Voodoo Holmes Romane (German Edition)
auf den Hals hinab, und überdeckte sein Gesicht wie eine Maske, in der nur für Augen und Mund Öffnungen eingearbeitet waren.
Er bedeutete den Menschen in den Bankreihen, sich zu setzen, und der ganze Raum hallte davon. Dann ging er gemessenen Schrittes zur Seite und erklomm eine Kanzel, um eine Predigt zu halten.
"Edle Anwesende", sprach er dann in einem fränkisch gefärbten Deutsch, "wir sind gekommen, um der Göttin Annunzia zu huldigen, denn wir sind Annunzianten. Wir künden eine neue Zeit, die Herrschaft der Rose. Und wir opfern ihr heute einen Mann, der zum Verräter an unserer heiligen Kirche geworden ist, einen Mann, der die Suche nach dem Heiligen Stein untergraben hat, ein Mann, der es willfährig unternahm, die Zukunft, das Schicksal unserer heiligen Kirche auf das Spiel zu setzen."
Es war ein Murren im Raum zu hören. Ich konnte das Geschehen einen Augenblick lang nicht verfolgen, denn der Blitz der Erkenntnis durchfuhr mich. Ich kannte den Priester. Ich hatte seine leicht quengelige, ältliche Stimme nicht sogleich identifizieren können, denn er hatte Englisch gesprochen, als wir einander begegneten. Ich war gewiß: Es handelte sich bei ihm um keinen anderen als um Meier, den Butler Lady Hamptons.
"Ihr Zeugen Annunzias. Ich klage diesen Mann an, und ihr werdet sehr rasch erkennen, wie groß sein Verbrechen war. Hört nun die Geschichte: Er war von uns auf der Suche nach dem Heiligen Stein nach Budapest geschickt worden, da uns Informationen zugrunde lagen, ein Engländer habe ihn an sich gebracht, jener Mann, ein fettes Äffchen mit Namen Watson. Es war an jenem Abend, als die Räuberin des Steins ihren verdienten Tod starb, und als unsere Suche nach dem Stein vergeblich verlaufen war. Dieser Mann Watson kam mit der Polizei ins Haus, angeblich, um ihren Tod zu rächen. Er trat als bedeutsamr Mann auf, er untersuchte die Tote, er schien die Ermittlungen zu leiten. Tatsächlich aber stelle sich im Nachhinein heraus, dass es nicht er war, sondern sein Begleiter, ein gewisser Holmes, auf den es ankam, und der den Stein in seinen Besitz brachte."
Meier machte eine kurze Pause, um Luft zu holen, und sah seine Gemeinde beschwörend an. "Dieser Mann Sherlock Holmes ist kein Jedermann. Er gehört zu den gefährlichsten Spionen Englands. Es war dieser Mann, der den Heiligen Stein raubte, während ihm unser Rücken zugewandt war. Heute wissen wir es. Dieser Stein, den die Engländer die "Rose von Hampton" nennen, wurde uns von einem Manne geraubt, der Hampton hieß. Sein Schicksal hat ihn ereilt, und doch ist es uns in siebzehn Jahren nicht gelungen, seiner habhaftig zu werden. Wir hielten das Spiel für verloren bis zu dem Tag, an dem seine Witwe ihrem zweiten Mann, den sie abgöttisch liebte, diesen Stein ausfolgen wollte. Er ließ sich davon anlocken, und es kam der Tag, an dem wir des Steines gewärtig wurden, wenn auch nur augenblickslang. Sie verbarg den Stein an ihrem Körper in jener Nacht, in der sie starb, doch als wir versuchten, in seinen Besitz zu gelangen, fanden wir ihn nicht, und selbst die ausgeklügelte Folter konnte der Räuberin ihr Geheimnis nicht entlocken. Da untersuchte sie dieser Mann Watson, und siehe da, er muss in den Besitz des Steines gelangt sein, denn wir hörten wenige Wochen darauf, er sei in Konstantinopel am Spieltisch als Einsatz verwendet worden. Dieser Mann Sherlock Holmes hat ihn an sich gebracht.
Zeugen Annunzias, hört die Geschichte, hört vom Verrat an unserer Sache. Hört, wie wir versuchten, diesen Mann nach Budapest zu locken, indem wir ein Attentat auf seinen Gefährten verübten, der dort zur Erholung weilte. Wir hätten erwartet, dass die Nachricht von diesem Attentat Holmes in die Falle gelockt hätte, die wir ihm gestellt hatten. Aber
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