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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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Schlan­ge nicht se­hen, dann sah man nur mehr die Schlan­ge. Und wenn es so war, daß die Schlan­ge zwar op­tisch se­pa­rat, tat­säch­lich aber Aus­druck mei­ner Mut­ter war, war es dann nicht denk­bar, daß sie in der Kri­sen­si­tua­ti­on ganz zur Schlan­ge mu­tier­te und ich nicht in ih­rem Ma­gen und Ge­därm, son­dern tat­säch­lich in ih­rer Ge­bär­mut­ter ge­ruht hat­te und ein Schlan­gen­kind war?“
    Hol­mes mach­te eine wei­te­re Pau­se und sah wie ab­we­send zur Sei­te. Ich konn­te sei­nen Ge­dan­ken fast nicht mehr fol­gen und starr­te ihn wie in Tran­ce an. Nicht nur war mir all das neu, was er hier erzähl­te, son­dern es griff mich selt­sam an. Ich glaub­te, mei­ne Seh­kraft zu ver­lie­ren, und konn­te ihn nur mehr ver­schwom­men se­hen. Zu­gleich war ich so ge­fan­gen von sei­ner Erzäh­lung wie das Ka­nin­chen im Vi­sier von Schlan­gen­au­gen. Auch Pro­fes­sor Becks­tein konn­te sich zwi­schen­durch nur mehr durch ein rat­lo­ses Gluck­sen ver­neh­men las­sen, so sehr war er von der Erzäh­lung ge­fan­gen. Drau­ßen pol­ter­te der Zug ge­ra­de über eine Brücke und es ka­men die Aus­läu­fer ei­ner Sied­lung ins Blick­feld. Um mich aus dem Bann zu lö­sen, schau­te ich aus dem Fens­ter, wo im Ne­bel tief un­ten auf ei­ner Straße ein­zel­ne Fuhr­wer­ke vor­bei­rat­ter­ten und schon die Gas­lich­ter brann­ten.
    „ Der Tag, an dem ich nach Wien zu­rück­kam“, fuhr Hol­mes fort, „und vor dem Al­tar in der Woh­nung mei­nes Va­ters stand, wird mir un­ver­ge­ss­lich blei­ben. Da sah ich den Wahn­sinn mei­nes Va­ters, und die Über­res­te mei­ner Mut­ter. Es war Tod und geis­ti­ger Ver­fall in ei­nem, den ich hier sah, und es herrsch­te auch ein Ge­stank der Ver­wahr­lo­sung und Ver­we­sung, der die gut­mütigs­te Haus­häl­te­rin wehr­los ge­macht hät­te. Ich frag­te mich, wie lan­ge mein Va­ter schon in die­sem Ver­fall leb­te. Im Rück­blick be­trach­tet wird die­ser Al­tar von An­fang an die Ur­sa­che sei­nes Wahn­sinns ge­we­sen sein, denn ich selbst, der ich das ers­te Mal vor ihm stand, spür­te schon das schlei­chen­de Gift, das er aus­üben konn­te. Es wa­ren christ­li­che Ele­men­te mit Ker­zen ein­ge­bracht, und fernöst­li­che Ele­men­te mit Ge­ruchs­stäb­chen, die im­mer­zu brann­ten, und es war da ein Spie­gel, so­gar meh­re­re Spie­gel in bes­timm­ten Kons­tel­la­tio­nen und Win­kel­nei­gun­gen, die den Schlan­gen­kopf, der in der Mit­te prang­te, viel­fach re­flek­tier­ten und da­bei zu ei­ner rie­si­gen Blu­me auf­blühen lie­ßen, des­sen Blät­ter Schlan­gen­köp­fe wa­ren.“
    „ Eine Rose!“ rief da Pro­fes­sor Becks­tein da­zwi­schen.
    „ Ja, das sich zer­set­zen­de Fleisch hat­te einen röt­li­chen Schim­mer“, nick­te Hol­mes, „und die An­ord­nung er­in­ner­te tat­säch­lich an eine Rose, die auf ei­nem Kreuz prang­te. Es war die pure Blas­phe­mie.“
    Mit dem Wort traf mich et­was. Man hät­te sa­gen kön­nen, eine Er­kennt­nis. Tat­säch­lich aber war es das Be­wusst­sein der Nähe ei­nes Ge­heim­nis­ses. Wür­de ich es je­mals lö­sen kön­nen? Aber es war so­zu­sa­gen da, wie um die Ecke, aus dem Blick­win­kel. Es hat­te et­was mit dem Kopf­schmerz zu tun, den ich sei­nem Bu­da­pes­ter At­ten­tat ru­mo­ren spür­te. Viel­leicht gab es so­gar eine Ver­bin­dung zum Tod Lady Hamp­tons. Und nun mußte ich er­fah­ren, daß sich Ro­sen­blät­ter in Schlan­gen­köp­fe ver­wan­deln kön­nen!
    „ Jetzt weiß ich, was es ist, Mr. Hol­mes!“ rief Pro­fes­sor Becks­tein, der mit größter Er­re­gung die­sem Be­richt ge­lauscht hat­te und nun von großer Er­leich­te­rung er­fasst wer­den schi­en, denn ein merk­wür­di­ges La­chen über­fiel sei­ne Mie­nen, „ja, der Him­mel hat Sie zu mir ge­schickt, Sie sind die Ant­wort auf den Alp­druck, un­ter dem ich lei­de! Sie wis­sen es viel­leicht nicht, aber die Rose, und das Ro­sen­kreuz, die Ro­sen­kreu­zer, das ist doch das, was mich so ver­rückt macht, was mich quält, was mich bei­na­he bis zum Mord ge­trie­ben hat! Ja, Mr. Hol­mes, ich er­ken­ne es, es ist so!“ rief un­ser Gast, als sich mit ei­nem Mal ein Hus­ten­an­fall in ihm Bahn brach. Ich konn­te mir die­sen

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