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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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Ga­li­zi­en ös­ter­rei­chi­sches Ter­ri­to­ri­um ist“, be­merk­te un­ser Gast, der of­fen­bar mehr dar­über wuss­te, als mir an­ge­nehm war.
    Hol­mes hat­te sich un­ter die­sen Wor­ten zu­rück­ge­lehnt und be­ob­ach­te­te sei­nen Be­su­cher un­ter halb­ge­senk­ter Au­gen­li­dern. Dann blick­te er aus dem Fens­ter, auf die hell er­leuch­te­te Stadt Wien, de­ren brei­te Straßen, de­ren Pracht­bau­ten, die vor uns vor­über­schwenk­ten, und mein­te: „Nun, es hat eine ge­wis­se poe­ti­sche Be­rech­ti­gung, die­se al­ten Ge­schich­ten auf­zu­wär­men, wenn Sie es wol­len, und sei es nur, um Dr. Wat­son dar­an teil­ha­ben zu las­sen.“
    Er mach­te eine Pau­se, als fie­le es ihm schwer, da­von zu re­den. Ich sperr­te die Oh­ren auf, denn ich wuss­te zwar von mei­nem Freund Sher­lock, daß sein jün­ge­rer Bru­der nur ein Halb­bru­der war, den er selbst erst sehr spät ken­nen ge­lernt hat­te, doch er hat­te die Sa­che auf An­deu­tun­gen be­ru­hen las­sen.
    „ Es wird Ih­nen viel­leicht auf­ge­fal­len sein, daß ich Ihre Spra­che spre­che ...“, be­gann Hol­mes.
    „ Und das mit so großer Kunst­fer­tig­keit, daß ich Ih­nen mein höchs­tes Kom­pli­ment aus­spre­chen muß!“ rief Pro­fes­sor Becks­tein, der sich in sei­nem Sitz vor­ge­beugt hat­te und mit al­len Fa­sern an den Lip­pen mei­nes Freun­des hing.
     
     
    Hol­mes ver­rät ein Fa­mi­li­en­ge­heim­nis
     
    „ Mein Va­ter Mois­he war ein Wel­ten­bumm­ler“, fuhr Hol­mes fort, nach­dem er sei­nen Sher­ry ge­kippt hat­te und während er sich eine neue Zi­gar­re an­s­teck­te. „Er stamm­te aus ei­nem klei­nen Dorf in Wol­hy­ni­en. Sei­ne Fa­mi­lie war nach ei­nem Po­grom, wie es in die­sen länd­li­chen Be­rei­chen öf­ter vor­kommt, ver­trie­ben wor­den, über lan­ge Wege nach Wes­t­eu­ro­pa ge­langt und zu­letzt bis nach Eng­land ge­kom­men, wo sie schließ­lich neu­er­lich sess­haft wer­den konn­te. Es gab eine lan­ge Fa­mi­li­en­tra­di­ti­on fah­ren­der Händ­ler, mein Va­ter war der ers­te, der nahe der Ken­sing­ton Sta­ti­on ein Pfand­leih­ge­schäft er­öff­ne­te, das in den ers­ten Jah­ren auch überaus er­folg­reich war. Er hei­ra­te­te schon als jun­ger Mann eine Irin, wie sie im Bu­che steht, tat­kräf­tig und un­be­irr­bar, som­mer­spros­sig und mit ro­ten Haa­ren. Aus die­ser Ehe stam­men mei­ne Halb­brü­der My­croft und Sher­lock. Der äl­te­re hat sehr viel von sei­ner Mut­ter, er ist ein Ire bis ins Mark. In sei­ner Ju­gend hielt er sich auf den Schlacht­fel­dern der Kro­ne auf, im bes­ten Man­nes­al­ter trat er in den Staats­dienst, wo er heu­te eine hohe Stel­lung be­klei­det. Sher­lock hin­ge­gen hat die we­sent­li­chen Tu­gen­den sei­nes Va­ters ge­erbt, er ist un­s­tet und ein Ein­zel­gän­ger, da­bei aber fleißig, be­stän­dig und sehr me­tho­disch in al­lem, was er sich vor­ge­nom­men hat. Die ers­te Ehe mei­nes Va­ters mußte schei­tern, er dach­te lo­gisch und nüch­tern bis zur Herz­lo­sig­keit, während sei­ne Gin­nie nur Herz war. Tags­über half sie im Ge­schäft mit, abends aber woll­te sie Spaß ha­ben, sang und tanzte ger­ne und so war es ab­seh­bar, daß sie mei­nem Va­ter ei­nes Ta­ges die Ehe auf­kün­dig­te. Die­ser war dar­über so be­trof­fen, und aus der Bahn ge­wor­fen, daß er un­fähig war, sein ei­ge­nes Le­ben fort­zu­set­zen. Er war kein Selbst­mör­der, son­dern ei­ner, der von ei­nem Tag auf den an­de­ren al­les hin­wirft, um ein neu­es Le­ben zu be­gin­nen. An­ders konn­te er sei­ne Frau nicht ver­ges­sen. Es gab Cous­ins, die nach Ame­ri­ka aus­ge­wan­dert wa­ren, und de­nen woll­te er nach. Da aber ge­ra­de kein Schiff nach New York aus­lief, heu­er­te er auf ei­nem Baum­woll­damp­fer an, der nach Vir­gi­nia un­ter­wegs war. Auf den Ba­ha­mas wur­de Zwi­schen­sta­ti­on ge­macht, und dort lern­te mein Va­ter mei­ne Mut­ter ken­nen, ein afri­ka­ni­sches Mäd­chen, dem die Flucht von ei­nem die­ser un­säg­li­chen Skla­ven­seg­ler ge­lun­gen war, die auf den Ba­ha­mas an­lan­de­ten, um dort Frisch­was­ser zu schöp­fen. Mein Va­ter war auf der Über­fahrt vom Schiffs­maat so ge­quält wor­den, daß er die

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