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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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die Fah­nen, und auch im Kreis der Dienst­bo­ten und Fi­scher war ein et­was be­merk­bar, das un­ser Gast­ge­ber als „lächer­li­ches Auf­flackern des lei­di­gen Aber­glau­bens in die­sen Brei­ten“  be­zeich­ne­te, näm­lich die Über­zeu­gung, Ge­wit­ter ver­möch­ten im Men­schen Ge­walt­po­ten­tia­le frei­zu­set­zen. Der Fama zu­fol­ge sei­en auch die Schwer­trei­te­r­at­tacken zu ei­nem Zeit­punkt er­folgt, als der Him­mel schwarz wie Pech ge­we­sen sei und es aus Kan­nen ge­gos­sen habe. In mei­ner Be­ob­ach­tung sprach da­für we­nig, schließ­lich hat­te es seit un­se­rer An­kunft oft ge­reg­net, das aber mit fried­li­chem, bei­na­he ein­schlä­fern­dem Cha­rak­ter. An­de­rer­seits konn­te ich mich der Droh­hal­tung, die von den wach­sen­den Schwer­trei­ter­for­ma­tio­nen und ih­rer Schwär­ze aus­ging, schwer­lich ent­zie­hen, zu ein­deu­tig schie­nen die Au­gen­blick­s­auf­nah­men ei­nes ga­lop­pie­ren­den Pfer­des, auf dem ge­duckt ein stür­men­der Rei­ter saß.
     
    Auch un­se­re Gast­ge­be­rin war in den letzten Ta­gen zu­neh­mend ge­rei­zt, und es war un­klar, ob die­se Ge­rei­zt­heit auf Angst oder Lan­ge­wei­le be­ruh­te. Ich kann nicht sa­gen, wo die An­span­nung her­kam und muß ge­ste­hen, daß mich ei­nes Abends beim Din­ner ein bö­ser Ver­dacht be­fiel, der mir zu­gleich auch er­klär­te, warum Lord Cum­ber­ton-Shoy­le im­mer ei­fer­süch­ti­ger auf den jun­gen Hol­mes zu sein schi­en und heu­te wie­der das Ge­spräch auf den Fall mit der Mu­mie ge­bracht hat­te, von dem er alle Ein­zel­hei­ten zu ken­nen schi­en. Er er­kun­dig­te sich nach der Art und Wei­se, mit der die ein­zel­nen Be­woh­ner der Es­sex Road ihr Schick­sal er­lit­ten hat­ten. Er ging die To­des­fäl­le durch wie ein Mör­der, der zum Ort sei­nes Ver­bre­chens zu­rück­kehrt, und mir wur­de rich­tig un­heim­lich bei der Fra­ge, ob es denn stim­me, daß Hol­mes mit der Tier­präpa­ra­to­rin ein Ver­hält­nis ge­habt habe. Der Ge­dan­ke war ab­we­gig, und quäl­te mich doch, ob­wohl ich nicht den ge­rings­ten Hin­weis dar­auf hat­te, daß es so ge­we­sen war. Au­ßer­dem wuss­te ich, was nun kom­men wür­de. Sei­ne Lord­schaft wür­de ihn fra­gen, ob er eine Frau wie Lady Cum­ber­ton at­trak­tiv fän­de. Und er wür­de An­spie­lun­gen über Hol­mes’ Ju­gend und die Kraft sei­ner Len­den ma­chen. All das war un­er­träg­lich, aber in letzter Zeit ver­ging kein Abend, an dem das The­ma bei Tisch in die­se Rich­tung aus­ge­walzt wur­de. Und es war in die­sem an­schwel­len­den Mo­ment in der Kon­ver­sa­ti­on, in dem mir mei­ne Ser­vi­et­te von den Bei­nen rutsch­te und mein Blick un­ter dem Tisch et­was ge­wär­tig­te, das ob­szön war wie der Biss ei­ner Schlan­ge. Ein Schau­der von Scham und Em­pörung er­fass­te mich. Ich be­ob­ach­te­te näm­lich, daß un­se­re Gast­ge­be­rin kei­ne Strümp­fe trug und so­gar ih­ren rech­ten Schuh ab­ge­legt hat­te. Und nun kommt es: Ihr nack­ter Fuß ruh­te, und das moch­te schon eine gan­ze Wei­le so ge­we­sen sein, auf Hol­mes’ Stie­fel! Und dazu schwieg sie, und alle schwie­gen, und nie­mand wuss­te es, au­ßer Hol­mes. Ich war em­pört, mir wur­de heiß, und mir brach der Schweiß dar­über aus, was hier vor­ging. Es durf­te nicht sein, ich konn­te es mir gar nicht vors­tel­len, daß hier ein jun­ges Ehe­paar in die­ser Art und Wei­se sei­ne Gäs­te miss­brauch­te, und warum Hol­mes bei die­sem per­fi­den Spiel Par­tei war! Mein Ent­set­zen war es nun, daß die an­ge­spann­te Stil­le durch­brach, denn ich be­gann zu hus­ten. Ich hat­te mich an mei­nem Spei­chel ver­schluckt und prus­te­te, kräch­zte und konn­te mich fast nicht mehr be­ru­hi­gen. Kaum hat­te ich da­mit be­gon­nen, ver­schwand blitzschnell das Füßchen der jun­gen Frau vom Stie­fel mei­nes Freun­des, der sich so­fort mir zu­wand­te und mir auf den Rücken klopf­te.
    Nach­dem ich mich lang­sam wie­der ein­ge­kriegt hat­te, sag­te Elin, die über der Tisch­plat­te die Kon­ver­sa­ti­on fort­setzte, mit ei­nem rei­zen­den Lächeln: „Mr. Hol­mes, Sie sind mir noch eine Er­klärung schul­dig.“
    „ Wo­für könn­te die sein?“ frag­te

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