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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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plötz­li­chen Wan­del nicht er­klären. Erst schi­en er noch ös­ter­rei­chi­scher Wür­den­trä­ger, ein äl­te­rer, fein­sin­ni­ger Herr, nun brach et­was Dä­mo­ni­sches aus ihm her­vor. Er hus­te­te, zog ein Ta­schen­tuch her­vor, und als hus­te­te und schrie, kreisch­te et­was in sei­nem Brust­korb, als hiel­ten des­sen Knor­pel­span­gen einen Vo­gel ge­fan­gen – oder das Herz – bis er dann schlag­ar­tig ver­stumm­te und mit den Au­gen roll­te. Sein Ge­sicht war ge­rötet, er schi­en in sich zu lau­schen, und dann fiel er er­schöpft nach rück­wärts und schloss die Au­gen.
    Ich blick­te Hol­mes an, und er schau­te mich an.
    „ Ro­sen­kreu­zer?“ frag­te ich. Wir be­ob­ach­te­ten un­se­ren Gast, der sei­ne Au­gen wie­der öff­ne­te, und kraft­los flüs­ter­te, zwi­schen klei­nen, un­ter­drück­ten Hus­ten­stößen: „Wei­ter, bit­te erzählen Sie wei­ter. Ich darf mich nicht auf­re­gen, ich weiß. Ich wer­de Ih­nen ein­mal da­von erzählen, wenn ich den Mut auf­brin­gen kann, aber jetzt noch nicht. Es ist noch nicht mög­lich. Aber ich spü­re es, ein­mal wer­de ich Ih­nen da­von be­rich­ten kön­nen, es ist eine Pri­vat­an­ge­le­gen­heit. Ent­schul­di­gen Sie, wenn ich Sie un­ter­bro­chen habe.“
    „ Ich bin mit mei­ner ei­ge­nen Erzäh­lung fast am Ende“, mein­te Hol­mes. „Mein Va­ter lag auf dem Bett mit of­fe­nen Au­gen. Er konn­te sich nicht äu­ßern, er hat­te sich be­su­delt und of­fen­bar seit Ta­gen nichts mehr ge­ges­sen. Der Arzt, den ich zu Rate zog, erzähl­te mir, es hand­le sich hier um einen Zu­stand der Ka­ta­to­nie, was so­viel heißt wie: Krank­heit, wo man auf dem Bett liegt mit of­fe­nen Au­gen, nicht spricht, nicht isst, und sich be­su­delt. Es ist eine Form des Ir­re­seins und un­heil­bar, mehr weiß man dar­über nicht. Der Arzt schlug noch ir­gend­wel­che Was­seran­wen­dun­gen vor, kalt ab­sprit­zen, eine Form der Schock­the­ra­pie, das war al­les. Als ich rat­los zu­rück­b­lieb, fiel mir dann auf, daß das Ver­hal­ten mei­nes Va­ters un­ge­wöhn­lich war. Zum Bei­spiel ver­ließ er durch­aus das Bett, ließ sich auf den Bo­den fal­len, und be­gann dann mit wurm­för­mi­gen Be­we­gun­gen durch die Woh­nung zu krie­chen.“
    „ Atheto­ti­sche Be­we­gun­gen, nicht wahr?“ warf ich ein.
    „ Ja, atheto­tisch nennt das die Neu­ro­lo­gie wohl“, wie­der­hol­te Hol­mes ab­fäl­lig und mit ei­nem sar­kas­ti­schen Un­ter­ton we­gen mei­nes kläg­li­chen Ver­suchs, me­di­zi­ni­sches Wis­sen ein­flie­ßen zu las­sen, um dann fort­zu­fah­ren: „Ei­nes die­ser zweck­lo­sen la­tei­ni­schen Wör­ter mehr, wie Sie gleich se­hen wer­den. Denn we­der bie­tet das Wort Ein­blick in die Na­tur der Sa­che, noch einen Hin­weis über Heil­mög­lich­kei­ten. Aber nun wei­ter. An an­de­ren Ta­gen fiel mir auf, daß mein Va­ter die Zun­ge sinn­los aus dem Mund streck­te und dann, wenn man ihn an­sprach, sie vor Auf­re­gung rasch vor und zu­rück­schnel­len ließ. Sein Es­sen ver­schlang er mit ei­nem Schnap­pen und würg­te es un­zer­kaut hin­ab.“
    „ Er aß also doch!“ flüs­ter­te Pro­fes­sor Becks­tein hei­ser da­zwi­schen.
    „ Ich mer­ke, wor­auf das hin­aus­läuft“, sag­te ich auf Eng­lisch da­zwi­schen, mit ei­nem Sei­ten­blick auf un­se­ren Gast, der sicht­lich ge­schwächt war, „aber ich glau­be, es ge­hört auch ei­ni­ges dazu, es wahr­zu­neh­men.“
    „ Erst an dem Tag, an dem er mich be­droh­lich an­zisch­te, als ich ins Zim­mer trat, merk­te ich, daß er die Ver­hal­tens­wei­sen ei­ner Schlan­ge an­zu­neh­men be­gon­nen hat­te“, be­stätig­te Hol­mes. „Nun konn­te ich mir auch die hart­näcki­gen Ver­hor­nun­gen sei­ner Füße er­klären, Horn­plat­ten, die an Schlan­gen­haut er­in­ner­ten. Nun be­griff ich: Es hat­te et­was mit dem Al­tar mit dem Schlan­gen­kopf zu tun, der hyp­no­ti­sche Wir­kung auf mei­nen Va­ter aus­zuü­ben schi­en. Die­se Wir­kung spür­te ich ja selbst, denn ich hat­te in die­sen Ta­gen zu fie­bern be­gon­nen und fühl­te mich, als schweb­te ich fast schwe­re­los beim Ge­hen über dem Bo­den. Im­mer wie­der mußte ich mich auf­grund ei­nes zu­neh­men­den Schwin­dels

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