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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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aber­mals ins Fern­rohr, und tat­säch­lich  be­stätig­ten sich mei­ne Wor­te prompt: Das Drei­eck war längst ei­ner dif­fu­sen ova­len Form ge­wi­chen, wo­bei sich die er­wähn­te Locke längst zu ei­nem Band ver­brei­tert hat­te, das die Längsach­se des Ovals ein­zu­neh­men be­gann.
    Rat­los blick­te ich zu Hol­mes auf. „Es ist eine Wol­ke“, sag­te ich.
    Er seuf­zte und be­gab sich zu dem großen Kar­ten­tisch, der in der Mit­te der Bi­blio­thek stand. Er such­te in ei­ner der Kis­ten mit den Pho­to­gra­phien, die wir im Lau­fe der letzten Wo­chen an­ge­fer­tigt hat­ten und leg­te mir ein Bün­del mit Drei­zack­for­ma­tio­nen vor. Während ich ein Bild nach dem an­de­ren durch­zu­blät­tern be­gann. merk­te ich, daß mei­ne Hän­de zit­ter­ten. Tat­säch­lich schi­en er ei­nem Ge­heim­nis auf der Spur zu sein, und ich mußte zu­ge­ben, daß, was mir wie eine Ob­ses­si­on er­schie­nen war, tri­um­phie­rend zu be­wei­sen schi­en: Je­des Bild war mit dem an­de­ren iden­tisch, wenn auch zu un­ter­schied­lichs­ten Zei­ten un­ter den un­ter­schied­lichs­ten Be­din­gun­gen auf­ge­nom­men, und je­der „Drei­zack“, der wie aus Fell ge­fer­tigt zu sein schi­en und un­ver­fro­ren, fast höh­nisch, auf den In­tim­be­reich ei­ner blon­den Dame hin­wei­sen woll­te, trug rechts am obe­ren Rand zur Mit­te hin ein Löck­chen, des­sen Form un­ab­än­der­lich und recht cha­rak­te­ris­tisch war.
    „ Ich muß zu­ge­ben, Sie be­fin­dest sich hier auf ei­ner Spur“, sag­te ich schließ­lich, „nur wo die­se hin­führt, kann ich bei bes­tem Wil­len nicht sa­gen.“
    Hol­mes lächel­te. „Er­in­nern Sie sich an die Auf­zeich­nun­gen des gu­ten Mr. Shiff­ko­witz, un­se­res Vor­gän­gers in die­ser Ar­beit? Er be­schrieb den Drei­zack als 'schwärz­lich, und an den Sei­ten­kan­ten aus­ge­franst', nicht wahr?“
    Ich nick­te.
    „ Eine un­ab­än­der­li­che Tat­sa­che für Shiff­ko­witz, die wir aber auf kei­ne Wei­se be­stäti­gen konn­ten.“
    „ Das ist rich­tig.“
    „ Nun gibt es die Par­al­le­le zu Lady Li­di­ja, der zwei­ten Gat­tin des da­ma­li­gen Lords auf Tyne. Bes­timmt ha­ben Sie  ihr Por­trät im Süd­flü­gel, ers­ter Stock, in der Nähe des Dienst­bo­ten­trakts be­merkt.“
    „ Ja, rich­tig. Sie trägt auf dem Bild den Kopf un­ter dem Arm. Wie alle weib­li­chen Cum­ber­tons.“
    „ Und ihr Haar, Wat­son?“
    „ Dun­kel, nicht wahr? Eine der we­ni­gen süd­län­di­schen Na­tu­ren.“
    „ Ein Stil­bruch, ge­nau. Tat­säch­lich hat es nur zwei Er­mor­de­te ge­ge­ben, auf die die­se Be­schrei­bung zu­trifft. Und nun ha­ben wir auf Tyne Lady Elin, einen hel­len Ty­pus, we­nig be­haart, die­se klas­sisch nor­di­sche Va­ri­an­te, nicht wahr?“
    „ Hol­mes, das kann nicht Ihr Ernst sein“, stam­mel­te ich.
    Er mach­te eine un­schul­di­ge Mie­ne. „Das sind Fak­ten“, sag­te er.
    „ Und die Kon­se­quenz dar­aus?“
    „ Wir wer­den Lady Elin bit­ten, uns einen Blick in ih­ren In­tim­be­reich zu ge­währen“, sag­te er. Ich war wie vor den Kopf ge­schla­gen.
    „ Und wir wer­den dar­auf beste­hen, daß sie die­se Locke ab­ra­siert oder ab­ra­sie­ren lässt. Und wenn die Wol­ken ver­schwin­den, dann ha­ben wir den Be­weis.“
     
    Die An­span­nung der fol­gen­den Tage war viel­schich­tig be­grün­det und nahm schließ­lich in ei­nem Aus­maß zu, daß ich zu­letzt ge­zwun­gen war, das Bett zu hüten. Das hat­te ei­ner­seits da­mit zu tun, daß die Schwer­trei­ter­wölk­chen im Lau­fe der Wo­chen an Größe zu­ge­nom­men hat­ten, an­fangs un­merk­lich, bald aber so sehr, daß auch der un­vor­ein­ge­nom­me­ne Be­ob­ach­ter von ei­ner be­drücken­den Vor­ge­wit­ters­tim­mung ge­spro­chen hät­te. In die­ser Zeit hat­te auch die Zahl der Vö­gel zu­ge­nom­men. Ich habe er­wähnt, daß sie an Gei­er er­in­ner­ten. Sie ta­ten kei­nem Le­ben­den et­was zu­lei­de, und es war un­klar, wo­von sie leb­ten. Da­durch hat­te man den Ein­druck, in­ner­halb von Aas­ge­stank zu woh­nen. Viel­leicht war da auch ein fau­li­ger Ge­ruch. Es war schwie­rig, das zu be­ur­tei­len, denn der Wind war zu stark ge­wor­den.
    Un­ten auf der Tor­brücke flat­ter­ten

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