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Von Tod und Wiedergeburt (German Edition)

Von Tod und Wiedergeburt (German Edition)

Titel: Von Tod und Wiedergeburt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lama Ole Nydahl
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Wahrheitszustand (Dharmakaya-Phowa)
    Der Augenblick, in dem man die Natur des Geistes erfährt, entsteht nach dem Zusammenkommen von dem weißen Licht, der roten Strahlkraft und den bewussten, aber begriffslosen Zuständen der Unwissenheit. Wenn danach das Klare Licht auftaucht, gilt es, mit ihm eins zu werden und diesen Zustand ins Zeitlose auszudehnen. Kann man während der Verschmelzungsphase im Zustand von nacktem Gewahrsein verweilen, wird das zum Wahrheitszustand führen, der Erkenntnis vom eigenen Geist als zeitlosem Raumgewahrsein. Dieser Zustand ist die Erleuchtung selbst, und wer die Mittel des Diamantweges ausschöpfte und furchtlos mit seinem Geist arbeitete, wird danach überall zahllosen Wesen nutzen können.
     
    Jede Verschmelzungsphase in der alltäglichen Meditation – wobei der Geist wie ein Diamant strahlen und nicht wie eine weiße Wand ohne Leuchtkraft dastehen muss – stärkt die Fähigkeit des Geistes, bewusst zu bleiben, ohne sich einer Sache bewusst sein zu müssen.
    Wer im Leben eine Dauererfahrung dieses Wahrheitszustands erreicht hat, befindet sich schon jenseits von Tod und Wiedergeburt. Man »scheint« dann nur zu sterben. Der Tod ist dann so, wie »von einem Ort zum anderen« zu gehen oder »ein bisschen aufzuwachen«.
     
    Mit der Verwirklichung der höchsten Sichtweise – also der des Großen Siegels – bricht die Geistesklarheit nicht mehr ab, und man erfährt die ursprüngliche Reinheit des bewussten Raumes, die man immer war und deswegen nicht woanders erfahren konnte. Kann man diese Erfahrung der eigenen Essenz festhalten, ufert sie aus, umfasst Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, nah wie fern, und man ist ein Buddha.

Phowa in den Freudenzustand (Sambhogakaya-Phowa)
    Kann das strahlende Bewusstsein des Wahrheitszustands nicht gehalten werden, folgt als nächste Möglichkeit das Phowa in den Freudenzustand.
    Wenn der westliche Mensch etwa 68 Stunden nach der ersten Ohnmacht aufwacht, erlebt der Diamantweg-Buddhist statt allgemeiner Verwirrung die Buddhafelder der Lichtformen oder Lamas, auf die man sich im Leben eingestellt hat. Ist man in der Lage, eine Buddhaform wiederzuerkennen, läuft man zu ihr »wie ein Kind zur Mutter«, wie die Tibeter sagen, und verschmilzt mit ihr. So erlangt man Befreiung und befindet sich im Kraftkreis des entsprechenden Buddhas wieder. Dann entwickelt man sich ohne die einengende Ich-Fehlvorstellung durch die Bodhisattva-Ebenen von Freude und Reichtum zum Besten aller Wesen.
    Das Auflösen der steifen Vorstellungen ist nun nur noch eine Frage der Zeit.
     
    Im Diamantweg sieht man die Welt schon als Reines Land. Man muss daher nicht erst sterben, um dorthin zu gehen, und weil jeder Geist Klares Licht ist, auch nicht anderswo Buddhas suchen. Es genügt, wie Buddha sagte, das Putzen der eigenen Augen, um das Ziel zu erreichen. Die Hauptanweisung, den geringstmöglichen Unterschied zwischen Vertiefungen und den Zeiten dazwischen zu erleben, während man praktisch im Leben steht, ist deswegen nicht nur glückbringend, sondern entspricht zugleich dem Wesen der Dinge.

Phowa in den Ausstrahlungszustand (Nirmanakaya-Phowa)
    Ist man nicht in der Lage, die freudvollen Erscheinungen des Raumes zu genießen und mit ihnen zu verschmelzen, hat man noch eine dritte Möglichkeit, dem Kreislauf des Daseins zu entkommen. Das Besondere ist hierbei, dass man nicht besonders weit entwickelt sein oder besonders viel meditiert haben muss, um die Übung erfolgreich im Tod anzuwenden. Im Zusammenhang mit dem Phowa bewirken zudem vier tief verinnerlichte und beständig gelebte Einstellungen eine Geburt im Kraftfeld der Großen Freude. Die wichtigste davon ist der Wunsch, dort geboren zu werden. Zweitens gilt es, sich den Buddha und sein Kraftfeld so klar wie möglich im Geist zu vergegenwärtigen, und drittens sollte man schädliche Handlungen vermeiden. Die vierte Ursache ist der Wunsch, Erleuchtung zum Nutzen aller Wesen zu erlangen.
    Wenn man die Anweisungen also genau befolgt, Vertrauen in den Lehrer und die Entschlossenheit hat, den Wesen langfristig zu helfen, wird es mit Hilfe des Segens unter den besonderen Bedingungen des Sterbens möglich sein, einfach durch seine Einstellung in befreite Bewusstseinsebenen zu gehen und sich dann bis zur Erleuchtung weiterzuentwickeln. Da man aber nicht sicher sein kann, dass man sich diese Haltung im Sterbeprozess ins Gedächtnis rufen kann, wollen viele diese begrifflichen Lehren (Sutra) durch die erfahrungsmäßigen

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