Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
Vom Netzwerk:
be­deck­ten, und wun­der­ten uns umso mehr, dass dar­in ein Mensch mit ei­ner Sche­re zu­gan­ge war. Hol­mes trat kurz ent­schlos­sen durch die Tür, die nur an­ge­lehnt war, und sag­te: "Gu­ten Abend, Göt­tin."
    Das Mäd­chen mit dem kur­z­en, dunklen Haar, das wir aus der Gruft kann­ten, dreh­te sich um. Ihr Ge­sicht hät­te im mil­den Ker­zen­schein noch als kind­lich gel­ten kön­nen, doch wer ge­nau­er hin­sah, merk­te, dass sie kei­nes­wegs jung war, wenn auch von mäd­chen­haf­ter Ge­stalt. Ihre Stim­me war et­was hei­ser und sehr mil­de, als sie ant­wor­te­te: "Ich habe Sie schon er­war­tet, mei­ne Her­ren. Set­zen Sie sich doch."
    Ich er­blick­te in der Mit­te des Ge­wächs­hau­ses einen Gar­ten­tisch und meh­re­re Stühle. Er war vor lan­ger Zeit ge­deckt wor­den, und es war al­les da: Eine Tee­kan­ne aus Por­zel­lan, Be­cher, Tel­ler, Löf­fel­chen und Mes­ser­chen, al­les recht or­dent­lich auf­ge­legt, aber von ei­ner lang­jäh­ri­gen Staub­schicht be­deckt. Un­se­re Gast­ge­be­rin rück­te uns den Stuhl zu­recht, und wir setzten uns folg­sam hin. Was dann kam, hat­te ich nicht er­war­tet: Aus der Kan­ne floss eine dicke, rote Flüs­sig­keit in mei­ne Tee­scha­le. Der Ge­ruch von Blut drang au­gen­blick­lich in mei­ne Nase, und auch Hol­mes war sicht­lich blass ge­wor­den, als er frag­te: "Ich glau­be, ich kann­te den Spen­der die­ses ed­len Saf­tes."
    Un­se­re Gast­ge­be­rin, die mir am Tisch schräg ge­gen­über­saß, hat­te die zier­li­chen Bei­ne fein ne­ben­ein­an­der­ge­s­tellt, saß mit ge­ra­dem Rücken da und nipp­te an ih­rem ei­ge­nen Schäl­chen, als hand­le es sich da­bei um den feins­ten eng­li­schen Tee. Ihr Ge­sicht war mir an­fäng­lich im Schein der Ker­ze, die sie auf den Tisch ge­stellt hat­te, et­was bleich er­schie­nen. Nun aber fühl­te sie sich sicht­lich wohl, und man merk­te das am ro­si­gen Schein ih­rer Wan­gen.
    "Er­füllt die­ses Ge­tränk über­haupt das Rein­heits­ge­setz?" frag­te Hol­mes, der da­von noch nicht ge­kos­tet hat­te. "So­weit mir be­kannt war, litt der Mann, dem es ge­hör­te, an ei­ner töd­li­chen Krank­heit, die, wie Dr. Koch schreibt, in­fek­ti­ös wirkt."
    "Eine Krank­heit wür­de ich es nicht nen­nen, wo­mit ich Bru­der Eil­fried be­leg­te", sag­te sie, "und ich wür­de es auch kei­nen Fluch oder Bann nen­nen. Es ist ein Zau­ber, der wie je­der Zau­ber, auch töd­lich en­den kann."
    An die­ser Stel­le eine klei­ne An­mer­kung: Ich kann für Ein­zel­hei­ten die­ses Ge­sprächs nicht bür­gen, da es auf Deutsch statt fand, aber ich will ver­su­chen, so­weit ich mir sei­nen Sinn zu­sam­men­reim­te, einen in­halt­li­chen Über­blick zu ge­ben. Das Ver­ständ­nis wur­de da­durch er­schwert, dass die Dame Frän­kisch sprach, ein deut­scher Dia­lekt, bei dem Vo­ka­le ver­tauscht und Wör­ter mit­un­ter mit dem Kür­zel -la er­gänzt wer­den, was einen nied­li­chen Ef­fekt hat­te, der in die­ser Si­tua­ti­on leicht bi­zarr wirk­te.
    "Und was be­wirkt die­ser Zau­ber?" frag­te Hol­mes wei­ter.
    "Bei dem, der ihm un­ter­liegt, Be­ses­sen­heit. Bei der, die ihn aus­übt, Macht."
    "Dann wa­ren Sie es also, Gnä­digs­te, die mei­nen Freund Dr. Wat­son hier mit sei­nem Ro­sen­wahn be­leg­te?"
    Ob­wohl die­ses Ge­spräch bei­läu­fig ge­führt wur­de, hat­te man da­bei doch den Ein­druck, als wäre Hol­mes der Jä­ger, und die Dame, die sich zu­neh­mend ver­jüng­te und längst wie­der als Back­fisch vor uns saß, fühle sich in eine Ecke ge­trie­ben. Ihre Au­gen wa­ren schwarz wie die Au­gen man­cher Vö­gel, und ähn­lich aus­drucks­los.
    "Er wur­de mit ei­nem Bann be­legt, das ist wahr. Se­hen Sie", sag­te sie, und hob über­ra­schend einen Stoff­hut, der auf dem Tisch stand und den ich für einen Ei­er­wär­mer ge­hal­ten hat­te. Dar­un­ter ver­barg sich ein klei­ner Kä­fig mit ei­ner Por­zel­lan­fi­gur, die mir ge­wis­ser­maßen ähnel­te, und die von wirk­li­chen Ro­sen­ran­ken um­ge­ben war, und das so sehr, dass er sich nicht rühren konn­te. Da­ne­ben stand ein wei­te­rer Kä­fig mit ei­ner Fi­gur, die Hol­mes ähnel­te. Al­ler­dings war es nicht der jün­ge­re Hol­mes, der vol­le­re Lip­pen und eine

Weitere Kostenlose Bücher