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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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auf­lös­te. Ich er­wach­te im Dun­kel und im süß­li­chen Duft von Ro­sen, die man mir von Sei­ten der Ho­tel­lei­tung auf das Zim­mer ge­schickt hat­te. Auf dem Weg in das Bad trat ich mit nack­ten Füßen in et­was Feuch­tes und Kleb­ri­ges. Nach­träg­lich stell­te sich her­aus, daß es ich um einen So­ßen­fleck han­del­te, der tags­über nach dem im Zim­mer ge­nom­me­nen Mahl ver­ur­sacht wor­den war. In die­sem Mo­ment aber glaub­te ich, Blut an mei­ner Fuß­soh­le kle­ben zu spüren und schrie vor Angst und Ekel auf, bis Voo­doo, der im Ne­ben­zim­mer un­ter­ge­bracht war, im Ga­lopp durch die Zwi­schen­tür kam und mit ge­zoge­ner Pi­sto­le ins Zim­mer stürz­te. Es er­leich­ter­te mich sehr, ihn zu se­hen. Im Schein ei­ner Ker­ze lös­te sich mein Alp­traum in nichts auf. Mein Freund leb­te, und der Ro­sen­duft war ja gut ge­meint. Der eine oder an­de­re wird aber verste­hen, daß ich den Blu­men­strauß kur­zer­hand noch in die­ser Nacht aus dem Fens­ter warf. Als das ge­sche­hen war, hör­te ich je­man­den auf der Straße flu­chen, und als wir ne­ben­ein­an­der durch die Gar­di­ne hin­ab in die Tie­fe starr­ten, sa­hen wir ein Lie­bes­paar in ei­ner of­fe­nen Kut­sche, die vor dem Ho­te­lein­gang hielt. Die bei­den hat­ten sich ge­ra­de ge­küsst und hiel­ten sich um­fan­gen. Der Blu­men­strauß hat­te sich über ihre Köp­fe er­gos­sen. Erst fluch­ten sie, dann aber lach­te die Frau laut auf, als sie er­kann­te, daß es Ro­sen wa­ren, in de­nen sie ba­de­ten.
    „ Was Sie da ge­ra­de ge­macht ha­ben, hat was Ver­söhn­li­ches, Wat­son“, flüs­ter­te Hol­mes. „Spüren Sie nicht selbst: Es wird al­les wie­der gut?“
    Ich wur­de in­ner­lich von Freu­de er­füllt. Ja, so war es rich­tig. Was mir bei­na­he den Tod be­deu­tet hat­te, war für die­se Lie­ben­den Zucker­guss auf dem Back­werk ih­rer Lie­be.
     
    Es ist an die­ser Stel­le not­wen­dig, dass ich auf eine Epi­so­de zu spre­chen kom­me, die sich vor vie­len Jah­ren er­eig­net hat, als ich noch ein Jüng­ling war. Es war dies vor mei­nem Stu­di­um und vor der Mi­li­tär­zeit, in je­nem In­ter­vall nach ab­sol­vier­ter Schul­aus­bil­dung, das man­che Men­schen für Stu­di­en­rei­sen nut­zen, ein hei­ßer Som­mer der Un­tätig­keit, den ich bei Ver­wand­ten auf ih­rem Land­sitz in der Nähe von Brighton ver­brach­te. Es gab dort ein Ge­wächs­haus, das für mich bald Be­deu­tung er­hal­ten wür­de, denn dort hielt ich mich auf, wenn ich nach Fes­ten oder Fei­ern in den frühen Mor­gen­stun­den weit später nach Hau­se kam, als es er­laubt war. Mein On­kel Wil­lem, der äl­te­re Bru­der mei­nes Va­ters, war ein stren­ger Mann, der kei­nen of­fe­nen Wi­der­stand dul­de­te, und so war es klü­ger, die Stun­de ab­zu­war­ten, in der vom Per­so­nal die Pfor­ten des Hau­ses ge­öff­net wur­den, um mich heim­lich in mein Zim­mer zu steh­len.
    Das Ge­wächs­haus war sehr dicht mit Pflan­zen be­stan­den, dar­un­ter vor­wie­gend Ro­sen. Tan­te Jen­ni­fer ge­hör­te in je­ner Ge­gend zu den be­kann­tes­ten Ro­senzüch­tern, und es gab in dem Ge­wächs­haus des­halb eine große Va­ria­ti­on von Ro­sen, dar­un­ter ur­al­te Stöcke, die fast den Cha­rak­ter von Bäu­men an­nah­men, so dick wa­ren ihre Stäm­me. In der Mit­te des Ge­wächs­hau­ses gab es eine Sitz­grup­pe, und dar­un­ter ein Sofa, auf dem ich mich aus­strecken und et­was schlum­mern konn­te, bis mich die Strah­len der Mor­gen­son­ne weck­ten.
    Es ist hier nicht der Ort, auf man­che Din­ge ein­zu­ge­hen, die durch die Un­be­dacht­heit und das man­geln­de Ehr­ge­fühl der Ju­gend entste­hen. Auch ich muß mir in die­ser Hin­sicht den Vor­wurf ma­chen, als Jüng­ling Ta­ten be­gan­gen zu ha­ben, über die man bes­ser den Man­tel des Schwei­gens legt. Doch muss ich fürch­ten, dass die­ser gan­ze Be­richt nicht ver­stan­den wer­den wird, wenn ich die große Be­deu­tung ver­schwei­ge, die die­se Ro­sen­af­fä­re für mich hat­te, denn sie war für mich von An­fang an ver­wo­ben mit Schuld und Reue. Um kei­ne wei­te­ren Per­so­nen in die­se öf­fent­lich ge­mach­te Er­in­ne­rung hin­ein­zu­be­zie­hen, muss ich es bei ei­ner An­deu­tung

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