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Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)

Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)

Titel: Von sündiger Anmut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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unaufhaltsam von einem unsichtbaren Seil gezogen, gegen das sie sich vergeblich stemmte.
    Es war ein dunkler, warmer Abend, und in der Ferne schimmerten Gaslaternen. Vorne und hinten an der Kutsche hingen Lampen, und der Kutscher lächelte sie an, als wolle er sie beruhigen.
    Grundgütiger, dachte sie, ihre Fantasie schien wirklich völlig überreizt zu sein. Bis sie bemerkte, dass der Kutscher Peter zunickte, als handle es sich um ein verabredetes Zeichen.
    Sie stieg in die von einer kleinen Lampe schwach beleuchtete Kutsche, setzte sich hin und breitete demonstrativ ihre Röcke um sich aus. Peter verstand den Wink und nahm ihr gegenüber Platz.
    Als der Schlag geschlossen wurde und die Kutsche sich mit einem Ruck in Bewegung setzte, zog er die Rollos an beiden Fenstern herunter.
    »Ich möchte aber gerne nach draußen schauen«, sagte sie trotzig.
    »Und ich möchte nicht, dass jemand hereinschaut. Der Kutscher hat Anweisung, erst dann nach Madingley House zu fahren, wenn ich ihm ein Zeichen gebe.«
    Also doch. Sie hatte sich nicht getäuscht. Trotzdem schlug ihre Stimmung um, denn der sanfte Klang seiner Stimme brachte eine Saite in ihr zum Schwingen, die begierig alles erleben wollte.
    Sie sah ihn mit großen Augen an. »Hier?«
    »Wo sonst wären wir so ungestört wie in einer Kutsche, um alles zu erforschen, was du wissen musst?«
    »So viel wird es ja wohl nicht sein, was du mir noch erzählen kannst«, meinte sie zittrig.
    »Erzählen? Das tun Mütter, wenn sie die Tochter auf die Hochzeitsnacht vorbereiten. Hast du es schon hinter dir?«
    Sie schluckte, nickte dann, während sie sich an das Gespräch erinnerte. Ihre Mutter, weil sie nicht wollte, dass sie in der Hochzeitsnacht Angst bekam, hatte ihr recht offen das Geheimnis enthüllt und den Akt beschrieben. Der Mann werde einen Teil seiner Anatomie in ihren Körper schieben.
    Als sie an diese Worte zurückdachte, versuchte sie Williams Gesicht heraufzubeschwören. Doch zur Hölle mit ihm! Was sie vor ihrem inneren Auge sah, war Peters wissender Blick, sein sinnliches Lächeln, sein Körper, der sich gegen ihren presste und vielleicht bald auf ihm liegen würde. Sie kniff die Augen zusammen. Weiter hatte ihre Mutter von vorbereitenden Zärtlichkeiten gesprochen, aber die Einzelheiten waren ihr entfallen.
    »Peter, hast du …«, sie zögerte einen Moment. »Hast du eine … Mätresse?«
    »Derzeit nicht.« Er sah sie mit verschleiertem Blick an. »Du nimmst mich zu sehr in Anspruch.«
    Sie konnte den Blick nicht von ihm abwenden, wollte es auch gar nicht. Würde sie sich tatsächlich mehr von ihm zeigen lassen?
    »Gestern Abend habe ich dir einen kurzen Eindruck von der Lust vermittelt, die eine Frau empfindet«, fuhr er leise fort. »Allerdings musst du ebenfalls wissen, wie man einen Mann verführt.«
    »Ich werde … ihn nicht verführen.« Gütiger Himmel, beinahe wäre ihr Williams Name entschlüpft!
    Peters Augen wurden ganz schmal, doch er bedrängte sie nicht. Sie war erstaunt, dass er nicht nachfragte. War es, weil er ihre Privatsphäre respektierte? Oder wollte er den Namen gar nicht wissen, weil er eifersüchtig war? Eine überraschende und faszinierende Erkenntnis.
    »Bei einer Verführung geht es darum, einen Mann dazu zu bringen, dass er dich will«, erklärte er sanft. »Dieser Mann, um den es geht, muss wohl blind sein, dass er sich nicht zu dir hingezogen fühlt. Aber da du ihn nicht aufgeben magst, musst du ihn zu gewinnen versuchen.«
    »Fühlst du dich zu mir hingezogen, Peter?« Schnell legte sie eine Hand auf ihren Mund. Wie konnte ihr bloß so eine Frage herausrutschen?
    Er schenkte ihr ein schiefes Grinsen. »Ich wiederhole: Ein Mann muss blind sein, wenn er dich nicht begehrt. Du bist eine wunderschöne Frau, Elizabeth, und dazu klug und liebenswert.«
    Es versetzte ihr einen Stich, dass er sie scheinbar für eine nette Person hielt, obwohl sie nicht ehrlich zu ihm war.
    »Was hast du gestern Abend in der Grotte gelernt?«, fragte er.
    Sie sah ihn mit flatternden Augenlidern an. Hitzeschauer durchliefen sie, und ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. »Gelernt?«, brachte sie krächzend hervor. »Warum muss ich dir das sagen?«
    Ein leichtes Lächeln spielte um seine Mundwinkel, doch er antwortete nicht.
    »Nun«, murmelte sie, während sie sich zur Ruhe zwang, »Berührungen scheinen sehr wichtig zu sein.«
    »Und welche Schlussfolgerung ziehen wir daraus, wenn es dir gefällt, berührt zu werden?«, fragte er und legte den

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