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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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weiß ich, und ich bin Ih­nen zu großem Dank ver­pflich­tet, Wat­son. Aber er wird auch Ihr Bes­tes brau­chen, glau­ben Sie mir. Er ist nicht nur gänz­lich un­er­fah­ren, son­dern rast­los, ge­dan­ken­los und in je­der Hin­sicht un­be­re­chen­bar. Aber die ver­gan­ge­ne Nacht lässt mich hof­fen, das gebe ich zu. Viel­leicht wird doch noch et­was aus ihm. Aber ich war­ne Sie, se­hen Sie sich vor: Er hat un­se­re Mut­ter an den Ran­de des Wahn­sinns ge­bracht.“
    „ Er ähnelt Ih­nen in vie­lem, Hol­mes“, ver­si­cher­te ich mei­nem Freund, der nur den Kopf schüt­tel­te in trü­ben Ge­dan­ken, und es in der Fol­ge vor­zog, schwei­gend den Rauch­wölk­chen zuzu­se­hen, die er aus sei­ner Pfei­fe sog und ge­gen die Zim­mer­decke stei­gen ließ.
     
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    Man er­reicht den Shay-Club durch einen un­schein­ba­ren Ho­fein­gang in der Hol­born Road und ge­langt in einen Gar­ten, des­sen Baum­kro­nen in der war­men Jah­res­zeit un­durch­dring­lich sind. Ein ver­schlun­ge­ner Pfad lei­tet die Schrit­te dann bis an das an­de­re Ende, wo die ers­ten Stühle und Ti­sche auf­tau­chen, und dann das klei­ne Tor mit dem Schild: „Shay-Club. Re­lais de Si­lence“. Im von zahl­rei­chen Le­se­lämp­chen er­hell­ten Emp­fangs­be­reich steht wei­ches Mo­bi­li­ar, in dem man zu je­der Ta­ges- und Nacht­zeit Le­sen­de oder auch Schla­fen­de fin­den kann. Das ei­gent­li­che Le­ben fin­det in den Hin­ter­zim­mern statt, von dort­her dringt dann im­mer wie­der ein­mal lau­tes Män­ner­la­chen, oder man hör­te er­reg­tes De­bat­tie­ren. In man­chen Zim­mern aber ist es lei­se und dun­kel, und in so ei­nem Raum glaub­te ich nun zu tre­ten, als mich das Ge­räusch des Re­gen­ma­chers emp­fing. Es war wie­der die­ses Klap­pern, wie Trop­fen auf ei­nem Vor­dach, wie Mur­meln, die ge­gen Dräh­te pral­len, wie Me­tallzun­gen, von de­nen Fin­ger­kup­pen ab­glei­ten. Ich hät­te am Liebs­ten um­ge­dreht, doch ich zwang mich, den Raum zu be­tre­ten. Er wur­de vom schma­len Licht­ke­gel ei­ner ein­zi­gen Lam­pe er­leuch­tet, die von oben auf das Wu­schel­haar des jun­gen Hol­mes fiel, der be­we­gungs­los an ei­nem Tisch saß, um­ge­ben von Men­schen, die ihre ge­sprei­zten Hän­de schwe­bend über der Plat­te mit den Fin­ger­spit­zen zu ei­nem Kreis schlos­sen. Dar­über – und ich konn­te nicht er­ken­nen, schweb­te der Re­gen­ma­cher, die­ses knüp­pel­dicke Uten­sil, und be­weg­te sich mit hyp­no­ti­scher Re­gel­mäßig­keit ein­mal auf die eine, dann auf die an­de­re Sei­te, wo­bei er sei­ne ein­schlä­fern­den Ge­räusche ver­ur­sach­te. Die Hän­de, die Fin­ger, schie­nen ihn schwe­re­los in der Luft zu hal­ten. Ich drück­te mich an die Wand und setzte mich auf einen der Stühle, die dort stan­den. Ne­ben mir wohn­ten an­de­re Gäs­te als Zuschau­er der Se­an­ce bei, dar­un­ter auch eine un­ge­wöhn­lich schö­ne, jun­ge Frau, die ge­bannt auf den Tisch starr­te. Die­ser be­weg­te sich mit­un­ter, stieß au­gen­blicks­lang in die Höhe mit ei­nem lau­ten Klop­fen, als schlü­ge je­mand von un­ten da­ge­gen. Wenn er das tat, teil­te sich die­ser Im­puls auch dem Re­gen­ma­cher mit, der da­bei einen hel­len, vi­brie­ren­den Ton aus­s­tieß. Kei­ner aber hat­te er­war­tet, was nun pas­sier­te: Ein hohe, ble­cher­ne Frau­ens­tim­me drang von der Decke, kör­per­los, wie durch einen Trich­ter. „Hil­fe! Helft mir!“ schrie die­se Stim­me, so­daß es uns mit Gän­se­schau­dern be­fiel. Sie schi­en zu ru­fen wie aus großer Tie­fe, und der Klang ih­rer Stim­me schi­en sich hoch­zu­han­geln an ei­ner Wand. „Wie in ei­ner Glet­scher­spal­te!“ flüs­ter­te da ei­ner der Sit­zungs­teil­neh­mer, der ver­mut­lich Bergs­tei­ger war.
    Hol­mes sprach ganz ru­hig und schi­en von der Er­re­gung, die die an­de­ren er­fasst hat­te, nichts zu spüren, als er frag­te: „Bist du es, Li­di­ja?“
    „ Um Him­mels Wil­len, helft mir!“ gell­te die Stim­me, und dann er­tön­te ein Ge­räusch, wie es ein Mensch macht, der ver­stüm­melt wird.
    „ So hel­fen Sie Ihr doch, Mr. Hol­mes!“ schrie eine der Frau­en am Tisch.
    „ Bist du es?“ frag­te die­ser nur und mach­te ein Ge­sicht wie ei­ner,

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