Voodoo Holmes Romane (German Edition)
er, als sei gar nichts vorgefallen.
„ Sie sagten gerade, es gibt Gut und Böse“, meinte sie spitz, und hinter ihrem Lächeln war eine mühsam zurückgehaltene Hemmungslosigkeit zu spüren, „aber ist das nicht grausam, wenn die Guten die Bösen mit den Waffen der Bösen schlagen? Klebt denn dann nicht Blut an Ihren Händen, Holmes?“
Dieser antwortete gelassen: „Blut ist Leben, Mylady, und es ist ein Krieg da draußen. Vom Anfang der Zeit an standen sich Gut und Böse gegenüber, und wenn sie kämpften, dann floss Blut auf beiden Seiten. Und doch werden Sie anerkennen, daß dabei Zivilisation entstanden ist, die die Barbarei beendet hat. Ja, es klebt Blut an meinen Händen. Aber es ist das Blut des Teufels, und Sie werden mir zustimmen, daß davon nicht genug fließen kann.“
„ Ach, glauben Sie?“ lächelte Elin zuckersüß.
„ Liebling! Ich weiß nicht, was in dich gefahren ist!“ rief da Cumberton-Shoyle, und wandte sich an meinen Freund: „Gestatten Sie, Verehrtester, aber ich kann es nicht erlauben, daß unter meinem Dach Damen von Körpersäften sprechen. Die Lage ist doch schlimm genug, und wir müssen uns nicht zu allem Überfluss noch mit Gruselgeschichten quälen.“
Er klatschte in die Hände. Sogleich erschein der Butler, der hinter einer Markise gewartet hatte. „Symes, ziehen Sie doch das Grammophon auf. Wir wollen ein bisschen Musik machen. Meine Liebe, wonach steht dir dabei der Sinn?“
Sie wirkte etwas ernüchtert, als sie erwiderte: „Bitte nicht unser Lied.“
Dabei handelte es sich um ein durchaus passables Werk der klassischen Literatur, leider etwas durchkomponiert und fade. Es stammte von einem englischen Komponisten des 18. Jahrhunderts und erinnerte ein bisschen an Haydn.
7
Es war in dieser Phase höchster Anspannung zwischen den einzelnen Charakteren, als ich eines Morgens von Lady Cumberton in ihr Gemach gebeten wurde. Sie eröffnete mir, sie leide an einem kleinen Infekt, sie wisse nicht wo, sie fröstele ständig, habe abends meist etwas Fieber und könne essen, was sie wolle, sie nehme nicht zu. Ob es Tuberkulose sein könne - ihre Mutter sei daran verstorben, und das Klima auf Tyne sei sehr ungünstig in dieser Hinsicht. Mir war schnell klar, worum es bei der ganzen Angelegenheit ging - sie wollte so rasch wie möglich Land, Klima und den Ehemann wechseln oder zumindest auf eine Kur in die Schweiz oder ein südliches Land entspringen. Mir war der Aufenthalt selbst so sauer geworden, daß ich ihr gern jedes Attest ausgestellt hätte, das mich selbst von Tyne fortbrachte.
„ Dazu muß ich Sie gründlich untersuchen“, meinte ich nach einer ausführlichen Diskussion ihrer Symptome, wobei ich übrigens den Eindruck nicht los wurde, daß sie mich beschwindelte. Hatte ihr Holmes einen Tipp hinsichtlich ‚Dreieck’ gegeben?
Sie schien meine Gedanken gelesen zu haben, denn eine verräterische Röte tauchte ihr Gesicht in Scham. „Ist das wirklich notwendig?“ fragte sie. „Wissen Sie, dergleichen ist bei uns in Dänemark nicht üblich.“
„ Ich bedaure zutiefst, Sie in Verlegenheit zu bringen“, gab ich zurück, „aber Sie werden sich in der Hinsicht auf englische Verhältnisse umstellen müssen, wir betreiben hier eine durch und durch rationale Medizin.“
Es überraschte mich nicht, von unserer Freundin in den folgenden Tagen nichts zu hören. Sie war ja nicht krank, sondern sie spielte mit mir. Jede Kranke hätte sich längst ins Unvermeidliche geschickt, die Scham bezwungen und einfach so getan, als handle es sich bei dem Arzttermin um die selbstverständlichste Sache der Welt. Ich habe genug Damen der besten Gesellschaft erlebt, die sich schwungvoll entkleideten und wie Zirkuspferde um den Arzt pirouettierten in der
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