Voodoo Holmes Romane (German Edition)
dabei aber nie, daß England an Ihrer Seite steht.“
Man wird begreifen, daß ich mit gemischten Gefühlen auf den Vorplatz vor dem „Bristol“ trat. Erwartete mich eine Untote? Schließlich ist es nicht weiter begreiflich, daß sich ein Mensch in der Nacht in Rauch auflöst und vom Balkon eines Schlosses in den Himmel aufsteigt, um einem wenige Wochen später erneut in Fleisch und Blut gegenüber zu stehen. Dazu kam aber auch, das Elin ungewöhnlich schön war, und der Gedanke, daß uns ein Bann miteinander verknüpfte, egal ob das nun ein fauler oder böswilliger oder glücksbringender Zauber war, verführerisch war. Sicherlich bin ich als Mann kein großer Preis. Es ist ja generell so, daß Menschen verschiedener Schönheitsgrade im Allgemeinen überhaupt nicht miteinander reden, und das hat auch seinen Sinn. Besser, sich auf der Welt gegenseitig zu ignorieren, als existiere der andere nicht, als sich falsche Hoffnungen zu machen. Ich wusste also zwar vom Verstand her, daß Holmes in den Speisesaal gegangen war, um mein Püppchen zurück in das Stadtmodell zu setzen, und doch empfand ein Teil meiner selbst den Platz auf der Parkbank neben Elin als natürlich und gottgegeben. Dieses Bewusstsein hinderte mich also nicht daran, mich mit der größten Selbstverständlichkeit neben Elin zu setzen, und das grußlos und ohne Einleitung. Mit einem Seitenblick überzeugte ich mich, daß sie es war, und sie schaute mich ebenso an und sagte: „Da sind Sie also, Dr. Watson.“
„ Ja, ich bin es, Lady Cumberton“, gestand ich.
Bei dem Namen verzog sie das Gesicht. „Nennen Sie mich Elin“, sagte sie, „ich glaube, das ist der Situation angemessen.“
„ Wenn ich Sie Elin nenne, dann müssen Sie John zu mir sagen.“
„ Gut, John“, sagte sie, während sie mir tief in die Augen sah.
„ Woher wussten Sie, daß ich hier sitze?“
„ Ich sah Sie von meinem Zimmer aus“, behauptete ich.
„ Mir fiel auf, daß Sie mich in der Ausstellung verfolgten,“, meinte sie, „und da beschloss ich, den Spieß umzudrehen und Ihnen nachzulaufen, und so geriet ich letztendlich an Ihr Hotel. Ich habe hier gesessen, weil ich hoffte, sie vielleicht beim Verlassen des Hotels anzusprechen.“
„ Und warum kamen Sie noch hoch?“ fragte ich beiläufig.
Sie senkte die Augen. „Sie hatten Gesellschaft. Und ich wollte mit Ihnen allein reden.“
„ Ja, tatsächlich“, sagte ich dazu. Ihr Gesicht belebte sich. „Schließlich sind Sie doch mein Arzt, nicht wahr? Und Sie unterliegen damit doch auch der ärztlichen Schweigepflicht.“
„ Das versteht sich von selbst.“
Ich sah, daß sie zitterte, vor Erregung oder Kälte, und schlug deshalb vor: „Wollen wir nicht doch hinaufgehen? Im Kamin ist noch Feuer, und wir können allein sprechen, wenn Sie das wollen.“
„ Nein“, meinte sie, während sich ihr Gesicht verdüsterte, „ich möchte nicht, daß er etwas davon erfährt. Und ich könnte seine Nähe nicht ertragen.“
„ Sie sprechen von Holmes?“ fragte ich.
Elin blickte geradeaus, wie durch mich hindurch, und sagte: „Holmes? Den Mann, der sich Holmes nennt. Ja, ich hasse ihn. Er ist die Verkörperung des Teufels. Ich halte ihn für besessen.“
„ Das überrascht mich“, meinte ich, „schließlich haben Sie ihn auf Tyne doch sehr gemocht.“
Sie stieß ein Lachen aus und erhob sich. „Wollen wir ein paar Schritte gehen?“
„ Ja, gern. Aber gestatten Sie mir, daß ich Ihnen meinen Mantel umlege“, bat ich, „Sie holen sich sonst in der Kälte den Tod.“
Sie fror wirklich wie ein Schneider, denn sie war nur sehr leicht bekleidet. „Ja, es ist viel zu kalt geworden, so früh im Herbst“, meinte Elin. Ihr zarter Körper verschwand fast unter dem schweren Mantel, und mir fiel auf, wie groß im Vergleich der blondgelockte Kopf mit den riesigen Augen wirkte. Sie sah aus wie ein Engel.
„ Sie sind
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