Voodoo Holmes Romane (German Edition)
Jahrhundert für Jahrhundert an Häufigkeit seither zugenommen hat.“
„ Das ist doch der Schlüssel zu dem Ganzen, nicht wahr?“ fragte Holmes, der sich eine Zigarette angesteckt hatte.
„ Inwiefern?“
„ Sehen Sie, Cumberton, ich glaube, daß es so ist: Die Wölkchen sind das Ergebnis gewisser Projektionen, die ich vorerst nicht genauer definieren kann. Deshalb glaube ich, daß das ‚Kreuz’, von dem Sie sprechen, gar nicht der ‚Dreispitz’ war, sondern“, er stand auf, um Cumberton-Shoyle den alten Folianten vorzulegen, in dem er geblättert hatte, „jener ‚Venusberg’, den der Astrologe Ihres Großvaters, Ari Shiffkowitz, vor etwa vierzig Jahren darin zu erkennen glaubte. Diese Zeichnungen stammen doch von Shiffkowitz, nicht wahr?“
Cumberton klemmte sich sein Monokel vor das rechte Auge, las in dem Buch und meinte dann: „Ja.“
„ Ein guter Zeichner. Ein aufmerksamer Mann. Ich glaube, er war näher daran als alle anderen, wofür ja auch spricht, daß er eines Wintermorgens hier in dieser Bibliothek enthauptet vorgefunden wurde, nicht wahr?“
„ Wie bitte?“ stieß ich ratlos hervor. Holmes kam auf mich zu und nahm mir das Buch aus der Hand, blätterte darin und hielt mir die Seite hin, auf der das traurige Ereignis verzeichnet stand.
„ Woher weiß du ...?“ stammelte ich, da ich mir nicht erklären konnte, woher er von Shiffkowitz erfahren hatte.
„ Der Venusberg“, fuhr Holmes dozierend fort, „jene dreigezipfelte Schambehaarung der Frau, das war damals um 1820, zu Ari Shiffkowitz’ Zeiten – übrigens war jener einer der Lehrmeister meines Bruders Sherlock, ein Spürhund erster Klasse – ein Tabu, und deshalb benannte man die Wolke nach dem Napoleonshut, obwohl dieser ja doch auf dem Kopf stand. Und wenn man diesen Verbindungen folgt, dann haben wir einen Mann, den Reiter, eine Frau, die weiße Lichtgestalt, ihr Geschlecht, und das Geschlecht der Cumberton-Shoyles in Form eines Stammbaums, der zuallererst im 16. Jahrhundert gedeutet wurde, vermutlich aber schon vorher bestanden hat. Das hieße also, daß es sich um ein einfaches, geradezu banales Viergestirn handelt, unter dem Ihre Familie und die Gegend, die ihr zugehört, drehen: Dem Schwertführer, der aus Gründen seines Stammbaumes um das weibliche Geschlecht und die überhöhte Lichtgestalt der Hohen Frau kreist – am Himmel, aber auch in der Wirklichkeit.“
Cumberton-Shoyle schien zu begreifen, was Holmes damit andeutete, denn er fuhr ihn betroffen an: „„Wollen Sie damit behaupten, Holmes, daß ich als Spross der Familie es bin, der bei diesen Mordfällen die Klinge führt? Wollen Sie damit etwa sagen, daß ich einem Geschlecht der Gattinnenmörder entstamme? Warum sollte ich dann aber mir einen berühmten Detektiv besorgen, der gerade verhindern soll, daß es mit meiner geliebten Elin soweit kommt, und der sie dazu angestellt hat, das Mysterium aufzuklären?“
Unser Gastgeber hatte sich von seinem Sitz erhoben, sein Gesicht war rot angelaufen und er zitterte vor Erregung. Holmes ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen und meinte, gemächlich an seiner Pfeife saugend: „Nun, Cumberton, das wäre doch sehr im Sinne des Familienhumors, nicht wahr?“
Seine Lordschaft fasste sich. Er hob die Zigarre, die auf das mit Intarsien geschmückte Parkett gefallen war, auf, klopfte sie ab und steckte sie sich in den Mund. Eine Weile wurde schweigend geraucht, dann murrte er: „Zum Teufel Holmes, Sie haben Recht. Aber ich schwöre Ihnen, wenn es so sein sollte, dann müsste es sich um unterbewussten Humor handeln, und dann kichert tief in mir etwas, das ich nicht wahrnehme.“ Mit dieser Bemerkung stand er auf, baute sich vor uns noch einmal auf und fügte hinzu: „Und wenn Sie ein
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