Voodoo Holmes Romane (German Edition)
und erst jetzt verfallen wir auf diesen Gedanken – warum jetzt und: Warum erst jetzt?“
„ Es wird Ihnen nicht entgangen sein, Watson, daß bei unseren Zimmern die Dienstboten immer durch die große Tür treten. Das stimmt doch, nicht wahr?“ fragte er die Kleine. Sie nickte.
„ Und das hat wahrscheinlich damit zu tun, daß wir nicht dem Adel angehören, oder?“
„ Das sind Anweisungen, Sir.“
„ Vom Butler?“
„ Ja, Sir.“
„ Und man versicherte uns, es gebe keinen zweiten Zugang, Watson. Aber Sie haben Recht, unserer detektivischer Begabung stellt diese Erkenntnis kein gutes Zeugnis aus.“
„ Fürwahr, Holmes.“
Ich setzte mich belämmert in einen der Sessel und überlegte, ob ich dergleichen Schnitzer in meinem nächsten Buch aufnehmen würde, in dem diese Episode, sofern sie gelöst wurde, einen prominenten Platz einnehmen sollte.
Unterdessen ließ sich Holmes von unserer kleinen Helferin ihren Schlüssel ausfolgen und legte davon einen Wachsabdruck an. Danach entließ er sie in ihren Dienst und wir saßen zu einem kleinen Gespräch über unser weiteres Vorgehen zusammen.
„ Wir müssen überprüfen, ob sich die Elektrisiermaschine nun in Händen Lady Cumbertons befindet oder nicht“, meinte Holmes.
„ Das heißt, wir dringen bei ihr ein.“
„ Ich denke, es bleibt uns keine Wahl.“
„ Es ist Ihnen natürlich klar, was das bedeuten würde, wenn seine Lordschaft dazukäme“, warnte ich. „Er würde daraus durchaus wieder zweideutige Schlüsse ziehen, sich mit Ihnen duellieren wollen und uns womöglich beide im Affekt töten.“
„ Oder einen epileptischen Krampfanfall erleiden“, meinte Holmes lächelnd.
„ Und wenn es so wäre, daß sie sich in ihrem Besitz befindet?“
„ Das wäre ein Indiz ihrer Schuld. Und es wäre die Frage zu stellen, was sie damit anfangen will.“
„ Was halten Sie von dem Dienstmädchen? Übrigens möchte ich erwähnen, daß es sich mir in den Weg stellte mit einem verstauchten Knöchel, der nicht besonders geschwollen war.“
„ Es könnte sich um eine Finte handeln, um uns zu täuschen. Oder es könnte tatsächlich so sein, daß sie uns helfen will. Dafür spricht, daß sie uns den Geheimgang verraten und den Schlüssel geborgt hat. Dagegen spricht, daß ihre Geschichte einer Hyäne doch etwas weit hergeholt ist. Wobei ... ich habe Ihnen noch nichts davon erzählt, Watson, aber vorgestern Abend, als ich mich Cumberton-Shoyle mit der Fackel entgegenstellte, da passierte etwas Merkwürdiges. Er sprach ja davon, er habe über meinem Kopfe ein Vogelhaupt erblickt in Form einer Lichterscheinung ...“
„ Zweifellos eine Summe aus Trugbild und Beginn seines Krampfanfalles ...“
„ Nun, das wohl eher nicht. Ich habe selbst ein ähnliches Trugbild erlebt. Ich blickte in den Spiegel seines gut polierten Helms und sah für einen Augenblick, daß tatsächlich etwas Helles hinter und über mir aufblitzte. Ich hatte keine Gelegenheit, darauf zu achten, aber es schien mir, es seien Lady Elins Gesichtszüge, etwas verfälscht, länger, älter wirkend, aber doch zweifellos sie selbst. Und zwar hatte ich den Eindruck, ihr Gesicht dringe aus ihrer Kammer durch die Tür – und jetzt lachen Sie mich bitte nicht aus – um sich umzusehen, nicht mehr. Sie konnte das Türholz durchdringen, blickte heraus und zog sich dann wieder zurück, bevor die alarmierten Dienstboten um die Ecke bogen. So war es, und daß ihr Ehemann sie nicht erkannte, mag dem Schreck zuzuschreiben sein, der ihn zweifellos in dem Moment erfasst haben mußte. Er erkannte sie nicht, weil nicht sein durfte, was ihm vor Augen stand. So ersetzte er ihr Bild mit dem der Vögel, die er zuvor auf seinem Balkon als unangenehm empfunden hatte.“
„ Könnte es sich bei der Geschichte, die uns das Dienstmädchen
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