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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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Ge­schich­te sa­gen soll­te. Es wur­de mir mul­mig zu­mu­te. Die Art, mit der sie sich beim Ge­hen auf mich stützte, war nicht un­an­ge­nehm, im Ge­gen­teil, aber ich keuch­te be­reits und ver­such­te gleich­zei­tig, der Wen­dung, die un­ser Ge­spräch ge­nom­men hat­te, ge­dank­lich ge­recht zu wer­den. „Du hast bes­timmt ge­träumt, oder du phan­ta­sierst“, sag­te ich.
    „ Nein, Sir, bes­timmt nicht, Sir. Ich war am Po­lie­ren des Schran­kes in der Bi­blio­thek, eine Straf­ar­beit. Ich hat­te alle Schrän­ke, Ti­sche, Re­ga­le und Fußbö­den zu po­lie­ren bis zum nächs­ten Mor­gen, ich schwö­re es, Sir, und ich war müde, un­end­lich müde, und am Kan­de­la­ber, den ich be­nutzte, wa­ren die Ker­zen aus­ge­gan­gen. Ich moch­te ge­schla­fen ha­ben und schreck­te von ei­nem Schrei hoch, ei­nem gel­len­den, durch­drin­gen­den Schrei, einen merk­wür­di­gen Schrei, nicht des Ent­set­zens, nein ... ich kann es Ih­nen nicht schil­dern, Sir, man schreit nicht so.“
    „ Was willst du mir sa­gen?“ frag­te ich sie. Mei­ne Schul­ter schmerz­te, und sie ließ mich end­lich los, als wir auf den Kies­weg auf dem Pla­teau ge­langt wa­ren, wo man leicht­hin und ge­ra­de auf das Schloss zu­ging. Hier lief sie leicht­füßig, wenn auch hin­kend, ne­ben mir her, und wir blie­ben bei­de ste­hen, als sie sag­te: „So schreit kei­ne Frau. So schreit ein Mann, ein Sie­ger, mit der Stim­me ei­ner Frau.“
    „ War es über­haupt Lady Li­di­jas Stim­me?“
    „ Ja. Es war ihre Stim­me. Ich glau­be schon. Aber es war nicht die Lady, die ich be­dient hat­te, Sir.“
     
    Ich nahm das Mäd­chen zu Hol­mes in die Bi­blio­thek mit. Dort wie­der­hol­te sie ihre Ge­schich­te. Hol­mes hör­te wie ab­we­send zu und frag­te dann über­ra­schend: „Gibt es eine zwei­te Pfor­te in Lady Ans­frieds Zim­mer?“
    „ Ich verste­he nicht, was Sie mei­nen, Sir.“
    „ Einen Ge­heim­gang.“
    Das Dienst­mäd­chen blick­te zu Bo­den. „Nein, Sir.“
    „ Also gibt es ihn doch“, mein­te Hol­mes.
    „ Es gibt kei­nen zwei­ten Ein­tritt, Sir.“
    „ Dann stel­le ich die Fra­ge an­ders“, mein­te Hol­mes, „wie ge­langst du zu dei­ner Her­rin?“
    „ Ich verste­he nicht, Sir.“
    „ Doch. Schil­de­re ein­mal, wie du zu ihr kommst, wenn Sie dich ruft.“
    „ Na, durch die Tür, Sir.“
    „ Wel­che Tür?“
    „ Die Ta­pe­ten­tür, Sir.“
    Ich blick­te Hol­mes über­rascht an. „Also gibt es einen zwei­ten Ein­gang!“
    „ Na­tür­lich. Es kommt im Le­ben im­mer auf die Fra­gen an“, mein­te er, und setzte dann sei­ne Be­fra­gung fort: „Es gibt also für die Herr­schaf­ten die große Tür, die auf den Gang hin­aus geht, und für die Dienst­bo­ten einen ei­ge­nen Weg in­ner­halb der Mau­er, nicht wahr?“
    „ Ja, Sir. Selbst­ver­ständ­lich, Sir.“
    „ Weiß dein Herr Lord Cum­ber­ton von der Exis­tenz die­ser Tür?“
    „ Ich weiß nicht, Sir. Ich glau­be nicht, Sir.“
    „ Weil er sich nie da­nach er­kun­digt hat, nicht wahr?“
    „ Weiß nicht, Sir.“ Be­gie­rig, ihm zu hel­fen, mit kind­li­chem Ei­fer auf dem Ge­sicht, war un­se­re klei­ne Hel­fe­rin nun doch völ­lig ver­wirrt. Sie wuss­te, daß die Wel­ten der Her­ren und der Die­ner im Schloss ge­trennt wa­ren, und die Vors­tel­lung, man könn­te von zwei Ein­gän­gen in das Zim­mer der Herr­schaf­ten spre­chen, schi­en ihr große Schwie­rig­kei­ten zu be­rei­ten. Dienst­bo­ten wur­den nicht ge­se­hen und nicht ge­hört, denn sie leb­ten und be­weg­ten sich hin­ter den Mau­ern der Trep­pen, Gän­ge und Prachträu­me.
    „ Wie ge­langt man zur Ta­pe­ten­tür?“ frag­te Hol­mes.
    „ Es ist eine ei­ge­ne Trep­pe“, sag­te sie.
    „ Und der nächs­te Zu­gang zu die­ser Trep­pe?“
    „ Durch einen Pfei­ler, Sir“, sag­te sie. „Es ist der fünf­te Pfei­ler von links in je­dem Stock­werk, der drit­te vom Ein­gang in den Prunk­saal.“
    „ Der im obers­ten Ge­schoss der Bi­blio­thek ent­spricht, nicht wahr?“
    „ Ja, Sir.“
    „ Auf wel­cher Sei­te ge­langt man dann an den Räu­men ent­lang?“
    „ Auf der Gang­sei­te.“
    „ Und wo liegt die Ta­pe­ten­tür?“
    „ Im Ab­ort, Sir.“
    „ Verste­he.“
    „ Hol­mes!“ un­ter­brach ich, „wir sind seit Mo­na­ten im Schloss,

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