Voodoo Holmes Romane (German Edition)
alles, was ich zum Thema Hogson zu sagen habe.“
„ Denken Sie denn, daß seine Anwesenheit in dieser Stadt mit dem Anschlag zu tun haben könnte, der auf mich verübt wurde?“
„ Warum sollte er das tun?“
„ Um Ihnen Angst einzujagen? Wenn Sie feststellten müssten, daß er in Verfolgung seiner Ziele auch nicht vor einem Mord zurückschreckt ...“
Da warf Holmes den Kopf zurück und lachte. Wir sprachen kein Wort mehr, bis wir ans Hotel gekommen waren. Dort aber begannen wir, unsere Sachen zu packen, um unsere Abreise vorzubereiten. Mir war es in der Stadt einfach zu ungemütlich geworden.
Der Mann im Zug
Holmes hatte sich innerlich längst auf eine vorzeitige Abreise eingestellt und wusste, daß der Orientexpress gerade in dieser Nacht einen Zwischenstopp in der Stadt einlegte, und zwar um 3:53 Uhr. Es blieben uns also nur mehr knappe zwei Stunden, um an den Bahnhof zu kommen, in deren Gaststätte wir noch in einer fast bubenhaften Laune ein schönes vorzeitiges Frühstück einnahmen, bevor wir dann in den Zug stiegen, wo wir in kürzester Zeit in traumlosen Schlaf verfielen. Ich dachte zuerst, unsere Abreise sei unbemerkt geblieben, wurde jedoch am Wien Südbahnhof eines Besseren belehrt. Schon in den vergangenen Jahren war es so gewesen, daß ein Zwischenaufenthalt in der Hauptstadt der Donaumonarchie zu Unruhe geführt hatte. Es war hier, im Zentrum Europas, ein größeres Aufgebot an Journaille zu erwarten, denn hier kamen alles, was Rang und Namen hat, durch, und seit Erfindung der Photographie verging keine Minute, ohne das irgendwo an einem der Bahnsteige die Magnesiablitze der Kameras aufleuchteten. Schon bei unserer Herfahrt hatte sich die Nachricht vom Eintreffen Sherlocks im Orientexpress in Windeseile ausgebreitet und war weithin telegraphiert worden, weshalb der Bahnsteig am Wiener Südbahnhof mit Schaulustigen gefüllt gewesen war. Während Sherlock huldvoll eine Audienz durch das offene Fenster gegeben hatte und dabei mehrmals in blendenden Lichtschein getaucht gewesen war, hatte sich Voodoo gleichgültig verhalten und schlafend gestellt, als nach ihm gerufen wurde. Die Rufe waren immer drängender geworden, und nur die Abfahrt des Zuges hatte verhindert, daß Schaulustige, von den verschlossenen Wagentüren wenig abgeschreckt, durch die Fenster eingestiegen wären, um des geheimnisvollen Bruders ansichtig zu werden. Nun, bei der Rückfahrt, war es bereits später Nachmittag eines sonnendurchleuchteten, faulen Herbsttages, bei dem man leere Bahnsteige erwartet hätte. Als ich jedoch aus dem Fenster blickte, um die letzten orangen Sonnenstrahlen zu genießen, gewahrte ich erneut eine große Menge an Neugierigen, die ihre Blicke nach den Fenstern verdrehten. Kaum hatten sie mich erblickt, brachen sie in „Holmes!“-Rufe aus. „Holmes! Holmes!“ schrieen sie, und wieder: „Voodoo Holmes!“
Direkt unter mir wurden Menschen an die Wand des Zuges gequetscht, der schon mit Ablassen von Dampf seine Abfahrtsbereitschaft ankündigte. „Holmes!“ riefen die Menschen, „ans Fenster, Holmes!“ baten die Photographen, die mühsam ihre Gestelle aufgebaut hatten und bereits in Hoffnung auf einen Schnappschuss ihre Kerzen über das Leuchtpulver hielten. Ich schaute über meine Schulter zurück, was die Menschen noch zu befeuern schien und blickte auf Holmes, der quer auf dem Sitz lag, die Hände auf dem Bauch, die Augen geschlossen.
„ Wollen Sie sich nicht kurz zeigen?“ fragte ich ihn halblaut. „Man ist nur gekommen, um Sie zu sehen, Holmes.“
„ Es schadet nicht, wenn auch sie zum Opfer der Indiskretion gemacht werden, die sie hergeführt hat, Watson. Wer könnte es gewesen sein, der
Weitere Kostenlose Bücher