Voodoo Holmes Romane (German Edition)
gestellt wurde. Es war das sicher keine böse Absicht. Längst hatte das Personal vergessen, daß ich gerade Rosen als Mordwaffe erlebt hatte. Und das Merkwürdige daran: Ich sah Voodoo Holmes, meinen Gefährten, als weit gefährdeter an als mich selbst. Er bemühte sich rührend um mich, saß den ganzen Tag an meinem Krankenbett, bis ich genesen war. Das Unglück, das mich befallen hatte, tat er jedoch mit einem Achselzucken ab. „Es hat keinen Sinn, darüber zu grübeln, warum Sie äußerliche Ähnlichkeit mit einem Habsburgerprinzen aufweisen, Watson“, meinte er. „Es war Zufall, nicht wahr?“
„ Ich werde dabei den Gedanken nicht los, Holmes, daß Ihrem Bruder beim Fall der Lady Hampton etwas Wesentliches entgangen ist. Die Aufklärung dieses Falls war zu leicht. Nun, es fiel ihm eben auf, daß die Dornen fehlten. Daß er der Einzige war, der diese Beobachtung machte, spricht weniger für seinen Scharfsinn als die Achtlosigkeit aller anderen Beteiligten. Denken Sie vor allem an das Personal, Holmes. Es müsste doch merken, daß die Blumen keine Dornen mehr haben, wenn sie aus dem Zimmer entfernt werden.“
„ Tatsächlich aber fand man im Magen der Toten die Dornen“, bemerkte er.
„ Könnte es Mord gewesen sein, Holmes?“
„ Es ist wenig wahrscheinlich, daß man die Dornen in der Nahrung verborgen haben könnte. Ganz davon abgesehen, daß Lady Hampton in den Wochen vor ihrem Tod nichts mehr aß.“
„ Vielleicht ließ man sie hungern und sie aß die Dornen, um sich zu ernähren?“
„ Da wären Blüten und Stängel nahrhafter gewesen“, meinte er.
„ Man kann es drehen und wenden, wie man will“, gab ich zu, „man findet zu keiner Lösung. Und doch habe ich ein vages Gefühl von Schuld. Und dieses Gefühl passt zu diesem Anschlag. Bedenken Sie doch, wie merkwürdig es ist, daß ich kurze Zeit darauf beinahe von einem Rosenbuschen erschlagen werde!“
Holmes saß mir im Sessel gegenüber, den er an mein Bett gerückt hatte. Er hatte die Schuhe ausgezogen und schmiegte sich in seinen Sitz wie ein Kind, mit angezogenen Beinen. Er schien nachdenklich und hatte die Augen halb geschlossen. Leise sagte er dann: „Es ist ein Zauber, keine Frage.“
„ Wie bitte, Holmes?“
Er setzte sich auf und starrte mich unverwandt an: „Was Sie empfinden, Watson, und was jeder, der an diesem Mordfall beteiligt war, empfand, ist das Vorliegen eines Zaubers, von Magie. Sehen Sie, die Dame aß die Dornen, und diese führten auch zu ihrem Tod. Aber es war kein Selbstmord, oder auch keine Aussage, die sie damit beabsichtigte. Nein, sie aß die Dornen, weil sie nicht anders konnte. Weil ein düsterer Zauber auf ihr lag, ein Schadenszauber, der ihr befahl, Dornen zu verspeisen. So ist es, Watson. Und dieser Zauber hat sein Ziel nicht erreicht. Was könnte dieses Ziel gewesen sein? Mit dem Tod Lady Hamptons wurde etwas bezweckt, soviel ist klar.“
„ Wahrscheinlich ihr Erbe“, sagte ich. „Sie war reich.“
„ Und das bekommt nun ihr Ehemann. Durch die Intervention meines Bruders wurde jeder Verdacht von ihm genommen. Das würde aber auch bedeuten, daß nicht er es war, der seine Frau mit dem Fluch belegte.“
„ Wer war es dann?“
Holmes versank erneut in seinem Sessel, legte das Haupt auf seine Lehne und schloss die Augen. Ich wartete darauf, daß er mir antworten würde, doch bald erkannte ich an seinem regelmäßigen Atem, daß er eingeschlafen war. Auch ich wurde schläfrig, und nickte ein. Es wurde Abend und Nacht, während ich schlief, und der Lärm von der Straße, der durch die geöffneten Fenster in den Raum drang, mochte dafür verantwortlich sein, daß ich von einer lächelnden Rose träumte, die sich unversehens in die Luft erhob und meinem Freund wie ein Vampir ins Gesicht flatterte, das sich darauf mit Blutspritzern
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