Voodoo Holmes Romane (German Edition)
einem Ring hängend den anderen vorstreifte, sich dann darauf verließ und den anderen Ring nachholte. Als er zum Querbalken gekommen war, war die Aufgabe immer leichter geworden, denn dieser hing frei unter der Decke, und es war einem geschickten Kletterer wie Holmes nun ein leichtes, die Beine um den Balken zu wickeln und sich seitlich an ihn hochzuwinden. Oben angekommen rutschte er bis an das Ende des Querbalkens. "Treten Sie zur Seite, Watson", sagte er, um im nächsten Moment schon einen der Längsbalken auszuhebeln, mal auf der einen, dann auf der anderen Seite. Die Hölzer purzelten in die Kammer herab, nebst einer großen Menge an Schutt, und es entstand wieder ein Höllenlärm, den ich nur manchmal, indem ich das eine oder andere Stück fing, lindern konnte. Durch das Fehlen der Balken und der Mauerverkleidung entstand nun ein Hohlraum über uns, man blickte stellenweise durch die Lücken von Brettern auf einen Dachboden. Holmes verschwand durch eines dieser Löcher. Wenige Minuten später schoben sich die Sprossen einer Leiter durch die Höhlung. Sie war zwar relativ kurz, doch unter Aufbietung aller Akrobatik gelang es auch mir, durch das Loch in der Decke zu kommen. Oben kam man auf staubigen Bohlen und Brettern in einen Dachboden, der die Grenzen unserer Kammer weit übertraf. Holmes wies mich an, dort leise aufzutreten.
"Wir wissen nicht, was sich hier darunter verbirgt", sagte er. "Man wird uns wahrscheinlich für Ratten im Gebälk halten, und wenn man berücksichtigt, welchen Lärm wir ungestraft veranstalten konnte, ist es sehr wahrscheinlich, dass wir hier allein sind. Und doch werden wir vorsichtig ein."
Wir kamen dergestalt unter größter Vorsicht an die Tür des Dachbodens. Sie war von außen verriegelt, doch es bedurfte nur eines gezielten Tritts von Holmes an den Türrand auf halber Höhe und der Riegel zerbrach. Wir huschten über einige Stufen in ein dunkles Treppenhaus, hockten uns hin und lauschten. Kein Ton, kein Licht, nirgends. Wir schlichen bis in das darunter gelegene Stockwerk hinab und fanden uns in einem Flur voller Türen, aus denen kein Lebenszeichen drang. Am Ende des Flurs fand man ein Fenster. Es führte hinaus auf eine Gartenlandschaft. Ich konnte am anderen Ende einen Turm sehen, an dessen oberen Ende ein Maueröffnung lag, in der man noch Spuren eines zertrümmerten Fensters erkennen konnte. Unten im Garten sah ich den weißen Federfleck eines der Schwäne, der nicht überlebt hatte. die Gartenmauer war so hoch, dass ich sie nie überwunden hätte. Ich war Holmes dankbar, bei mir geblieben zu sein. Der Gang führte halb um diesen Garten herum in die Richtung des Turms, doch wir kamen schon davor auf einer Treppe ins Erdgeschoss und standen dort erneut in einem dunklen Gang voller verschlossener Türen. Eine davon war die Eingangstür des Gebäudes, ein mächtiges Tor aus massivem Holz. Es gab hier keinerlei Fenster, und es war stockdunkel, sodass wir uns nur tastend fortbewegen konnten.
"Verdammt, das ist hier wie in einem Gefängnis", flüsterte ich. Holmes winkte mir, zu schweigen. Wir überprüften erneut tastend die Türen und merkten dann, dass es noch einen kleinen Mauereinlass am anderen Ende des Ganges gab, den wir im ersten Augenblick für einen Kamin gehalten hatten. Es war ein verschnörkelter Kellereingang, wie man ihn im kirchlichen Bereich findet, dort, wo man hinab in eine Gruft steigt.
Etwas hielt mich davon ab, Holmes die Treppe hinabzufolgen. War es der feine Lichterschein, der dort aus der Tiefe drang und die Anwesenheit von Menschen anzeigte? War es der Hebeaufzug, den ich an der Seite der Treppe gewahrte? Er drang durch eine Maueröffnung in der Decke und mochte von dem Ort herkommen, in den wir eingeschlossen worden waren. Oder war es der
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