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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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daß kein Klei­dungs­stück ver­bleibt“, reg­te sich noch Wi­der­stand in der Be­mer­kung: „In dem Fall könn­te ich doch mei­nen Hut auf­be­hal­ten, nicht wahr?“, aber sie war dann ganz lamm­fromm, ließ sich in­spi­zie­ren, per­ku­tie­ren und aus­kul­tie­ren, hüs­tel­te, wenn man sie dazu auf­for­der­te, ant­wor­te­te auf die meis­ten Fra­gen mit „Nein“  und schi­en, während mei­ne Fin­ger ih­ren Kör­per ab­such­ten, mit den Ge­dan­ken ganz wo­an­ders. Zu­letzt gab ich ihr einen Klaps wie ei­nem gut­müti­gen Gaul, der sich wi­der­stands­los be­schla­gen lässt, und als sie hoch­sprang und frag­te: „Kann ich mich an­zie­hen?“ hüs­tel­te ich erst mal und nick­te dann stumm.
    „ Ha­ben Sie et­was ge­fun­den?“
    „ Nein. Sie sind ge­sund wie der fri­sche Mor­gen.“
    Ob­wohl sie von mei­nen Wor­ten und der Be­fan­gen­heit, mit der ich vor ihr stand, er­rötet war, schi­en sie ent­täuscht. „Und warum fühle ich mich dann so – fa­ti­gué?
    „ Nun, das ist eine Zeiter­schei­nung“, brach­te ich hüs­telnd her­vor, „man nennt es auch Mode.“
    Ich wünsch­te ins­ge­heim, sie möge end­lich hin­ter den Pa­ra­vent zu­rück­keh­ren, als un­be­klei­det vor mir zu ste­hen, sie aber stemm­te die Hän­de in die Hüf­ten und stand breit­bei­nig vor mir.
    „ Ich habe gar kei­nen Sinn für Mode, Herr Dok­tor“, sag­te sie dann. Sie hat­te große Au­gen und stand mir so nahe, daß ich das Wei­ten ih­rer Na­sen­flü­gel se­hen konn­te. Dann stieß sie einen be­lus­tig­ten Ton aus und ver­schwand hin­ter dem Schirm.
     
    Ja, lie­ber Le­ser, sie hat­te in dem an­ge­deu­te­ten Be­reich eine Locke. Es war dort mit Hil­fe ei­nes Ra­sie­rers ein per­fek­tes Drei­eck her­ge­s­tellt wor­den, über dem dunk­ler und ge­rin­gelt die­se Locke als Mo­de­ac­ces­soire ge­kräu­selt wor­den war, wo­mög­lich mit Hil­fe ei­nes Locken­sta­bes.
    „ Ne­ben­bei, Dok­tor“, frag­te sie mich ab­rupt, „nun, da ich hier das hei­ße Was­ser sehe, hät­ten Sie viel­leicht eine Ra­sier­klin­ge bei der Hand?“
    „ Aber Myla­dy, um Him­mels Wil­len ...“
    „ Nein, ach Gott, ich dach­te, Sie könn­ten Blut se­hen! Nein, es ist we­gen die­ses Schnör­kels hier. Ja, gut, ist das Ihr Ra­sier­zeug?“
    „ Nein, das ge­hört Hol­mes.“
    „ Umso bes­ser.“
    Ich hör­te, wie sie den Fuß auf ein Bänk­chen stell­te und ver­nahm während­des­sen das flut­schen­de Wisch­ge­räusch ei­nes Pin­sels und ei­ner Sei­fe. Ich merk­te, daß ich be­nom­men wur­de und setzte mich, um ge­gen den Schwin­del an­zu­kämp­fen. Ich war der Si­tua­ti­on nicht ge­wach­sen. Daß sie nun aber spon­tan oder auf Ver­an­las­sung den Plan, den Hol­mes ge­schmie­det hat­te, durch­führ­te, schi­en mir teuf­lisch zu sein. Es war, als be­fän­de ich mich in ei­ner Man­gel. Al­les spitzte sich zu: Der Wind, der zum Sturm ge­wor­den war, die Wol­ken­decke, die das Schloss in Dun­kel tauch­te, und der ei­ge­ne Atem, der be­klemmt in der Brust ging. Schließ­lich ver­gaß ich ganz zu at­men und stürz­te be­sin­nungs­los auf den Bo­den. Als ich wie­der er­wach­te, blick­te ich in Myla­dys Ge­sicht, die im­mer noch un­be­klei­det war und mir ein Riech­salz vor die Nase hal­ten woll­te. In der Eile hat­te sie Glau­ber­salz er­wi­scht, das eher für die Be­schleu­ni­gung des Stuhl­gangs ein­ge­setzt wird, in der Nase aber die un­an­ge­neh­me Ei­gen­schaft hat, die Schleim­häu­te über Ge­bühr zu rei­zen. Ich nies­te, und Elin lach­te, und der Fall war ge­ret­tet. Und ja: Sie hat­te sich aus ei­ner spon­ta­nen Ein­ge­bung her­aus die Locke weg­ra­siert. Als sie längst ge­gan­gen war, saß ich mit dem Ge­fühl ei­ner tie­fen Ruhe in ei­nem Ses­sel, als hät­te ich ein Ver­bre­chen be­gan­gen, das reich­li­chen Lohn tra­gen wür­de.
     
    Ich hat­te ge­schla­fen, völ­lig er­schöpft, fast wie tot und in den Klei­dern, als mich Tu­mult vor der Kam­mer weck­te. Es dau­er­te eine Wei­le, bis ich die Streich­höl­zer ge­fun­den hat­te, um den Kan­de­la­ber an mei­nem Bett­rand zu ent­zün­den, der aus­ge­gan­gen war. Da er­tön­te er wie­der: Ein merk­wür­di­ger, tier­haf­ter Schrei ne­ben­an, aus dem Schlaf­ge­mach Lady

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