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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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den größten Skep­ti­ker zu über­zeu­gen. Daß ein Wölk­chen aus Zu­fall wie­der und wie­der Mo­ment­auf­nah­men ei­nes na­hen­den Rit­ters auf­nimmt, ist un­wahr­schein­li­cher als der Schluss, den der jun­ge Hol­mes und ich während des Auf­ent­hal­tes auf Tyne aus un­se­ren Auf­zeich­nun­gen schöpf­ten: Daß es sich um ein un­er­klär­li­ches, aber hand­fes­tes Fak­tum han­del­te, dun­kel in sei­ner Be­deu­tung, aber un­an­zwei­fel­bar. Ähn­lich war es mit je­ner ho­hen Frau, ei­ner wei­ßen, lang­ge­zoge­nen For­ma­ti­on, an der ganz klar der Kopf mit den üp­pi­gen Haa­ren und ein gra­zi­ler Leib in ver­schie­de­nen Po­sen zu er­ken­nen war: Mit­un­ter dro­hend, dann neckisch, auch ab­ge­wandt, wie zu­fäl­lig, ein Aus­druck­stanz in den Wol­ken. Und es war die­se „Hohe Frau“, die die Wur­zel des Un­glücks be­deu­te­te, von dem noch zu erzählen sein wird.
     
    Nun aber wei­ter mit je­nem Abend im Shay-Club. Das Ge­spräch dreh­te auf die Cum­ber­ton-Shoy­les und dem Wahn­sinn, dem die­se Fa­mi­lie of­fen­bar ver­fal­len war. Im Mit­tel­al­ter und in der frühen Neu­zeit schi­en es sich noch um eine sehr tüch­ti­ge Fa­mi­lie ge­han­delt zu ha­ben, die sich durch die Lie­be zur See­fahrt aus­zeich­ne­te. Man brach­te im Lau­fe der Jahr­hun­der­te be­trächt­li­che Schät­ze nach Schloss Tyne. Dar­un­ter be­fan­den sich auch im­mer wie­der eine Aus­wahl exo­ti­scher und in der Re­gel bild­hüb­scher Frau­en, die meis­tens un­frucht­bar blei­ben. Wenn sie aber ein Kind ge­bären, dann nur Söh­ne, die schon bei der Ge­burt durch­wegs mit schwar­zen Haa­ren be­deckt sind. Auch un­ser Gast­ge­ber, ein an­sehn­li­cher, kräf­ti­ger Mitt­dreißi­ger, ohne Er­ben ge­blie­ben, wie er nun ein­ge­stand, wo­bei er hoff­nungs­voll die Hän­de sei­ner zwei­ten Ehe­frau nahm, die ihn da­bei auf­mun­ternd an­lächel­te. „Mei­ne ers­te Ehe­frau, Li­di­ja, ist ja lei­der ver­stor­ben, be­vor mir ein Nach­fahr ge­schenkt wer­den konn­te.“
    „ Auf Fa­mi­li­en­art?“ frag­te Hol­mes.
    Cum­ber­ton-Shoy­le schi­en zu­erst nicht zu verste­hen. Dann nick­te er be­trof­fen. „Man fand sie ei­nes Mor­gens in ih­rem Schlaf­ge­mach. Es war schreck­lich.“
    „ Zu­min­dest hat je­der ge­glaubt, daß sie es war“, warf sei­ne Gat­tin ein.
    „ Man konn­te sich nicht si­cher sein?“ frag­te Hol­mes nach.
    „ Sie war eben auch ...“ Die jun­ge Dame zö­ger­te. Dann mach­te sie mit dem Zei­ge­fin­ger eine Quer­be­we­gung am Hals.
    „ Be­vor ich den Fall über­neh­me“, fuhr Hol­mes nach ei­ner klei­nen Pau­se fort, „möch­te ich Sie et­was fra­gen, Lord Cum­ber­ton.“
    „ Nein, ich habe nichts da­mit zu tun“, sag­te er.
    „ Wa­ren Sie in den Tod Ih­rer ers­ten Frau in ir­gend­ei­ner Art oder Wei­se ver­wickelt?“
    „ Ich schwö­re es Ih­nen, nein.“
    „ Gut, dann bin ich Ihr Mann. Schon, um die­se rei­zen­de Dame zu be­schüt­zen. Sie sind frisch ver­hei­ra­tet, nicht wahr?“
    Die bei­den nick­ten und küss­ten sich.
    „ Und nun fah­ren Sie doch nach Tyne, nicht wahr?“
    „ In die Höhle des Löwen“, ver­such­te sei­ne Lord­schaft zu scher­zen. Sei­ne Ge­mah­lin hat­te Sinn für Hu­mor, wie­der­hol­te die Ges­te von vor­hin, streck­te die Zun­ge aus und ver­dreh­te die Au­gen. Doch als das Ge­läch­ter ge­en­det hat­te, glaub­te ich in ih­rem Ge­sicht To­des­angst zu le­sen.
    Auch Hol­mes schi­en mit ei­nem Mal be­un­ru­higt zu sein. Er pack­te mich am Arm und rief: „Wat­son!“ Schon war er auf­ge­sprun­gen und streck­te un­se­ren Ge­spräch­s­part­nern die Hand hin: „Bis mor­gen. Sie woh­nen im Carl­ton?“ Cum­ber­ton-Shoy­le, über die plötz­li­che Wand­lung, die der jun­ge Hol­mes zeig­te, über­rascht, nick­te. „Ich wer­de Ih­nen ge­gen zehn mei­ne Auf­war­tung ma­chen.“ Schon eil­te Hol­mes zur Gar­de­ro­be, hat­te sei­nen Man­tel über­ge­wor­fen. Als er sei­ne Müt­ze auf­setzte, frag­te ich, rat­los: „Was?“ Er warf mir Stock und Man­tel und stürz­te hin­aus ins Freie.
Drau­ßen auf der Hol­born Street rief er ein Fuhr­werk her­an und schon ging es in Höl­len­tem­po in die Rich­tung des großen, schwar­zen Ge­bäu­des

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