Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Von wegen Liebe (German Edition)

Von wegen Liebe (German Edition)

Titel: Von wegen Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kody Keplinger
Vom Netzwerk:
atmete ein paarmal tief durch, um mich zu beruhigen, und ging wieder in mein Zimmer, wo Toby auf mich wartete.
    »Hey«, sagte ich seufzend und setzte mich neben ihn aufs Bett. »Tut mir leid.«
    »Was war denn los?«, fragte er. »Ich hab nicht gelauscht, aber ihr habt euch ziemlich angeschrien. Alles okay mit dir?«
    »Alles bestens«, sagte ich. »Das ist eine lange und komplizierte Geschichte.«
    »Wenn du darüber reden willst …« Toby rückte seine Brille zurecht und lächelte nervös. »Ich kann zuhören.«
    »Danke«, sagte ich. »Aber es geht schon. Jeder von uns hat irgendeine Leiche im Keller, oder?« Alle außer dir, Toby.
    »Stimmt«, sagte er. Dann beugte er sich zu mir und küsste mich. »Tut mir leid, dass wir unterbrochen wurden.«
    »Mir auch.«
    Er küsste mich wieder, aber ich konnte es nicht genießen. Ich konnte einfach nicht aufhören, an Wesley zu denken. Er hatte so verletzt ausgesehen. Aber hatte ich mir an dem Morgen, als ich von ihm wegging, nicht genau das gewünscht? Dass er mich vermissen würde? Ich versuchte, die Gedanken zu verdrängen, und sehnte mich nach nichts mehr, als mich in Tobys Armen zu verlieren. Aber ich schaffte es nicht.
    Nicht so, wie ich mich in Wesleys Armen hatte verlieren können.
    Von mir selbst angewidert, rückte ich ein Stück von Toby ab. Wie konnte ich an Wesley denken, wenn ich ihn küsste? Was war los mit mir?
    »Stimmt irgendetwas nicht?«, fragte Toby.
    »Nein, alles in Ordnung«, log ich. »Wir sollten … wir sollten nur vielleicht damit anfangen, für unsere Abschlussarbeit zu recherchieren.«
    »Du hast recht.« Er wirkte nicht genervt oder beleidigt oder abgewiesen oder so etwas. Vollkommene Umgangsformen. Ein vollkommenes Lächeln. Der vollkommene Junge.
    Warum war ich dann nicht vollkommen glücklich?

VIERUNDZWANZIG
    In den nächsten Tagen bekam ich Wesley nicht mehr aus dem Kopf und war deswegen ziemlich übellaunig – noch übellauniger als sonst.
    Ich wollte nicht an ihn denken. Ich wollte an Toby denken, der ganz offensichtlich viel zu gut für mich war. Er spürte, dass ich schlecht drauf war, aber statt mich mit Fragen zu bedrängen, drückte er bloß meine Hand, küsste mich auf die Wange und kaufte mir Süßigkeiten in der Hoffnung, mir ein kleines Lächeln zu entlocken. Wie konnte ich an einen anderen denken – an einen nervtötenden, egoistischen Weiberhelden –, wenn direkt vor mir so ein Prachtexemplar stand? Vielleicht hätte mir jemand eine knallen oder mich einer Schocktherapie unterziehen sollen, wie man es mit Verrückten in Filmen machte. Vielleicht hätte mich das zu Verstand gebracht.
    Aber Wesley schien überall zu sein. Immer stieg er genau dann in seinen Wagen, wenn ich gerade auf den Parkplatz kam, oder stand in der Cafeteriaschlange nur einen Meter vor mir. Hat irgendjemand eine Ahnung, wie verdammt schwer es ist, jemanden zu vergessen, wenn derjenige ständig in Sichtweite ist? Kurz hatte ich mich gefragt, ob er das absichtlich machte, mich stalkte oder so was, aber ich verwarf den Gedanken wieder, als ich merkte, dass er mich nicht einmal mehr anschaute. Als wäre er zu wütend über das, was ich ihm an den Kopf geworfen hatte.
    Ich hätte erleichtert sein sollen, dass er mich nicht mehr ständig mit Blicken auffraß, aber so war es nicht. Es tat weh.
    Jedes Mal wenn ich Wesley sah, brach ein Gefühlssturm in mir los. Wut, Traurigkeit, Schmerz, noch mehr Wut, Bedauern, Lust und – das Schlimmste von allem – schlechtes Gewissen. Ich wusste, ich hätte das mit seinen Eltern nicht sagen sollen, auch wenn ich immer noch glaubte, dass es stimmte. Und obwohl ich das Bedürfnis hatte, mich zu entschuldigen, hielt ich den Mund. Mit dem Wissen, dass ich ein schrecklicher Mensch war, konnte ich besser leben, als noch einmal ein so schreckliches Gespräch mit ihm zu führen.
    Dem Gespräch mit seiner Schwester konnte ich allerdings nicht aus dem Weg gehen.
    Ich war während meiner Freistunde in der Bibliothek auf der Suche nach einem Buch, in dem es nicht um verliebte Vampire oder Kinder ging, die auf Drachen flogen, als Amy plötzlich vor mir stand. Keine Ahnung, wie sie das geschafft hatte, aber ich schwöre, dass ich nicht die leiseste Chance hatte, die Flucht anzutreten. Ich wurde sozusagen aus dem Hinterhalt angegriffen.
    »Hi, Bianca.« Sie knetete nervös ihre Hände und starrte auf den Boden, als würde es sie fast umbringen, mit mir zu reden.
    »Oh. Ähm, hey, Amy.« Ich schob das Buch, das ich gerade

Weitere Kostenlose Bücher