragte er neugierig:
„Wieso bist du dir eigentlich so sicher, dass die Männer sich ausgerechnet in dieser einsamen Ecke von Serbien aufhalten?“
Niklas atmete tief durch und wandte sich wieder dem Vampir zu. Sein Ärger war verflogen, denn allmählich baute sich eine nervöse, aufgekratzte Stimmung in ihm auf, da er in Kürze den Mördern seines Vaters gegenüberstehen würde.
„Vor zwei Monaten verlor ich die Spur der Männer. Es war nicht das erste Mal und wie immer in solchen Fällen, fuhr ich quer durch Europa, um Überfälle, die in ihr Profil passten, zu untersuchen. Wie schon so oft hackte ich mich in die Computerdateien der Polizei, besorgte mir die Aufnahmen der Überwachungskameras und klapperte Hotels nach den Männern ab, in der Hoffnung, irgendeinen Hinweis zu finden. Jedoch ohne Erfolg. Da sie offenbar ihre Überfälle eingestellt haben, konnte ich keine Spur mehr von ihnen finden. Vor drei Wochen war mir dann alles egal. Ich veröffentlichte Fotos von den Mördern meines
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