Voodoo Holmes Romane (German Edition)
Richtung Baker Street auf den Weg. Ich spielte mit dem Gedanken, mit ihm zu gehen, und seinen älteren Bruder mit den Vorgängen zu konfrontieren, aber es war da etwas in mir, das mir Einhalt gebot. Ich konnte es mir selbst nicht erklären. Es hatte etwas mit Angst zu tun, und daß der junge Holmes es verstand, mir meine Ängste zu nehmen.
Trotzdem drehte ich noch einmal um, trat an den Sarkophag, und versuchte die Steinplatte zur Seite zu rücken. Diese war aber so schwer, daß ich meine Anstrengungen aufgab. Ich rief nach der Präparatorin, erhielt aber keine Antwort. Ich klopfte gegen die Platte. Wenn sie schlief, dann schlief sie sehr fest.
Eine Stunde später kehrte ich vom Shay-Club mit Samuel B. Heerwald und vier starken Burschen, die wir in der Küche für einige Münzen gedungen hatten, in die Holborn Street zurück. Heerwald war ein älterer Herr mit langem, wallendem Bart, aber seine zahlreichen Exkursionen nach Ägypten und in andere Länder hatten ihn auch körperlich so sehr gestählt, daß er ohne große Mühe den Sarkophag mit eigener Kraft in die Mitte des Raums rückte, damit alle Männer zugleich anpacken konnten, um die Steinplatte zu lüpfen. Wir gaben nach mehreren Versuchen auf. Wieder begann ein Klopfen und Rufen, während ich den Vorschlag machte: „Und wenn wir die Platte zertrümmern?“
Heerwald rümpfte die Nase und strich mit dem der Hand über den Deckel. „Das wäre eine Schande“, sagte er, „ihr Wert ist beträchtlich.“
„ Aber es geht doch um ein Leben, Herr Professor, und wo es um Leben geht, muß die Kunst leiden, oder?“
„ Ich bezweifle, daß wir diese Steinplatte zertrümmern könnten, ohne damit gleichzeitig alles, was sich darunter befinden, zugleich zu beschädigen. Wenn ich einen Hinweis darauf hätte, daß sich darin ein Mensch befindet, gerne, Dr. Watson. Ich bin kein Unmensch. Aber so gehen gewissermaßen die Interessen der Menschheit vor, nicht wahr. Dieser Sarkophag gehört zum Weltkulturerbe.“
Heerwald schnüffelte. „Übrigens, was ist das für ein Geruch? Man hat fast den Eindruck, hier fault was.“
Ich habe in der Nacht wenig geschlafen, und als ich am Morgen mit Regenmacher und Gepäck in der Baker Street auftauchte, war Sherlock ausgegangen. Auch der junge Holmes hatte bereits seine Sachen gepackt, und vor der Tür stand schon die Droschke bereit, die uns zur Euston Station brachte. Über die Ereignisse der vergangenen Nacht verloren wir kein Wort mehr. Man konnte darin aber in den folgenden Tagen, als wir uns mehr und mehr unserem Bestimmungsort im höchsten Norden des Landes näherten, in der Times of London davon lesen. Am folgenden Morgen wurde von einer sensationellen archäologischen Entdeckung berichtet. Die Sache war mysteriös. In einem Laden in der Essex Road hätten die ausgestopften Tiere im Laden eines Präparators wie Kadaver zu faulen begonnen, sodaß die Behörde eingreifen und die Präparate der Tierkörperverwertung zuführen mußte. Am folgenden Morgen fanden wir einen Artikel, in dem zu lesen stand, daß der berühmte Ägyptologe Samuel B. Heerwald mithilfe der von ihm entwickelten Porphyreiaölmethode das Alter eines Sarkophags, den man am Vortag in der Essex Road inmitten von Tierleichen aufgefunden habe, mit 4730 Jahren festlegte. Es würde noch sechzehn Wochen dauern, bis uns ein Glückwunschtelegramm meines Freundes Sherlock auf Tyne erreichte, in dem stand: GLÜCKWUNSCH AUSRUFUNGSZEICHEN STOP MORDSERIE ESSEX ROAD BEENDET STOP MADDOX VON DER QUEEN AUSGEZEICHNET STOP SENDET SEINEN DANK AN MASTER HOLMES STOP BRÜDERLICHER STOLZ AUSRUFUNGSZEICHEN.
Tatsächlich war es so, daß von jenem Tag an, an dem wir den Deckel auf den Sarkophag legten, die Todesserie in dem Gebäude
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