Voodoo Holmes Romane (German Edition)
fassen. Es wird mir überlassen bleiben, in Budapest Anzeige gegen Herrn Meier und Herrn Beckstein zu erheben wegen Mordversuchs."
"Es scheint Ihnen so, als hätten Sie einen Erkenntnisgewinn, Watson", widersprach Holmes, "aber tatsächlich gibt es hier Sichtweisen, aber keine innere Wahrheit. Es mag sein, dass uns Beckstein in die Stadt lockte, um uns nach einem Attentat auf die Kaiserin, das er als Vertreter seiner politischen Gruppierung beging, den Behörden als Sündenböcke anzubieten. Tatsächlich scheint er fähig gewesen zu sein, Ihnen in Budapest einen Blumentopf auf das Haupt zu schleudern. Und er lieferte sich mit uns einen Faustkampf, bei dem sich seine Waffe entlud. Ich meine, diese Fakten reichen aus, um zu den Schlüssen zu kommen, die Sie gezogen haben."
"Aber auch die Angelegenheit mit der Rose ist doch geklärt, oder?" fragte ich. "Mein Auftritt in Hampton Palace war der Auslöser für diese fanatische Geheimgesellschaft, die sich der Rose verschrieben hat, uns ins Visier zu nehmen."
"Und wenn das so wäre, Watson, vergessen Sie doch etwas Bedeutsames. Mein Bruder ist kein Dieb. Warum sollte er den Fluch dieser Fanatiker auf sich geladen haben? Und wenn es stimmte, wie Herr Meier behauptet, warum habe ich dann den besagten Stein in meinem Besitz?"
Ich registrierte erst gar nicht, was er mir da sagte. Holmes lächelte, zog einen seiner Koffer heran, legte ihn auf den Tisch, öffnete ihn und kramte in seinen Kleidern. Im nächsten Moment lag der Edelstein in meinen Händen. Er war etwa so groß wie ein Hühnerei und erinnerte an einen Rosenquarz, war aber weit schwerer und glasklar. Ich begann am ganzen Leib zu zittern, schon weil die "Rose von Hampton" unermäßlich wertvoll war, aber auch, weil ich ihre Bedeutung kannte.
"Sherlock hat ihn mir überlassen", sagte Holmes nachlässig, nachdem er seinen Koffer wieder unter dem Tisch verstaut hatte. "Er wurde ihm zum Geschenk gemacht von Mr. Hampton. Als Dank dafür, dass er ihn vom Verdacht befreite, der Mörder seiner Ehefrau zu sein. Sie hatte ihm den Stein an dem Abend, an dem sie starb, zum Geschenk gemacht, und als er bekannt gab, sie ungeachtet dieses Liebesbeweises zu verlassen, beging sie Selbstmord."
"Das ist die Geschichte dieses abscheulichen Mitgiftjägers, Holmes."
"Und was ist Ihnen lieber, Watson, die Geschichte eines verrückten, der sich als Priester einer Geheimgesellschaft geriert?"
"Tatsache ist, dass dieser Stein äußerst wertvoll ist", begann ich.
"Ist er nicht", korrigierte er mich.
"Nicht?"
"Tatsächlich handelt es sich um geschliffenes Glas, Watson."
"Dann ist er eine Fälschung und das Original ist anderswo."
"Tut es nicht", korrigierte mich Holmes abermals. "Mein Bruder hat diese Frage vor unserer Abreise noch überprüft. Die berühmte Rose von Hampton war von Anfang an ein Mythos, mit dem Lord Hampton sein Imperium erbaute. Seitdem man ihn im Besitz des Steins wähnte, hielt man ihn für unendlich reich, und da das so war, konnte er auch großen Reichtum erwerben. Wo Tauben sind, fliegen Tauben zu, heißt es. Mein Bruder hat es überprüft und es stimmt, was man ihm sagte. So gesehen besteht unsere Welt vorwiegend aus Illusionen, und nicht aus Tatsachen. Und um die Illusion, dass die Rose Macht über Sie hat, lieber Watson, müssen wir Ihnen noch austreiben, bevor wir diese Stadt verlassen."
"Wegen mir können wir auch gleich abreisen", sagte ich.
Holmes lächelte. Er zog seine Uhr aus der Tasche. Sie zeigte 22:23 Uhr. "Bis zum Morgenzug haben wir noch annähernd sieben Stunden", bemerkte er. Dann winkte er einem Burschen und wies ihn an, unser Gepäck zum Bahnhof zu bringen.
"Was haben Sie vor?" fragte ich ihn, als wir hinaus auf die Straße traten und uns kurze Zeit später erneut am Fluss einfanden.
Holmes trat
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