Voodoo Holmes Romane (German Edition)
geschah Folgendes: Die Hexe sprang in die Höhe, und stieß dabei den Kerzenhalter um. In kürzester Zeit stand der Tisch in Flammen, und die trockenen Rosenranken, die uns von allen Seiten umwölbten, brannten lichterloh. All das geschah in Sekundenschnelle, und das Merkwürdige daran war, dass die Hexe, deren Gesicht eben noch von Wut und Hass verzerrt schien, lächelte, die Arme ausbreitete und emporschwebte.
Nüchtern betrachtet muss das Ganze anders verlaufen sein. Durch irgendeine Art Zauber, den ich nicht näher erklären kann, waren wir in dieses Gewächshaus gelockt worden, das sich schnell als Falle erwies. Wenn es stimmte, was sie sagte, dann erneuerte sie sich dadurch, dass sie verbrannte und dabei andere Menschen mit sich in den Tod riss, der ihr freilich neues Leben bedeutete.
Es ist da aber noch ein anderes Bild, das sich mir erhalten hat. Und dieses geht so, dass das Feuer keineswegs von der umgestürzten Kerze ausging, sondern direkt aus ihrer Stirn hervorbrach. Erst war das Gesicht der Hexe noch im Halbdunkel, im nächsten Moment aber, kaum war der "Heilige Stein" zerborsten, wurde ihr Gesicht erhellt durch ein Feuer, daß zwischen ihren Augen hervorbrach. Ich meine damit nicht einen Blick oder dieses feine Leuchten, daß ein durchgeistigter Mensch manchmal im Gesicht erkennen lässt, sondern eine Flamme, wild und unbeherrscht, die im nächsten Moment den Kopf der Hexe in einem Funkensprühen zerplatzen ließ. Schon brannte der Rumpf lichterloh, nur die Beine und die Arme wirkten noch wie hilflose Anhängsel, die sich bewegten wie gefrorene Schlangen, und dann hatte sie selbst auch schon das Feuer erfasst, und die brennende Gestalt, die da vor uns stand, fiel auf die Knie und lag auf dem Boden, und was gerade noch Körper gewesen war, war nun eine Lache, eine feuersprühende Öllache, aus der dann der Feuerbrand entstand, der das ganze Gewächshaus wie Zunder erfasste.
Und dann war da in diesem Traum noch etwas Anderes. Die Feder sträubt sich, es mitzuteilen, aber ich kann dem Leser das Bild nicht ersparen. Ich hatte nämlich in diesen Minuten, in denen die Hexe mich bezauberte, Gelegenheit, meinen Freund zu betrachten, und dessen Äußeres veränderte sich ebenso wie jenes der Hexe. Wurde sie eine schöne und immer schönere Frau, eine Göttin, schien sogar wie eine Botschafterin des Himmels (wie pervertiert waren hier doch die Verhältnisse!) verwandelte sich das Haupt meines Freundes in einen Schlangenkopf. Ja, ich nahm hier am Wettstreit zweier Zauberer teil, und von ihnen gewann jener, der die Sehnsucht des anderen zerstörte. Holmes hatte von Anfang an alle Karten in der Hand, und es war deshalb nichts weiter als eine Pokerpartie mit gezinkten Karten, die Holmes hier veranstaltete. Bei ihm ging es weiter um nichts, die Hexe war nicht das Objekt seiner Begierde. Während ich in diesem Wettstreit sofort unterlegen wäre, da mir die Hexe in diesem Augenblick alles zu verkörpern schien, wonach die Sehnsucht eines Mannes giert, verlor die Hexe mit dem Anblick des "Heiligen Steins" ihre Kräfte, denn er bedeutete ihr gleichviel. Immerhin aber war es ihr gelungen, aus meinem Freund die "Schlangenhaftigkeit", wie ich es nennen will, hervorzuzaubern. Sie bedrängte ihn mit ihrer Zauberkunst so weit, dass er gezwungen war, alle Register zu ziehen. Sie übte eine tödliche Bedrohung aus, die ähnlich der war, die seine Mutter damals im Naturhistorischen Museum in Wien in eine Schlange und dadurch in einen Spuk verwandelt hatte. Ich sah also die Hexe verbrennen, und meinen Freund als Schlange, die sich in meinen Arm verbiss, um mich, während um uns die Flammen lichteroh standen, aus der Gefahrenzone zu ziehen.
Während ich diese Phänomene beschreibe, dürfen Sie nicht glauben, daß ich
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