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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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fest­hal­ten. Die­se Be­schwer­den nah­men zu, wenn ich vom Ho­tel her in die Woh­nung mei­nes Va­ters kam – über­nach­ten konn­te ich dort nicht, das spür­te ich – und ließ wie­der nach, wenn ich es ver­las­sen hat­te. Und trotz­dem merk­te ich, daß die­ses Gift auch mei­ne ei­ge­nen Ner­ven schon zu läh­men be­gann. So hat­te ich be­merkt, daß ich selbst schon beim Le­sen der Zei­tung oder zwi­schen­durch, wenn ich mit ei­nem Tischnach­barn im Ho­tel sprach, zu zün­geln. Ich hat­te ge­merkt, daß ich dann, wenn ich auf­ge­deckt ge­schla­fen hat­te und es in der Nacht kalt ge­we­sen war, steif wur­de wie ein Kalt­blüt­ler. Aber es dau­er­te noch ei­ni­ge Tage, bis ich wirk­lich be­griff, was vor sich ging. Es war an je­nem Tag, an dem mein Va­ter, als ich in die Woh­nung kam, mit ei­nem be­droh­li­chen Zi­schen auf mich zu kroch und ich ihn nur mehr mit ei­nem schwe­ren Fo­li­an­ten – ich glau­be, es war ein Band von Scho­pen­hau­ers Ge­sam­mel­te Wer­ken – den ich ihm di­rekt auf den Kopf schmet­ter­te, zur Rä­son brin­gen konn­te. Während er ohn­mäch­tig vor mir lag, bau­te ich den Schran­kal­tar ab, hüll­te den Schlan­gen­kopf (der üb­ri­gens übel stank, wes­halb man auch von ei­ner Ver­gif­tung spre­chen könn­te) in einen Sack und warf ihn nach kur­z­em Gang vol­ler Schwung von ei­ner Brücke hin­ab in die Do­nau. In dem Mo­ment, als ich den Sack in den Flu­ten ver­sin­ken sah, wur­de mir leicht, eine in­ner­li­che Be­frei­ung. Als ich in die Woh­nung zu­rück­kehr­te, schlief mein Va­ter tief und fest. Sein Schlaf dau­er­te sie­ben Tage, und ich hat­te schon Angst, daß ich ihm eine Ge­hirn­er­schüt­te­rung ver­passt hat­te, doch als er er­wach­te, war er geis­tig klar, konn­te sich aber an nichts mehr er­in­nern. Er er­wähn­te noch öf­ters, es sei ein Alp­druck von ihm ge­wi­chen, bald aber spra­chen wir nicht mehr dar­über.“
    Nach dem Ende die­ser Ge­schich­te schwie­gen wir eine Wei­le, während Hol­mes auf­stand und sei­nen Man­tel nahm, um sich in ihn ein­zuhül­len. Er fror, viel­leicht auch we­gen der späten Stun­de.
    „ Es könn­te eine Ver­gif­tung ge­we­sen sein, und das Gift bau­te sich in den Ta­gen sei­ner Be­wusst­lo­sig­keit ab“, mein­te ich auf Eng­lisch, um mei­nen Freund zu trös­ten.
    Hol­mes schwieg und schau­te uns an. Er schi­en er­schöpft, zufrie­den und er­leich­tert, mir die­se Ge­schich­te ge­beich­tet zu ha­ben, von der ich bis zu die­sem Tag nicht die ge­rings­te Ah­nung ge­habt hat­te.
    „ Oder der Schlag auf den Kopf brach­te ir­gen­det­was in sei­nem Kopf wie­der in Ord­nung, er­mög­lich­te eine Hei­lung“, fuhr ich fort. Ich warf einen Blick, der Zus­tim­mung heisch­te, an Pro­fes­sor Becks­tein, der aber of­fen­bar kein Eng­lisch ver­stand und nach ei­nem kur­z­en Rül­p­sen oder Seuf­zen schwei­gend und blass da saß. Ich be­merk­te mit Grau­en, daß sei­ne Lip­pen blut­ver­schmiert wa­ren. Ja, es war Schwind­sucht, er litt an Tu­ber­ku­lo­se. Wahr­schein­lich aß er des­halb so gern und schlang so gie­rig. Es war un­ge­wöhn­lich für einen al­ten Men­schen, mehr als die Hälf­te un­se­res üp­pi­gen Mahls zu ver­drücken. Die Dia­gno­se er­klär­te auch, warum sei­ne Au­gen fie­brig glänzten. Ich hat­te es für Lei­den­schaft oder gar Be­ses­sen­heit ge­hal­ten, aber wahr­schein­lich war es ein­fach eine In­fek­ti­on der Lun­ge mit Tu­ber­kel­ba­zil­len, die ihn quäl­te.
    Der Pa­ti­ent las mir mei­ne Ge­dan­ken vom Ge­sicht ab, wisch­te sich den Mund ab, straff­te sich und sag­te dann: „Mer­ken Sie nicht, jun­ger Mann, was da vor­ge­gan­gen ist? Es war die Rose, es war ein Voo­doo-Zau­ber!“
    Hol­mes sag­te kei­ne Ton, aber er schi­en halb be­un­ru­higt, halb amü­siert über den al­ten Mann. Die­ser woll­te noch wei­ter spre­chen, doch schon mußte er einen er­neu­ten Hus­ten­stoß un­ter­drücken, stand dann ab­rupt auf und ver­ließ un­ter ei­nem Mur­meln flucht­ar­tig das Ab­teil.
    Ich blieb al­lei­ne mit Hol­mes zu­rück. „Sie ha­ben mir nie et­was da­von erzählt“, sag­te ich.
    Er zuck­te mit den Ach­seln.
    „ Hol­mes, Sie müs­sen nun zu­ge­ben, daß die­ses Sym­bol der Rose uns bei­na­he

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