Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)
Elizabeth und ließ alle Welt erkennen, dass er völlig besessen von ihr war. Wie abgesprochen schaute sie nicht zu ihm hin – es war Teil ihrer Scharade, steigerte jedoch seine Erregung nur noch mehr.
Sie saß auf der anderen Seite eines schmalen Ganges und gab sich rein und unberührt, tat, als würde sie dem Spiel der vier Töchter ihrer Gastgeberin lauschen. Sie trug ein züchtiges gelbes Kleid, das einen aufregenden Gegensatz zu ihrem kohlschwarzen Haar bildete. Auf ihren Wangen lag ein rosiger Glanz. Sie spielte mit dem Programm, das auf ihrem Schoß lag, und riss den Rand in kleine Streifen.
Endlich war es ihnen gestattet, sich vor der Musik zu den Erfrischungen zu flüchten. Sie standen Seite an Seite wie ein perfektes Paar, ohne sich indes zu unterhalten. Er hätte gerne einen Scherz über die Musik gemacht oder sie gefragt, ob er seine Rolle gut spielte.
Am liebsten allerdings hätte er sie gepackt, seine Hände um ihre Brüste gelegt, ihren nackten Körper von oben bis unten berührt und geküsst.
Bestimmt wollte sie das Gleiche. Aber ihn zu begehren und die Wahrheit über ihre gemeinsame Zukunft zu akzeptieren, waren zwei verschiedene Dinge. Er musste geduldig sein und sie selbst zu dieser Erkenntnis kommen lassen.
Als sie anschließend über die lange Galerie promenierten, strebten sie unwillkürlich einem wenig belebten Bereich zu, und verborgen von den riesigen Wedeln eingetopfter, mannshoher Farne zog er sie an seinen Körper.
»Peter«, wisperte sie. Ihre Hände lagen auf seiner Brust, und sie atmete schneller. »Wenn uns nun jemand sieht? Wir wollen schließlich, dass alle denken …«
Er küsste sie, bis sie ganz außer sich geriet, sich an ihn drückte und ihre Arme um seinen Nacken warf. Er hätte schwören können, dass sie versuchte, auch seine Beine mit ihren zu umschlingen, wären da nicht ihre bauschigen Röcke im Weg gewesen.
Sie küsste sein Gesicht, seinen Hals immer und immer wieder, bedauerte nur, dass der hohe Kragen ihr eine Grenze setzte.
»Hast du mich vermisst?«, flüsterte er an ihrem Mund.
Sie legte den Kopf zurück und schloss die Augen, während sie deutlich sichtbar um Atem rang. »Warum muss ich immerzu nur daran denken?«
»Weil du verrückt nach mir bist, genauso wie ich verrückt nach dir bin.«
Einen Moment lang sah sie ihn nachdenklich an, dann zogen sich ihre Mundwinkel zu einem Grinsen nach oben. »Keiner würde je etwas Derartiges bei uns vermuten.«
»Man kennt uns nicht.«
Sie seufzte. »Falls plötzlich jemand auftauchen sollte, werde ich mich von dir losreißen, als hättest du mich gegen meinen Willen hinter diesen Farn gezogen.«
»Als könnte ich dich je gegen deinen Willen zu etwas bringen.«
Ihr Lächeln verblasste, während sie ihm in die Augen sah und schließlich nickte.
»Ich werde heute Nacht zu dir kommen.«
»Peter …«
Er grinste. »Ich bin mit meiner Suche nach der Kette schließlich noch nicht fertig. Und wenn ich beweisen will, dass du für dieses Gemälde Modell gesessen hast, dann … Na, du weißt schon.«
Sie ließ sich nicht anmerken, dass sie sein Spielchen durchschaute. Natürlich suchte er nur einen Vorwand, um mit ihr zusammen zu sein. »Ich könnte dich aussperren.«
»Versuch’s doch.«
Ihre Körper lösten sich voneinander, aber ihre Hände hielten sich weiter fest. Als müssten sie die Berührung bis zum letzten Moment auskosten. Dann gab sie sich einen Ruck und schuf einen gebührenden Abstand zwischen ihnen, warf ihm vorsichtshalber einen finsteren Blick zu und ging mit hoch erhobenem Kopf davon.
Als Peter kurz nach Mitternacht über den Balkon in ihr Zimmer kam, wartete Elizabeth bereits auf ihn in Nachthemd und Morgenmantel. Im schwachen Schein der einzelnen Kerze, die auf ihrem Nachttisch brannte, erkannte sie, dass nicht das gewohnte Lächeln auf seinem Gesicht lag und sein ganzer Körper angespannt wirkte, während er sie über das Bett hinweg betrachtete.
»Ich habe nach der Kette gesucht«, sagte sie, und ihre Stimme klang viel zu atemlos. »Ich kann sie nicht finden. Susanna oder Rebecca, eine von ihnen muss sie mitgenommen haben.«
Er sagte nichts, kam einfach um das Bett herum auf sie zu.
»Peter …« Und dann wusste auch sie nicht, was sie noch sagen sollte.
»Ich kann nicht einmal schlafen, ohne ständig an dich zu denken, Elizabeth«, murmelte er endlich. Seine Stimme klang ganz tief und heiser, und unter seinem lodernden Blick gaben ihre Knie nach.
»Ich kann dich spüren, selbst wenn du
Weitere Kostenlose Bücher