Voodoo Holmes Romane (German Edition)
verfolgt. Selbst dieser hellrote Blutfleck auf dem Taschentuch des Professors, ähnelte er nicht aufs Haar dieser Blume?“
„ Nun, Sie vermischen hier einiges, Watson. Das Bild einer Sache ist nicht die Sache selbst“, widersprach er.
„ Aber doch ein Hinweis auf sie, nicht wahr?“
„ Soviel ist richtig. Zumindest dann, wenn dieser alte Herr uns weiter auf dem Weg zu dem Zauber weist, der ihn – und auch Sie, Watson, wenn ich das anmerken darf – gefangen hält.“
Er meinte damit den Vorfall in Budapest. Tatsächlich aber ging mir die Geschichte, die er eben erzählt hatte, näher als der Schlag, der mich damals auf den Kopf getroffen hatte. Ich saß erschüttert da und wusste nicht genau, was ich zu all dem sagen sollte. „Und Sie selbst, Holmes?“, begann ich dann. „Steht nicht Ihr eigenes Leben im Zeichen einer Rose? Sie bedeutet in Ihrem Leben die Vervielfältigung des Kopfes der Schlange, die Ihre Frau Mutter war. Sie hat Ihnen das Leben geschenkt, sie ist Ihr Ursprung, und in dem Moment, wo ein Kriminalfall darauf aufmerksam machte, erkennen wir, daß dieses Symbol aufgebrochen ist wie eine frische Wunde.“
„ Das stimmt“, meinte er, „und tatsächlich bin ich in vielem meiner Mutter Sohn. So habe ich erwähnt, daß sie zeitlebens eine Schlange mit sich trug, nicht wahr?“
„ Ja?“ fragte ich zweifelnd. Im nächsten Augenblick knöpfte er sein Hemd auf und es durchfuhr mich ein großer Schreck, als ich ein schwärzliches Winden sah. Es war eine winzige Schlange, recht harmlos eigentlich. Sie hatte sich nun auf seiner Handfläche zusammengerollt und war wenig mehr als ein Wurm. Ich streckte meine Hand aus, doch Holmes stieß ein „Vorsicht!“ hervor.
„ Sie ist giftig, eine Vipernart“, erklärte er.
Ich starrte ihn an und merkte, daß mir der Schweiß ausbrach. „Holmes, ich weiß nicht mehr, wer Sie sind und was es mit Ihnen auf sich hat“, stammelte ich und sah der Schlange dabei zu, wie sie sich wieder in den Falten der Kleider meines Freundes verschwand.
„ Ich bin der Bruder Ihres Freundes“, sagte er. Danach fiel zwischen uns kein Wort. Ich wusste nicht, war es die späte Stunde, delirierte ich? Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. In diesem Augenblick wurde die Tür unseres Abteils erneut aufgeschoben, und der Professor trat erneut in den Raum. Er trug ein Tablett in Händen, auf dem drei Tasse türkischen Kaffees dampften. „Eine Erinnerung an Konstantinopel“, sagte er lächelnd, „ein Mitternachtsschlückchen, meine Herren. Sie werden sehen, daß wir, bevor uns die Müdigkeit überwältigt, noch einen klaren Verstand brauchen. Denn nun will ich Ihnen erzählen, welchen Auftrag Ihre Majestät der Kaiser für Sie hat, Herr Holmes!“
Der Bamberger Rosenmord
„ Ich habe Ihnen alle notwendigen Unterlagen mitgebracht, damit Sie sich ein Bild machen können“, sagte Professor Beckstein, aber ich möchte vorausschicken, daß wir Ihre Hilfe vor allem benötigen, um ein Unglück zu verhindern, nicht um das bereits erfolgte Unglück aufzuklären.“
Er räusperte sich, um dann fortzufahren: „Es ist Ihnen gewiss schon zu Ohren gekommen, daß die Ehe unseres ehrwürdigen Kaisers, des allmächtigen Herrschers über die Völker, nicht mit seinem göttlichen Auftrag Schritt halten kann. Die Kaiserin ist ein Freigeist, ja, so kann man es nennen. Es gibt so etwas in Bayern öfters, wie ich hier anmerken darf, aber das tut nichts zur Sache. Ich bin mit der Untersuchung dieser Angelegenheit betraut worden, weil ich gebürtiger Bamberger bin, weil die Sache in meinen Zuständigkeitsbereich fällt, aber ich gestehe Ihnen ganz offen, daß ich mir darin keinen Rat weiß. Sie können sich vorstellen, daß eine Rundumüberwachung generell nicht leicht zu bewerkstelligen ist, und gerade bei
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