Voodoo Holmes Romane (German Edition)
Heiligen Zeiten einmal brannte, und das vornehmlich am 11. November.
„ Haben Sie die Schnäbel gesehen?“ flüsterte mir Holmes zu.
Ich nickte.
„ Sie kennen doch die Geschichte vom Phönix, nicht wahr?“
„ Der Phönix war ein Totenvogel, sagte ich, "der nach einem alten Mythos alle 500 Jahre wiedergeboren wird.“
„ Nicht alle 500 Jahre“, korrigierte er, „wie wir heute wissen: Alle 348 Jahre!“
Das Bier kam, und wir nahmen beide einmal einen kräftigen Schluck, um den überstandenen Schrecken abzumildern. Ich bemerkte, dass Holmes mich ins Auge fasste und dabei den Gesichtsausdruck eines Schulbuben annahm, der etwas auf dem Herzen hat. Dann sagte er: "Lieber Watson, ich habe Ihnen ein Geständnis zu machen."
Ich sah ihn ratlos an. Die Situation schien ihm äußerst unangenehm zu sein.
"Nachdem mein Bruder mit Ihnen in Hampton Palace war und ihm der Stein überreicht wurde ..."
"Ja?"
"Nun, da glaubte er zu spüren, dass auf diesem Stein ein Fluch laste. Es war ein vages Gefühl, wie er mir sagte. Sie wissen, dass er es gerne mir überlässt, dergleichen Dinge zu klären."
"Und Sie haben den Auftrag angenommen?"
"In der Tat. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie leid mir das alles tut, Watson. Sie sind in dieser Geschichte mehrmals nur um Haaresbreite dem Tod entgangen. Wenn ich geahnt hätte, dass die Sache so brenzlig ist, hätte ich Sie nie in die Angelegenheit hineingezogen. Schon Sherlock sagte mir, es sei wohl besser, ich würde allen nach Budapest fahren. Sehe Sie: Ich bin dort nur hin, um mich Lord Hogson zu zeigen, von dem ich wußte, dass er wegen des Rosenfestes dorthin fahren würde. Ich habe es durch den Besuch jeder Veranstaltung, die mit dem Thema zu tun hatte, darauf angelegt, sein Interesse zu wecken, und dabei immer wieder nach der Rose von Hampton und ihrer Bedeutung gefragt. Wenn ich meine Angelegenheit nicht so angestrengt verfolgt hätte, wäre Ihnen, lieber Watson, vielleicht der Topf erspart geblieben, der auf Ihrem Haupt landete."
"Machen Sie sich keine Gedanken darüber, Holmes. Ich war von Anfang an mit Feuer bei der Sache. Und Sie haben mir nicht nur in den Katakomben Bambergs, sondern auch bei diesem Brand tatkräftig beigestanden, ja, Sie haben mir beide Male das Leben gerettet. Aber was Sie mir nun über Lord Hogson sagen, erstaunt mich doch, lieber Freund."
"Mein Bruder hatte erfahren, dass Hogson in die Sache verwickelt war. Er war ein Geschäftspartner des alten Lord Hampton gewesen, der das Geheimnis des Rosensteins bis zuletzt gewahrt hatte. Nun, da er gestorben war, schien Hogson der Ansicht zu sein, der Stein soll ihm überantwortet werden. Der Verdacht, dass Hogson auch beim Tod Lady Hamptons seine Hand im Spiel gehabt haben könnte, bestätigte sich, als er mich in Budapest aufsuchte und mir dabei eine größere Geldsumme anbot, wenn ich ihm dazu verhalf, den Stein in seinen Besitz zu bringen. Ich glaube, dass uns Hogson deshalb auch bis Bamberg verfolgt hat. Nun aber bin ich zur Überzeugung gekommen, dass er in diese Rosenverschwörung nicht verwickelt war. Wäre es so gewesen, dann müßten wir hören, dass er sich im Zug nach Dresden in eine lebende Fackel verwandelt hätte, denn dann müßte er auch dem Fluch der Hexe unterliegen, ihr Blut in sich tragen und in dem Moment, in dem sich die Hexe in Luft und Hitze verwandelt, selbst explodieren."
"Wir werden morgen auf jeden Fall die Zeitungen studieren", meinte ich. "Aber sagen Sie, Holmes: Wenn dieses Inferno das Ende des Geheimbundes zur Rose bedeutet, wie stimmt das mit dem Mythos des Phönix zusammen? Gerade indem er vernichtet scheint, steigt er verjüngt aus der Asche empor. Ist nicht zu befürchten, dass wir heute nur einen Pyrrhus-Sieg errungen und gerade erst den Samen für das Böse gelegt haben, das sich früher oder später
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