Voodoo Holmes Romane (German Edition)
Riechsalz, und sie nahm es dankbar, um ein bisschen daran zu schnüffeln, während Holmes meinte: „Das ist die offensichtliche Verbindung mit einer anderen Geschichte, an der wir zugange sind, nicht wahr, Watson?“
Auch mir war diese Parallele mit dem Fall mit der Mumie aufgefallen. Das Ungeheuer von der Essex Road hatte einigen Opfern den Kopf abgebissen.
„ Weitere Geschichten ranken sich um die Vögel, die wir dort in der Gegend haben“, fuhr Cumberton-Shoyle fort. „Schwarze Vögel ungewöhnlicher Größe. Sie erinnern auf den ersten Blick an Raben, sind aber eine großleibige, plumpe Spielart von Möwen oder sogar eine eigene, wie Biologen vermutete, vom Aussterben bedrohte Meeresvogelart, die in der Wüste Geiern entspricht. Es wurde schon vermutet, daß es sich dabei um eine Vogelart handelt, die in anderen Teilen der Welt ausgestorben ist. Jedenfalls haben sie etwas Altes an sich. Die Menschen fragen sich natürlich zu Recht, warum die dort in den Anlagen von Tyne, und auf dem Dach des Schlosses hocken wie Züchtungen des Teufels, denen aufgetragen wurde, die Tore der Hölle zu bewachen.“
„ Und wie verhalten sich diese Vögel?“
„ Sie sind recht harmlos, Mr. Holmes.“
„ Haben Sie schon einmal daran gedacht, Sie als Jagdwild zu nutzen?“
„ Ja, das ist, von ihrer Form abgesehen, die zweite Sache, die an ihnen merkwürdig ist. Es ist noch keinem gelungen, eines der Tiere zu töten.“
„ Sie sind so schnell?“
„ Ich glaube, sie sind einfach zu klug. Wenn man sich dem Schloss mit einer Waffe nähert, sind sie verschwunden. Ich habe einmal einen Kammerjäger auf die Biester angesetzt. Er lebte auf Tyne drei Jahre, ohne ein einziges Exemplar zu Gesicht zu bekommen.“
„ Kommen wir nun zu den Wolkenformationen, Mylord.“
„ Je nun, sie sind ungewöhnlich. Es ist schon mehrmals versucht worden, sie zu klassifizieren. Das gelingt sehr gut von der Schlossbibliothek aus, wenn man mit Schutzgläsern über die Brandung blickt. Ich habe in Paris eigene Photokameras gekauft, um sie mit nach Tyne zu nehmen und um die Phänomen festzuhalten.“
Als uns Cumberton-Shoyle davon erzählte, dachte ich an die albernen Spiele von Hirtenjungen, die ihre Phantasien in Schäfchenwolken wiederzuerkennen glauben. Auch die Zeichnungen, die wir nach unserer Ankunft in der Bibliothek eingeordnet fanden, schienen der Phantasie entsprungen, und wenn wir nicht selbst mithilfe der Photographie diese Phänomene auf Platten festgehalten hätten, würde ich es auch heute noch nicht glauben können, was die Wölkchen auf Tyne zeigten. Es waren fünf Grundmodelle: Der „Schwertreiter“, die „Hohe Frau“, der „Schabrackenmantel“, der „Dreispitz“ und die „Silberbuche“. Schemenhaft verwischt zwar mitunter, aber doch immer wieder neu zu bestätigen. Nun wird sich niemand wundern, wenn man in einer gerippten Wolke den Faltenwurfs eines Umhangs, die Zacken eines dreieckigen Hutes oder das Blattwerk eines Laubbaums herauszulesen glaubt. Da steht es wie mit den Sternbildern, die der Menschen Phantasie um abstrakte Lichtpunkte malt. Jede amorphe Masse bietet sich der Vorstellungskraft geradezu an. Ich würde jedem Skeptiker aber gerne jene Bilder vorlegen, die der Mythos treffend als „Schwertreiter“ oder „Hohe Frau“ bezeichnete, vor allem Sherlock, dessen Mund sich spöttisch verzog, als ich erwähnte, daß der ganze Bilderschatz im Rahmen des Schlossbrandes zerstört worden war. Ich habe dergleichen noch nie gesehen. Der „Schwertreiter“ war dunkel, fast blau, mitunter auf einem Pferd sitzend, behelmt, die Hand am Zügel und jedes Mal mit dem klaren, scharfen Strich des Schwertes: Bild an Bild dieses Phänomens aneinander zu reihen hieße auch
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