Voodoo Holmes Romane (German Edition)
mir in den Weg und zwang mich, ihm in die Augen zu sehen. "Watson", sagte er, "was ist es, das Sie fürchten?"
"Es ist keine Furcht", sagte ich nach einer Weile.
"Sondern?"
Ich holte einmal tief Luft, und versuchte, meine Gedanken zu sammeln. ""Es sind Bilder, Vorstellungen, die ich nicht abstellen kann."
"Und welche Bilder sind das jetzt?"
"Von der Rose, von der Messe, der wir heute beiwohnten, vom Stein, den Sie mir gezeigt haben."
"Und was noch?"
"Ich sehe einen Garten. Einen Rosengarten."
"Den in der Neuen Residenz?"
"Nein, einen anderen Garten. Ich kann nicht sagen, wo er sich befindet."
"Und was ist damit?"
"Ich habe das Bedürfnis, dort hin zu gehen. Ihn zu suchen. Aber ehrlich gesagt, Holmes, ich halte das für keine gute Idee. Ich glaube, es ist besser, wir reisen ab. Wir haben genug Gefahren überstanden."
"Warum sagen Sie das?"
Ich seufzte. "Weil ich den Gedanken nicht los werde, dass uns dort weiteres Unheil droht. Sehen Sie Holmes, ich habe uns in diese Sache hineingeritten, und es hat uns beinahe den Kopf gekostet. Ohne Ihren Einfallsreichtum, ohne Ihre Geschicklichkeit, wären wir längst tot. Ich häte mir
"Nachdem die Polizei es abgelehnt hat, weitere Nachforschungen anzustellen", sagte er, "wollen wir uns nicht davon abhalten lassen, die Flüchtigen ein wenig zu verfolgen."
"Was schwebt Ihnen vor?" fragte ich ihn erschreckt.
"Die Gärtnerei Meier", sagte er. "Sehen Sie, Watson, unser Rosenpriester hat eine Nichte, deren Beschreibung gut zu dem passt, was wir als Rosengöttin präsentiert bekamen. Außerdem: Trotz der späten Stunde ist das doch eine gute Gelegenheit, eine der traditionellen Bamberger Gartenbaubetriebe aufzusuchen, meinen Sie nicht? Einige davon liegen im Norden der Stadt. Wir können in einer halben Stunde dort sein."
Auf den ersten Blick unterschied sich der Eingang zur Gärtnerei wenig von den anderen Häusern in der Straße, die wir nach kurzem Suchen gefunden hatten. Es wurde hier Wand an Wand gebaut, wodurch die Straßen beidseits wie von einer Mauer begrenzt wurden. Zwischen den Giebeln blickte man in das Schwarz des Nachthimmels, das war alles. Ein großes Einfahrtstor, durch das ein Pferdefuhrwerk passte, war durch eine massive Tür versperrt, und die Läden der Fenster, die auf die Straße führten, waren geschlossen, sodass ein wehrhafter Eindruck entstand. Wir gingen auf der Straße auf und ab, und siehe da, wenige Häuser von der Gärtnerei Meier entfernt kam man durch ein ähnliches Tor, das nur angelehnt war, in einen Hinterhof mit einem Zaun, den ich mit Mühe überwandt (wobei ich mir einen kleinen Riss im Schritt meiner Hose zuzog). Nun standen wir in einem Feld. Dieses wurde von vier Seiten von Gebäuden begrenzt, die gerade so eng aneinander standen wie in der Straße, aus der wir gerade gekommen waren. Das Feld aber gehörte zu großen Teilen der Gärtnerei, durch deren abgeerntete Beete wir uns nun dem Meierschen Hause von der Rückseite näherten. Dieses wurde von einem Glashaus verkleidet, einem riesigen, saalhohen Raum, der dicht mit Ranken bewachsen war. Da erfasste mich Beklommenheit, denn ich glaubte, dieses Glashaus wiederzuerkennen. Es hatte große Ähnlichkeit mit dem Glashaus meiner Jugend. Es war ähnlich gefertigt aus zierlichem, schnörkeligem Eisenrahmen und vielen kleinen Scheiben, die im unteren Bereich Ränder aus Milchglas aufwiesen. Und es war wie das Glashaus meiner Jugend völlig von Pflanzen durchwuchert. Da in seinem Inneren ein Kerzenlicht hin und her huschte, erkannten wir, dass es Rosenstöcke waren, jedoch waren die Pflanzen tot, und hatten sich braun verfärbt. Als wir an die Fensterscheiben herangekommen waren, sahen wir den Schmutz, den Staub und die Spinnweben, die das Innere
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