Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
Vom Netzwerk:
un­an­ge­neh­me Ge­ruch, den ich wahr­nahm, einen Ge­ruch von Fäu­le und Blut?
    Während wir die enge Stein­trep­pe in die Tie­fe schli­chen und uns da­bei Mühe ga­ben, kein Ge­räusch zu ver­ur­sa­chen, hör­ten wir fern einen Sings­ang, der sich dann im Lau­fe der Zeit ver­stärk­te. Es gab hier Ge­wöl­be, die sich dann über­ra­schend ver­brei­ter­ten und er­höh­ten und den Cha­rak­ter ei­nes Kel­lers ver­lo­ren. Es moch­te sich um eine Gruft han­deln, aber es war al­les präch­tig ge­ar­bei­tet und er­in­ner­te an längst ver­gan­ge­ne Zei­ten. Wir ar­bei­te­ten uns lang­sam in die Rich­tung des Sings­angs, der aus vie­len Keh­len kam und hall­te wie in ei­nem großen Raum. Die Gän­ge wa­ren nur spär­lich mit Fackeln aus­ge­leuch­tet, die et­was un­ru­hig in ei­nem Luft­zug brann­ten, der aus der Rich­tung kam, in der wir uns vor­sich­tig vor­ar­bei­te­ten. Letztend­lich blick­ten wir auf ei­ner Kreuzung des Gan­ges um eine Ecke auf eine An­samm­lung von Men­schen, die durch ei­nem rund­bo­gi­gen Durch­gang in einen Saal schau­ten, der hell er­leuch­tet war. Nun war der Ge­sang so laut ge­wor­den, dass wir uns flüs­ternd un­ge­stört un­ter­hal­ten konn­ten und dann un­ge­hin­dert den Gang weiter­schrei­ten konn­te, der bald zu ei­ner neu­er­li­chen Kreuzung führ­te. Wie­der blick­te man hier auf den Rücken von Men­schen, die da stan­den und saßen und in einen dicht von Men­schen ge­dräng­ten Raum blick­ten. Sie wa­ren ganz ge­wöhn­lich ge­klei­det und un­ter­schie­den sich in ih­rem Äu­ße­ren von uns so we­nig, dass wir es auf einen Wink von Hol­mes wag­ten, näher her­an­zu­kom­men. Der eine oder an­de­re Blick streif­te uns, aber es war un­wahr­schein­lich, dass man uns in die­ser großen Men­schen­men­ge, die meh­re­re hun­dert zähl­te, als Au­ßen­sei­ter er­ken­nen wür­de. Auch wir hiel­ten die Hän­de ver­schränkt, wie das hier üb­lich war, näm­lich ver­kehrt und mit nach un­ten zei­gen­den Fin­gern, wo­durch in mir die As­so­zia­ti­on von Wur­zeln auf­kam. Auch wir san­gen, wußten al­ler­dings nicht ge­nau, was. Über Schul­tern und an den Köp­fen vor­bei ver­such­ten wir in den Saal zu blicken, der groß war und mit Bän­ken aus­ge­stat­tet, die dicht mit Ste­hen­den ge­füllt wa­ren. Da­zwi­schen stan­den Men­schen­rei­hen eng an eng, und al­les blick­te in die Rich­tung ei­nes Al­tars, auf dem ein Thron stand. Auf die­sem nahm ich ein fein­glied­ri­ges Per­sön­chen war, eine mäd­chen­haf­te Er­schei­nung.
    Es war schon eine Wei­le ge­sun­gen wor­den und es wur­de auch noch eine Wei­le ge­sun­gen, also konn­te ich die Blicke und die Ge­dan­ken schwei­fen las­sen. Un­ter dem Thron fand ich einen Tisch, auf dem eine nack­te Ge­stalt lag. Mit Grau­sen er­kann­te ich Pro­fes­sor Becks­tein. Dann sah man eine hohe Ge­stalt, die eine spit­ze Müt­ze trug und so­mit un­kennt­lich war. Ihre bis zum Bo­den rei­chen­den Klei­der wa­ren pur­pur­rot, und sie war von meh­re­ren Hel­fern um­ge­ben, die ähn­lich, wenn auch weit we­ni­ger präch­tig ge­klei­det und ge­ra­de da­mit be­schäf­tigt wa­ren, in ihre
    Kel­che eine Flüs­sig­keit aus ei­nem großen Topf zu fül­len, der un­mit­tel­bar un­ter dem Thron stand. Die­ser war äu­ßerst präch­tig aus Stein ge­trie­ben. Sei­ne Ver­zie­rung wa­ren große, lie­be­voll ge­stal­te­te Ro­sen, die das Mäd­chen ran­kend um­ga­ben. Der ge­sam­te Raum er­in­ner­te mich vage an das In­ne­re des Bam­ber­ger Doms, und nun fiel es mir wie Schup­pen von den Au­gen. Wir mußten uns un­ter dem­sel­ben be­fin­den, in ei­nem Kir­chen­schiff, das eine Spie­ge­lung sei­nes Kir­chen­schiffs sein mußte, was man schon dar­an er­kann­te, dass es auch hier einen Rei­ter gab. Die­ser war al­ler­dings kein Rit­ter auf ei­nem Pferd, der auf ei­nem Sockel steht, in dem ein Un­ge­heu­er kau­ert, son­dern ge­ra­de um­ge­kehrt, nun saß ein Un­ge­heu­er auf dem Pferd, und der Rit­ter kau­ert un­ter des­sen Hufe.
    Ich merk­te mit ei­nem Sei­ten­blick auf den sin­gen­den Hol­mes, dass er all das auch schon wahr­ge­nom­men hat­te.
    In die­sem Mo­ment dreh­te sich der Pries­ter um. Sein Spitz­hut reich­te ihm bis

Weitere Kostenlose Bücher