Voodoo Holmes Romane (German Edition)
auflöste. Ich erwachte im Dunkel und im süßlichen Duft von Rosen, die man mir von Seiten der Hotelleitung auf das Zimmer geschickt hatte. Auf dem Weg in das Bad trat ich mit nackten Füßen in etwas Feuchtes und Klebriges. Nachträglich stellte sich heraus, daß es ich um einen Soßenfleck handelte, der tagsüber nach dem im Zimmer genommenen Mahl verursacht worden war. In diesem Moment aber glaubte ich, Blut an meiner Fußsohle kleben zu spüren und schrie vor Angst und Ekel auf, bis Voodoo, der im Nebenzimmer untergebracht war, im Galopp durch die Zwischentür kam und mit gezogener Pistole ins Zimmer stürzte. Es erleichterte mich sehr, ihn zu sehen. Im Schein einer Kerze löste sich mein Alptraum in nichts auf. Mein Freund lebte, und der Rosenduft war ja gut gemeint. Der eine oder andere wird aber verstehen, daß ich den Blumenstrauß kurzerhand noch in dieser Nacht aus dem Fenster warf. Als das geschehen war, hörte ich jemanden auf der Straße fluchen, und als wir nebeneinander durch die Gardine hinab in die Tiefe starrten, sahen wir ein Liebespaar in einer offenen Kutsche, die vor dem Hoteleingang hielt. Die beiden hatten sich gerade geküsst und hielten sich umfangen. Der Blumenstrauß hatte sich über ihre Köpfe ergossen. Erst fluchten sie, dann aber lachte die Frau laut auf, als sie erkannte, daß es Rosen waren, in denen sie badeten.
„ Was Sie da gerade gemacht haben, hat was Versöhnliches, Watson“, flüsterte Holmes. „Spüren Sie nicht selbst: Es wird alles wieder gut?“
Ich wurde innerlich von Freude erfüllt. Ja, so war es richtig. Was mir beinahe den Tod bedeutet hatte, war für diese Liebenden Zuckerguss auf dem Backwerk ihrer Liebe.
Es ist an dieser Stelle notwendig, dass ich auf eine Episode zu sprechen komme, die sich vor vielen Jahren ereignet hat, als ich noch ein Jüngling war. Es war dies vor meinem Studium und vor der Militärzeit, in jenem Intervall nach absolvierter Schulausbildung, das manche Menschen für Studienreisen nutzen, ein heißer Sommer der Untätigkeit, den ich bei Verwandten auf ihrem Landsitz in der Nähe von Brighton verbrachte. Es gab dort ein Gewächshaus, das für mich bald Bedeutung erhalten würde, denn dort hielt ich mich auf, wenn ich nach Festen oder Feiern in den frühen Morgenstunden weit später nach Hause kam, als es erlaubt war. Mein Onkel Willem, der ältere Bruder meines Vaters, war ein strenger Mann, der keinen offenen Widerstand duldete, und so war es klüger, die Stunde abzuwarten, in der vom Personal die Pforten des Hauses geöffnet wurden, um mich heimlich in mein Zimmer zu stehlen.
Das Gewächshaus war sehr dicht mit Pflanzen bestanden, darunter vorwiegend Rosen. Tante Jennifer gehörte in jener Gegend zu den bekanntesten Rosenzüchtern, und es gab in dem Gewächshaus deshalb eine große Variation von Rosen, darunter uralte Stöcke, die fast den Charakter von Bäumen annahmen, so dick waren ihre Stämme. In der Mitte des Gewächshauses gab es eine Sitzgruppe, und darunter ein Sofa, auf dem ich mich ausstrecken und etwas schlummern konnte, bis mich die Strahlen der Morgensonne weckten.
Es ist hier nicht der Ort, auf manche Dinge einzugehen, die durch die Unbedachtheit und das mangelnde Ehrgefühl der Jugend entstehen. Auch ich muß mir in dieser Hinsicht den Vorwurf machen, als Jüngling Taten begangen zu haben, über die man besser den Mantel des Schweigens legt. Doch muss ich fürchten, dass dieser ganze Bericht nicht verstanden werden wird, wenn ich die große Bedeutung verschweige, die diese Rosenaffäre für mich hatte, denn sie war für mich von Anfang an verwoben mit Schuld und Reue. Um keine weiteren Personen in diese öffentlich gemachte Erinnerung hineinzubeziehen, muss ich es bei einer Andeutung
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