Von Tod und Wiedergeburt (German Edition)
Den gleichen Sinn hat das Mantra auch in dieser Meditation.
Zuerst richten wir uns auf das Ziel aus, die volle Verwirklichung, Erleuchtung.
Dann auf die Mittel, die uns dahin führen.
Drittens auf die Freunde, mit denen wir den buddhistischen Weg gehen,
und zuletzt auf den Lehrer, der uns seine Kraft für diese Vertiefung gibt.
Wir sitzen mit geradem Rücken, das Kinn leicht angezogen, die rechte Hand ruht auf der linken im Schoß, und die Daumen berühren sich leicht. Man spürt den Luftstrom an der Nasenspitze, wie er kommt und geht, bis der Geist zur Ruhe kommt.
Jetzt entstehen in einem Augenblick oberhalb unseres Scheitels und der Köpfe aller Wesen mondsteinfarbene Formen von Liebevolle Augen. Sie sitzen in derselben Richtung wie wir, strahlend und unbeschreibbar schön. Die vier Hände von Liebevolle Augen drücken Liebe, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut aus, und der Schmuck versinnbildlicht seine vollkommenen Eigenschaften.
Während wir die Schwingung des OM MANI PEME HUNG laut oder leise wiederholen, strahlt Regenbogenlicht der Liebe aus der Mitte aller Körper auf Herzensebene zu den Lebewesen und der Welt hinaus.
OM MANI PEME HUNG OM MANI PEME HUNG OM MANI PEME HUNG OM MANI PEME HUNG
– Wiederhole dieses Mantra, so lange du magst. –
Alle Wesen strahlen jetzt vor Segen, und alles ist vollkommen.
Jeder Gedanke ist Weisheit, und jedes Geräusch klingt wie das Mantra.
Jetzt versprechen die Formen von Liebevolle Augen, da zu sein, wenn wir an sie denken. Sie verschwinden in Licht, und alle Wesen sind glücklich.
Am Ende wünschen wir, dass all das Gute, das eben entstand, zu allen Wesen hinausstrahlt und ihnen das Wesen des Geistes zeigt.
16.-Karmapa-Meditation
In den späten 60er Jahren machte der 16. Karmapa, Rangjung Rigpe Dorje, Hannah und mich zu Haltern dieses praktischen und verständlichen Erleuchtungs-Werkzeuges. Seinen Wunsch ehrend, die Meditation immer frisch und zeitgemäß am westlichen Geist auszurichten, verschoben wir den Schwerpunkt mehrfach. In dieser Fassung liegt die Betonung darauf, die in der Meditation erworbene Reine Sicht kraftvoll in unserem täglichen Leben fortzuführen.
Abb. 40 Der 16. Gyalwa Karmapa
Nach der Zuflucht morgens, die einen auf dauerhafte buddhistische Werte ausrichtet, kann man die Lichter dieser Meditation zu jeder Tageszeit und ohne Vorbereitung in sich aufnehmen. Ich kenne kein wirksameres Mittel. Deswegen – übt und genießt!
Wir spüren, wie der formlose Luftstrom unseres Atems an der Nasenspitze kommt und geht und lassen Gedanken und Geräusche vorbeiziehen, ohne sie zu beurteilen.
Die Vier Grundgedanken
Danach beschäftigen wir uns kurz mit den Vier Grundgedanken, die den Geist auf Befreiung und Erleuchtung ausrichten:
Wir erkennen unsere kostbare Möglichkeit, zahllosen Wesen mit den Mitteln eines Buddhas nutzen zu können. Nur wenige begegnen seinen Lehren, und noch weniger sind fähig, sie zu verwenden.
Wir erinnern uns der Vergänglichkeit aller Dinge: Nur die offene, klare Unbegrenztheit des Geistes ist dauerhaft.
Niemand weiß, wie lange die Bedingungen bleiben werden, um dies zu erkennen.
Wir denken über Ursache und Wirkung nach, darüber, dass wir selbst bestimmen, was geschieht. Frühere Taten, Worte und Gedanken wurden zu unserer heutigen Welt. Wir säen ständig die Samen für unsere Zukunft.
Schließlich machen wir uns klar, warum wir mit dem Geist arbeiten: Erleuchtung ist zeitlose höchste Freude, und wir können nur wenig für andere tun, solange wir selbst verwirrt sind oder leiden.
Zuflucht und Erleuchtungsgeist
Deswegen öffnen wir uns jetzt denjenigen, die das Ziel verkörpern.
Zum Besten aller Wesen nehmen wir Zuflucht:
zu
Buddha,
dem erleuchteten Zustand unseres Geistes;
zu den
Lehren,
die uns dahin führen;
zu den
Bodhisattvas,
unseren Freunden auf dem Weg;
und vor allem zum
Lama,
der Segen, Mittel und Schutz in sich vereint.
Vergegenwärtigung
Aus dem Raum vor uns verdichtet sich jetzt die goldene, durchsichtige Form des 16. Karmapa, ein strahlendes Kraftfeld aus Energie und Licht.
Karmapa trägt die Schwarze Krone, die unseren inneren Reichtum erweckt. Sein Gesicht ist golden und mild. Er sieht uns, kennt uns und wünscht uns jedes Glück.
Seine Arme sind am Herzen gekreuzt. Er hält Dorje und Glocke, die Zeichen für Mittel und Weisheit. In voller Meditationsstellung ist er von Regenbogenlicht umgeben.
Karmapa vereint Raum und Freude und
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