Voodoo Holmes Romane (German Edition)
vorzustellen.“
„ Erzählte Ihnen Lady Elin.“
„ Ja.“
„ Gab es von Seiten Ihrer Cousine dafür eine Bestätigung?“
„ Das war nicht notwendig, oder? Außerdem: Meine Cousine reist viel, und der Kontakt ist nicht sehr eng. Ich hatte noch keine Gelegenheit, ihr für die Anbahnung dieser Beziehung zu danken.“
„ Haben Sie Angehörige Ihrer Frau getroffen?“
„ Das nein.“
„ Hatte Ihr Frau Vermögen?“
„ Nein, von Vermögen kann man nicht sprechen. Sie lebte gewissermaßen von der Hand in den Mund, wie das Bohemiens eben so tun.“
„ Und was war, aus Ihrer Sicht, die Motivation Ihrer Frau, Sie zu ehelichen?“
„ Sie liebte mich, um Himmel Herrgottswillen!“
„ Das ist selbstverständlich, Sir Oswin. Aber darüber hinaus: Freute sich Ihre Frau, mit Ihnen nach Schottland zu gehen? Oder hatte Sie bedenken, ihr freies Pariser Leben aufzugeben? “
„ Nun, ich hatte den Eindruck, daß ihr der Gedanke zumindest nicht zuwider war, Herrin auf Tyne zu werden“, sagte seine Lordschaft etwas pompös.
„ Was verband sie mit dieser Vorstellung?“
“Nun, sie sagte einmal, es sei ...“ Cumberton-Shoyle stockte. „In dem Zusammenhang fällt mir einmal, daß sie einmal sagte, der Name des Schlosses sei nicht Tyne, sondern Thule.“
„ Thule?“
„ Ja. Ich weiß nicht, ob Ihnen das Gedicht Goethes ein Begriff ist?“
Unser Gastgeber schaute in unsere fragenden Gesichter und begann dann laut – und interessanterweise auf Deutsch – zu deklamieren:
„ Es war einst ein König in Thule,
Gar treu bis an das Grab,
Dem sterbend seine Buhle
einen goldnen Becher gab.
Es ist das Lied der alten germanischen Gattenliebe. Thule, nun, meine Herren, das ist, wenn man den Schriften eines gewissen Pytheas von Massalia trauen darf, einem Seereisenden im vierten Jahrhundert vor Christus – ich weiß davon nur von meiner Frau, die das an der Sorbonne studiert hat – dann lag Thule im hohen Norden. Pytheas reiste zur Römerzeit von Marseille über Gibraltar in den Atlantik und Großbritannien hoch bis in den Norden Schottlands. Thule lag sechs Tagesreisen nördlich davon am Polarkreis, eine Insel. Dort soll die Wiege unserer Kultur stehen. „Ach ja?“ fragte Holmes. „Putzig. Um welche Kultur soll es sich dabei handeln?“
„ Um die nordisch-germanische und somit englische Kultur, Sir!“
„ Und Ihre Frau, wie kommt die nun ins Spiel?“
„ Sie sagte mir, es sei ein wunderbarer Zufall, daß ich Herr auf Tyne sei, denn sie habe immer davon geträumt, das Schloss zu sehen.“
„ Ein wunderbarer Zufall, daß sie Sie dann in Paris getroffen hat, in der Oper, nicht wahr?“ warf ich dazwischen, mit einem Hauch von Hohn in der Stimme.
Cumberton-Shoyle warf mir einen missbilligenden Blick zu.
„ Dann waren diese Mythen sozusagen der Kitt in ihrer Ehe?“ fragte Holmes geradewegs. Unser Gastgeber schwieg dazu erst betroffen, dann sagte er: „Offen gestanden, es hat in mir ein altes Band zum schwingen gebracht als ich Elin traf. Sie merken ja, daß mein Name alten germanischen Ursprungs ist, und so war es auch mit dem ihren. Wir sprachen schon an unserem ersten Abend über Thule, und den Becher, aus dem wir an unserem ersten Abend in der Bar getrunken hatten, bewahrten wir beide als heiliges Andenken auf. Sehen Sie“, meinte er, und ging zu einem Schrank, dem er zwei weiter nicht auffällige Trinkgläser entnahm. Es war fast pathetisch zu nennen, mit welcher Zärtlichkeit er sie betrachtete.
„ Entschuldigen Sie, Sir,“ unterbrach ihn Holmes, „da ist etwas, das ich Sie fragen möchte. Befanden Sie sich mit Ihrer Frau einmal zufällig in Wien, oder in Österreich?“
„ Wieso?“
„ Es gibt dort laut einem Brief, das ich in Ihrer Bibliothek fand, eine Geheimgesellschaft eines gewissen
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