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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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das al­les ste­hend und ge­las­sen be­trach­tet hät­te. Der Luft­druck im Ge­wächs­haus war in kür­zes­ter Zeit so hoch ge­wor­den, dass die Glas­schei­ben um uns bars­ten und auf uns her­ab­reg­ne­ten. Ich kann nicht sa­gen, wie ich aus die­sem In­fer­no ent­kam, und das re­la­tiv un­ge­scho­ren. Ich hat­te da­nach nur einen star­ken Schmerz im rech­ten Ober­arm, und mein Rock trug an die­ser Stel­le Löcher wie von meh­re­ren Ge­biss­rei­hen spit­zer Zäh­ne.
     
    Wir ka­men am Ende des Fel­des zum Zaun und über den Hin­ter­hof hin­aus auf die Straße. Die Vor­der­front der "Gärt­ne­rei Mei­er" schi­en an­fäng­lich un­ver­än­dert, doch dann merk­te man wei­ße Schwa­den, und es gab einen dump­fen Knall, und schon drang Rauch aus den Fens­ter­rit­zen mit ei­ner Ge­walt, die klar stell­te, daß hier je­der Lösch­ver­such ver­geb­lich blei­ben wür­de. Wir eil­ten has­tig die Straße hin­ab und ka­men da­bei an ei­ner wei­te­ren Gärt­ne­rei vor­bei, die lich­ter­loh brann­te. Ich wies Hol­mes stam­melnd dar­auf hin, doch er nick­te nur und sag­te: "Nach mei­nen Be­rech­nun­gen wird es 347 in­fi­zier­te See­len ge­ben, und wenn sich das Zen­trum der Kra­ke auf­löst, ster­ben auch die Ten­ta­kel ab."
    Tat­säch­lich kam es so, dass wir auf un­se­rem Weg durch die Straßen noch hin­ter ver­schie­de­nen Fens­ter und Türen den einen oder an­de­ren Knall ver­nah­men, und konn­te zwi­schen­durch auch schon ein­mal se­hen, wie sich eine bren­nen­de Ge­stalt auf dem Bo­den ei­nes Wohn­zim­mers wälzte. Wir lausch­ten den Si­re­nen der Feu­er­wehr, die heu­te Nacht – es war der 11. No­vem­ber – oh­ne­hin in Alarm­be­reit­schaft stan­den, die vie­len Lich­ter viel­leicht aber an­fäng­lich für die Ker­zen des Fa­schings­um­zugs ge­hal­ten hat­ten.
    Wie­der be­fan­den wir uns auf der Flucht, und es war nach Mit­ter­nacht, und ich merk­te, wie mich eine Schwäche und Mü­dig­keit er­fass­te, die mich tor­keln ließ. Hol­mes über­nahm es, mich zu stüt­zen, und wir ka­men nur schritt­wei­se vor­an, während sich um uns tu­multar­ti­ge Sze­nen ent­wick­lten. Men­schen, die Spaß ha­ben woll­ten, misch­ten sich mit an­de­ren, die zu be­sof­fen wa­ren, um zu wis­sen, was sie woll­ten, und die­se wie­der­um mit an­de­ren, die ent­setzt wa­ren über die Vor­gän­ge in der Stadt, näm­lich daß sich man­che Mit­bür­ger ein­fach in le­ben­de Fackeln ver­wan­del­ten, und man wuss­te nicht warum, und da­bei zu ei­ner Art Öl zer­schmol­zen, daß rück­stands­los ver­brann­te. Und die­se Mit­bür­ger wech­sel­ten mit den Fackeln selbst ab, die of­fen­bar Über­bleib­sel ver­gan­ge­ner Jahr­hun­der­te wa­ren und er­mor­de­te Kör­per be­haust hat­ten, die sie nun mit Hit­ze und ei­nem dump­fen Knall wie­der frei­ga­ben. Frie­de ih­rer Asche. Ein­mal ka­men uns auf der Straße Uni­for­mier­te nach­ge­lau­fen. Hol­mes spür­te die na­hen­de Ge­fahr. Wir bo­gen in eine Sei­ten­straße und be­schleu­nig­ten die Schrit­te, aber es war längst zu spät: Die Ge­sich­ter der Uni­for­mier­ten wur­den grau wie ihre Uni­for­men und dann schwarz, und ihre Köp­fe schie­nen au­gen­blick­los den Köp­fen von Vö­geln zu glei­chen, mit großen, glän­zen­den Schnä­beln, be­vor sie zu Feu­er­ke­geln zer­platzten und in Rauch auf­lös­ten. Also wa­ren auch Tei­le der Po­li­zei in­fi­ziert, was die Träg­heit des Po­li­zei­prä­si­den­ten bei der Auf­klärung der Sa­che er­klär­te. Die bren­nen­de Sup­pe aber, die sie ge­we­sen wa­ren, droh­te uns einen Mo­ment lang zu um­flie­ßen, wären wir nicht in eine Gast­stät­te ge­stol­pert, und hät­ten wir uns nicht zwi­schen die Lei­ber der Men­schen ge­drängt, die dort un­ge­rührt an lan­gen Ti­schen saßen, Bier­sei­del in der Hand, und sich lauthals un­ter­hiel­ten. Es war eine ab­sur­de Sze­ne, un­se­re vom Rauch damp­fen­den Klei­der und die et­was ver­rußten Ge­sich­ter, und Hol­mes’ Ge­sicht, das bleich war wie das mei­ne, und wach­sam und ängst­lich, und um uns her­um die fröh­lich fei­ern­den Men­schen, die von all dem nichts wahr­nah­men, es für das Na­tür­lichs­te der Welt hiel­ten, daß ihre Stadt alle

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