Voodoo Holmes Romane (German Edition)
etwas dunklere Gesichtshaut hatte, sondern offenbar Sherlock, sein älterer Bruder.
"Wenn all das geschah, um den Heiligen Stein wiederzuerlangen, dann haben Sie Ihre Zauberkraft am falschen Objekt verschwendet", sagte Holmes, "sehen Sie, derjenige, der sich in seinem Besitz befindet, bin ich."
Die junge Hexe (denn das war sie offenbar) starrte ihn unverwandt an. "Und wer sind Sie?" fragte sie.
"Mein Name ist Voodoo Holmes."
"Und wo ist der Stein?" Ihre Stimme klang unerwartet hart.
"Er befindet sich an einem sicheren Ort. Ich trage mich mit der Absicht, ihn auszuhändigen, sofern Sie bereit wären, mir über einige Punkte Aufklärung zu geben."
Nach einem kurzen Duell der Blicke fragte die Hexe: "Was wollen Sie wissen, Voodoo Holmes?"
"Wie ist Ihr Name?"
"„Mein Name tut nichts zur Sache. Man nennt mich die Hexe der Rose."
"Wie alt sind Sie?"
"Ich habe kein Alter."
"Stehen Sie in Verbindung mit jenem Haus in der Lugbank, das man das Rosenhaus nennt?"
Sie nickte.
"Warum musste im vergangenen November vor diesem Haus ein Mensch sterben?"
"Menschen sterben", merkte sie an.
"Weil ihr Tod hilfreich ist?"
Sie lächelte. "Nur wo Tod ist, ist auch Leben."
"Auf dem Haus ist die Jahreszahl 1541 eingraviert", bemerkte Holmes. Als sie nicht darauf reagierte, fügte er hinzu. "Das Jahr, in dem dort eine Hexe in dieses Haus entkam. Sie wurde vom Pöbel verbrannt."
"Nur dort, wo Tod ist, ist auch Leben", wiederholte die Hexe.
"Es heißt, in dem Haus habe sich ein junges Mädchen befunden", behauptete Holmes.
"Ja, ich war dieses Mädchen. Aber ich könnte genausogut sagen, ich war der Phönix."
"Der Urvogel, der im alten Ägypten aus dem Urschlamm entstieg?"
"Der Phönix, der Jahrhunderte lebt, und dann den Feuertod stirbt, und verjüngt daraus hervorgeht."
"Und das Geheimnis des Phönix ist es, Leben zu nehmen, um selbst zu leben?"
Darauf gab sie keine Antwort. Stattdessen sagte sie: "Es reicht für dich, Voodoo Holmes, zu wissen, dass ich der Phönix bin. Und der Stein, der sich in deinem Besitz befindet, gehört dem Phönix. Gib ihn mir."
Ihre Worte hatten hypnotische Qualität. Sie fixierte meinen Freund mit den Augen, und ihre Stimme klang so süß und zugleich befehlend, dass mich ein Schwindel befiehl. Ich konnte mich nicht rühren. Während sie leise ihre Worte wiederholte, und noch andere, darunter in Sprachen, die ich nicht verstand, die mich aber noch stärker in Willenlosigkeit versetzten, merkte ich, wie sich ein Kraftfeld aufbaute, dem sich kein Mensch entziehen konnte. Es war ein Wandel, wie ich ihn vorher und nachher noch nie erlebt habe. Gerade noch schien sie ein kleines Mädchen, dann eine schöne Frau, und zuletzt, unmerklich, waren ihre Worte und ihre Gesten etwas, bei dem mir selbst nur das Wort "göttlich" in den Sinn kommt. Deshalb kann ich über diesen letzten Teil des Gesprächs nichts mehr sagen.
Auch Holmes konnte sich dieser Magie nicht entziehen. Willenlos griff er in seine Rocktasche und hielt den Stein in die Höhe. Kaum war sie seiner ansichtig geworden, veränderte sich dieses junge, hübsche Gesicht ein weiteres Mal und wurde überstrahlt von einem Licht. Ich sah noch, dass sie die Hand ausstreckte, und die Hand meines Freundes Holmes näherte sich wie auf Stricken gezogen der ihren. Im letzten Augenblick aber ließ er den Stein fallen. Die "Rose von Hampton" prallte auf den harten Boden des Gewächshauses und zerbarst dabei in tausend Stücke.
Was danach kam, fällt mir noch schwerer, zu beschreiben. Ihr Gesicht wurde anders. Es schien wie eine Faust von innen vorzukommen, die das Gesicht vorstülpte, und dann platzte dieses Gesicht auf. Ich sage, es platzte auf, aber was nun kam, hatte so viele Gleichzeitigkeiten, daß ich nicht mit Gewissheit sagen kann, was in der Folge geschah.
Es war mir, als ob ich träumte. In diesem Traum
Weitere Kostenlose Bücher