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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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sin­nie­ren. Ich habe kei­ne Ah­nung, wo er sich die­ses gan­ze Wis­sen zu­sam­men­hol­te, und ob er über­haupt wuss­te, was er mit sei­nen In­for­ma­tio­nen bei mir an­rich­te­te. Ein­mal erzähl­te er mir von Ro­sen­ge­wäch­sen. So sei der Ap­fel aus der Rose her­vor­ge­gan­gen, eben­so wie die Him­bee­re oder die Ha­ge­but­te. All das sei­en Spiel­for­men der Rose, die an sich auch so viel­fäl­ti­ge Sor­ten kennt, daß man sich scheut, von Sor­ten zu spre­chen und lie­ber sa­gen wür­de: Fa­mi­li­en. Ro­sen schei­nen wie Men­schen klei­ne Grüpp­chen zu bil­den und da­bei ihre Erb­an­la­gen so dif­fe­ren­ziert wei­ter­zu­ge­ben, daß kei­ne Rose der an­de­ren gleicht. Ich nahm un­ter die­sen Wor­ten den Ap­fel, der vom Nach­tisch üb­rig ge­blie­ben war, be­trach­te­te ihn ei­ni­ge Se­kun­den und warf ihn schließ­lich mit großer Treff­si­cher­heit durch die Ter­ras­sen­tür ins Freie, was Hol­mes zum La­chen ver­an­lass­te: „Der Ap­fel des Pa­ris!“ rief er, „großar­tig, Wat­son. Sie wer­den noch zum wan­deln­den Eros. Wen wohl Ihr Pfeil dies­mal ge­trof­fen hat?“ Schon lief er ans Fens­ter, um zu se­hen, ob der Ap­fel einen Vor­über­schrei­ten­den an der Bir­ne ge­trof­fen hat­te. Je­ner war aber, wie er ent­täuscht be­merk­te, acht­los im Ra­sen des Vor­gar­tens lie­gen ge­blie­ben. Die vor­wie­gend deut­schen Be­su­cher des Ho­tels aber, die um uns her­um saßen, senk­ten ob un­se­ren un­ge­bühr­li­chen Be­neh­mens dis­kret die Blicke.
     
    An ei­nem an­de­ren Tag gab es einen Vor­trag über das We­sen der Rose im Kur­haus, den Hol­mes um je­den Preis be­su­chen woll­te. Ich tat ihm den Ge­fal­len und lausch­te wi­der­wil­lig dem Vor­trag ei­ner rus­si­schen Ade­li­gen, die zwi­schen­durch auf der Brat­sche schwer­müti­ge Wol­ga­lie­der her­un­ter­kratzte, daß die Rose das Sym­bol für den Schoß der Frau schlecht­hin sei. Es war ein skan­da­lö­ser Vor­trag, der mit der In­for­ma­ti­on be­gann, schon die ägyp­ti­sche Prin­zes­sin Cleo­pa­tra habe Ro­sen­blät­ter und Ro­sen­öl in ih­rer Um­ge­bung so in­ten­siv an­ge­rei­chert, daß man sie, wenn sie über das Meer kam, zu­erst roch, und dann erst das Se­gel ih­res Kreu­zers sah. Die be­täu­ben­de An­zie­hungs­kraft, die sie auf alle Män­ner aus­üb­te, und mit de­nen sie sie in Schach hielt, war also an­geb­lich dem Ro­sen­duft ge­schul­det. Üb­ri­gens war in dem Vor­trags­raum des Kur­hau­ses die Zahl der Frau­en, die Ro­sen­par­füm auf­ge­legt hat­ten, so hoch, daß ich zwi­schen­durch in eine ro­sen­ro­te Ohn­macht fiel und da­bei träum­te, ein In­sekt zu sein, daß in den Schlund ei­ner Ro­sen­blüte ge­saugt wird, um dort auf­ge­fres­sen zu wer­den. Aber das war gar kein Alp­traum mehr, son­dern schon fast eine Er­leich­te­rung. Wer eine Angst lan­ge ge­nug ge­pflegt hat, lernt bald, dar­über zu la­chen. Merk­wür­dig aber war das Er­wa­chen. Ich glaub­te, noch zu träu­men, als ich vor mir einen Cha­rak­ter­kopf er­blick­te. Er saß drei Rei­hen vor mir auf sei­nem Stuhl, ein äl­te­rer Mann mit weiß­grau­en, locki­gen Haa­ren und ei­ner be­gin­nen­den Glat­ze. Sein Nacken war kräf­tig und ge­rötet, und da­bei war mein ers­ter Ge­dan­ke: Ist das nicht Lord Hogson? Tat­säch­lich. Er blick­te su­chend zur Sei­te, und da er­kann­te ich sein Ge­sicht. Da durch­fuhr mich ein Schrecken, denn sein Blick schi­en Hol­mes zu tref­fen, der auf­grund des Platz­man­gels im Kur­haus fünf Rei­hen vor mir zu sit­zen ge­kom­men war.
     
    Ich merk­te, daß mein Herz zu klop­fen be­gann. Ich kann nicht ge­nau sa­gen, warum. Es moch­te et­was mit der Art zu tun ha­ben, wie sei­ne Lord­schaft Hol­mes be­trach­te­te. Hin­zu kam, daß sei­ne An­we­sen­heit in die­ser Stadt, wenn schon nicht ganz un­ge­wöhn­lich, so doch über­ra­schend war. Eng­län­der fuh­ren nor­ma­ler­wei­se im Som­mer nach Da­vos oder Ba­den-Ba­den, oder nach Böh­men, sel­ten aber in die Haupt­stadt Un­garns. Konn­te es ein Zu­fall sein, daß er in die­sem Jahr Bu­da­pest als Ziel sei­ner Rei­se aus­er­ko­ren hat­te? Wie wahr­schein­lich aber war es, daß er da­bei sicht­lich In­ter­es­se an

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