Voodoo Holmes Romane (German Edition)
der Morsezeichen entziffern will.
„ Hi-lfe! Der Eis-mann!“ und dann erstarb die Stimme.
Man spürte es sofort, daß der Kontakt abgebrochen war. Die Hände der Menschen fuhren auseinander, der Regenmacher purzelte aus der Luft und schlug auf dem Boden, und kurz darauf gab es einen Knall. Einer der Männer, die am Tisch gesessen hatte, fiel kopfüber mit dem Stuhl nach hinten. Es war da das Knirschen von brechendem Holz, der Knall aber wurde von seinem Hinterhaupt verursacht, daß ungeschützt auf den Boden prallte. Ich sprang sofort in die Höhe und rief: „Gehen Sie zur Seite! Ich bin Arzt!“ und half dem Patienten, der, wie sich bald herausstellte, Lord Cumberton-Shoyle von den schottischen Cumberton-Shoyles war, die auf Tyne leben. Und damit begann eine lange Geschichte.
Der Eismann, das ist ja eigentlich ein anderes Wort für Sensenmann. Wenn einen der Eismann packt, wird man eisig rundum, das Leben erlischt, und das warme Blut wird kalt von dieser Abwesenheit, ein merkwürdiges Stoffwechselphänomen, aber doch sehr gewöhnlich - ein ganz einfaches Bild des Todes. Wir hatten in dieser Seance das Sterben Lidijas ein zweites Mal miterlebt, wie wohl auch Cumberton-Shoyle, dessen erste Frau sie gewesen war. Die zweite Frau war die kühle Blondine, die zwei Stühle von mir entfernt der Seance als Beobachterin beiwohnte, wie ich nun erfuhr, als sie neben uns kniend verzweifelt murmelte: „Oswin, Darling, lässt die Frau dich nie in Ruhe?“ während ich ihrem bewusstlosen Ehemann Riechsalz an die Nasenlöcher hielt, wodurch er langsam wieder zu Sinnen kam. Die Menschentraube um uns zerstreute sich langsam. Holmes war da und hielt die Hand des Lords, der langsam wieder die Augen scharf stellte, sei Frau mit einem Lächeln, mich mit einem ratlosen Blick und Holmes mit einen Zucken der Lippen bedachte, als er flüsterte: „Mr. Holmes, Sie müssen mit mir kommen. Ich brauche Ihre Hilfe. Sie sind der einzige, der mir noch helfen kann.“
Ich wollte ihn darauf aufmerksam machen, daß gewissermaßen eine Verwechslung vorlag, denn Cumberton-Shoyle hielt den jungen Holmes offensichtlich für Sherlock, den Meisterdetektiv. Doch etwas hielt mich zurück, vielleicht der Gedanke an die Bitte meines Freundes, seinem Bruder Stütze zu sein? Und war das nicht der erste Auftrag, den dieser als Detektiv erhielt und der ihm einen eigenen Namen machen konnte? Und nachdem offensichtlich Mystisches bei dieser Angelegenheit hineinspielte, konnte es ein Wink des Schicksals sein, sich nach Aufklärung des Falls mit der Mumie mit diesem neuen Auftrag zu beschäftigen.
Ähnliches schien Voodoo selbst durch den Kopf gegangen zu sein, denn nachdem er Cumberton-Shoyle, der sich dabei auf sein auf den ersten Blick zwar zart wirkende, aber offenbar doch recht muskulöse Gattin stützte, in das Boudoir geschickt hatte, legte er mir beim Gang in den Salon den Arm um die Schulter und meinte: „Sie halten mich für untätig oder für zerstreut oder einfach für kindisch, nicht wahr?“
„ Nein, keineswegs, Holmes“, stotterte ich.
„ Doch, doch. Sie haben sich gewundert, daß ich mich auf dem Höhepunkt unserer Ermittlungen hier im Shay Club mit kultischen Handlungen abgebe, anstatt mich um die Mumie zu kümmern. Aber eines müssen sie wissen, Watson, nach der vergangenen Nacht ist mir klar, daß wir den Fall mit der Mumie nur lösen können, wenn wir alle Register ziehen. Und deshalb habe ich hier an diesem Tisch eine Seance mit Ägyptenfahrern durchgeführt. Jeder der Personen, die an ihr teilnahmen, haben die Pyramiden besucht, darunter vor allem Samuel B. Heerwald, der Mann mit dem weißen Bart, der rechts nehmen Cumberton-Shoyle saß. Ich bat die Geister, mir ein Zeichen zu schicken, und was passiert: Der Eismann kommt in unser Leben.
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