Voodoo Holmes Romane (German Edition)
lassen. Nach meinen Überlegungen befindet sich diese Macht, die wir zu bannen glaubten, weiterhin im Zimmer Ihrer Frau.“
Diese Worte erzürnten unseren Gastgeber vollends. Er fuhr in die Höhe und rief: „Was reden Sie da? Wollen Sie damit sagen, daß er sie, während wir hier gemütlich sitzen, bereits enthauptet haben könnte?“
„ Nun, wenn er sie enthauptet hat, dann nicht ohne Ihre Zustimmung“, meinte Holmes.
Unser Gastgeber ballte die Fäuste. „Und Sie sitzen da und reden so gelassen, als handle es sich dabei um Ping-Pong!“ Er verließ erregten Schrittes den Raum.
„ Nehmen Sie sich in Acht!“ rief ihm Holmes nach, und sprang ebenfalls in die Höhe. „Kommen Sie, Watson, wir müssen den Ärmsten vor dem Schlimmsten bewahren!“
Wir hatten Mühe, unseren Gastgeber noch vor dem Zimmer seiner Frau zu erreichen. Es gelang uns nur durch einen Judogriff, seiner habhaft zu werden und ihn in einen Nebenraum zu schleppen, wo wir ihn mit einem Seil verschnürten. Er hatte das Bewusstsein verloren, zuckte an allen Gliedmaßen und gab dadurch erneut das klägliche Bild ab, das wir an ihm leider schon kannten. Er war ein Epileptiker, wie er im Buche steht, und wenn ich ihm nicht Holmes’ Pfeife zwischen die Zähne geschoben hätte, wäre mit einem Mords-Zungenbiss zu rechnen gewesen. Völlig außer Atem und durchgeschwitzt blieben wir eine Weile neben dem Gefesselten sitzen. „Was nun, Holmes?“ fragte ich ihn.
„ Wir pirschen uns durch den Nebeneingang in Myladys Zimmer“, gab er zur Antwort.
Die Feder sträubt sich, das nun Folgende zu schildern. Tatsächlich gelang es uns, hinter dem Klostuhl der Fürstin die Tapetentür einen Ritz zu öffnen, um das Geschehen zu betrachten. Doch für diese Betrachtung gibt es nur ungeeignete Worte. Ob jenes Wesen, um das es geht, überhaupt noch Elin war, sei dahingestellt. Es war eine Gestalt, von der ein elektrisches helles Licht ausging, vor allem oben am Schädel. Unten schien es noch Ähnlichkeiten mit einer Frau zu haben, einer unbekleideten Frau, wie ich hinzufügen muß. Es hatte sich über einen Kessel gebeugt, der über der Feuerstelle angebracht war, um seinen Inhalt zur Erhitzung zu bringen. Es dampfte, und ich nehme an, daß dieser Dampf jene Helligkeit erzeugt hatte, mit der die Haare und der Schädel Ansfrieds erfüllt waren, eine so große Helligkeit, daß man davon geblendet die Augen schloss. Leider war mir dann, als dieser Schädel sich von dem Körper abhob, ein Laut des Schreckens, des Entsetzens, entfahren, und ich sah gerade noch, daß sich Augen wie glühende Kohlen auf den Spalt in der Tapetentür richteten, als mir schon eine Feuerwoge entgegenschlug. Wenn nicht zugleich mit dieser Hitzewelle ein Luftdruck wie von einer Explosion entstanden wäre, der die Tür ganz zudrückte, fürchte ich, daß mir das Gesicht zu Fleisch verbrannt wäre, und jenes von Holmes, der darüber in die Kammer gelugt hatte, dazu. Das Brüllen des Feuers und der sich augenblicklich bildende Rauch in dem kleinen Gang erzwangen unseren raschen Rückzug. Wir stolperten auf den Korridor hinaus, und Holmes rief durch eine der Luken „Feuer!“ in den Hof hinab, wo gewöhnlich die Wachen standen. Der Ruf „Feuer!“ breitete sich sogleich aus, und man hörte schon das Schrittgetrappel des Personals, während wir in die Nebenkammer stürzten, um seine Lordschaft von seinen Fesseln zu befreien. Zu unserer Überraschung fanden wir die Kammer leer bis auf die Fesseln, die er dort abgeworfen hatte. Unser nächster Gedanke galt Mylady. Schon warf sich Holmes gegen die Tür, aus deren Ritzen weißer, beißender Rauch quoll. Obwohl wir uns nicht vorstellen konnten, daß jemand die Explosion, die wir miterlebt hatten, überleben konnte, blieb doch die Möglichkeit, daß
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