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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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da­bei aber nie, daß Eng­land an Ih­rer Sei­te steht.“
    Man wird be­grei­fen, daß ich mit ge­misch­ten Ge­fühlen auf den Vor­platz vor dem „Bri­stol“ trat. Er­war­te­te mich eine Un­to­te? Schließ­lich ist es nicht wei­ter be­greif­lich, daß sich ein Mensch in der Nacht in Rauch auf­löst und vom Bal­kon ei­nes Schlos­ses in den Him­mel auf­s­teigt, um ei­nem we­ni­ge Wo­chen später er­neut in Fleisch und Blut ge­gen­über zu ste­hen. Dazu kam aber auch, das Elin un­ge­wöhn­lich schön war, und der Ge­dan­ke, daß uns ein Bann mit­ein­an­der ver­knüpf­te, egal ob das nun ein fau­ler oder bös­wil­li­ger oder glücks­brin­gen­der Zau­ber war, ver­füh­re­risch war. Si­cher­lich bin ich als Mann kein großer Preis. Es ist ja ge­ne­rell so, daß Men­schen ver­schie­de­ner Schön­heits­gra­de im All­ge­mei­nen über­haupt nicht mit­ein­an­der re­den, und das hat auch sei­nen Sinn. Bes­ser, sich auf der Welt ge­gen­sei­tig zu igno­rie­ren, als exis­tie­re der an­de­re nicht, als sich falsche Hoff­nun­gen zu ma­chen. Ich wuss­te also zwar vom Ver­stand her, daß Hol­mes in den Spei­se­saal ge­gan­gen war, um mein Püpp­chen zu­rück in das Stadt­mo­dell zu set­zen, und doch emp­fand ein Teil mei­ner selbst den Platz auf der Park­bank ne­ben Elin als na­tür­lich und gott­ge­ge­ben. Die­ses Be­wusst­sein hin­der­te mich also nicht dar­an, mich mit der größten Selbst­ver­ständ­lich­keit ne­ben Elin zu set­zen, und das gruß­los und ohne Ein­lei­tung. Mit ei­nem Sei­ten­blick über­zeug­te ich mich, daß sie es war, und sie schau­te mich eben­so an und sag­te: „Da sind Sie also, Dr. Wat­son.“
    „ Ja, ich bin es, Lady Cum­ber­ton“, ge­stand ich.
    Bei dem Na­men ver­zog sie das Ge­sicht. „Nen­nen Sie mich Elin“, sag­te sie, „ich glau­be, das ist der Si­tua­ti­on an­ge­mes­sen.“
    „ Wenn ich Sie Elin nen­ne, dann müs­sen Sie John zu mir sa­gen.“
    „ Gut, John“, sag­te sie, während sie mir tief in die Au­gen sah.
    „ Wo­her wuss­ten Sie, daß ich hier sit­ze?“
    „ Ich sah Sie von mei­nem Zim­mer aus“, be­haup­te­te ich.
    „ Mir fiel auf, daß Sie mich in der Aus­s­tel­lung ver­folg­ten,“, mein­te sie, „und da be­schloss ich, den Spieß um­zu­dre­hen und Ih­nen nach­zu­lau­fen, und so ge­riet ich letztend­lich an Ihr Ho­tel. Ich habe hier ge­ses­sen, weil ich hoff­te, sie viel­leicht beim Ver­las­sen des Ho­tels an­zu­spre­chen.“
    „ Und warum ka­men Sie noch hoch?“ frag­te ich bei­läu­fig.
    Sie senk­te die Au­gen. „Sie hat­ten Ge­sell­schaft. Und ich woll­te mit Ih­nen al­lein re­den.“
    „ Ja, tat­säch­lich“, sag­te ich dazu. Ihr Ge­sicht be­leb­te sich. „Schließ­lich sind Sie doch mein Arzt, nicht wahr? Und Sie un­ter­lie­gen da­mit doch auch der ärzt­li­chen Schwei­ge­pflicht.“
    „ Das vers­teht sich von selbst.“
    Ich sah, daß sie zit­ter­te, vor Er­re­gung oder Käl­te, und schlug des­halb vor: „Wol­len wir nicht doch hin­auf­ge­hen? Im Ka­min ist noch Feu­er, und wir kön­nen al­lein spre­chen, wenn Sie das wol­len.“
    „ Nein“, mein­te sie, während sich ihr Ge­sicht ver­düs­ter­te, „ich möch­te nicht, daß er et­was da­von er­fährt. Und ich könn­te sei­ne Nähe nicht er­tra­gen.“
    „ Sie spre­chen von Hol­mes?“ frag­te ich.
    Elin blick­te ge­ra­de­aus, wie durch mich hin­durch, und sag­te: „Hol­mes? Den Mann, der sich Hol­mes nennt. Ja, ich has­se ihn. Er ist die Ver­kör­pe­rung des Teu­fels. Ich hal­te ihn für be­ses­sen.“
    „ Das über­rascht mich“, mein­te ich, „schließ­lich ha­ben Sie ihn auf Tyne doch sehr ge­mocht.“
    Sie stieß ein La­chen aus und er­hob sich. „Wol­len wir ein paar Schrit­te ge­hen?“
    „ Ja, gern. Aber ge­stat­ten Sie mir, daß ich Ih­nen mei­nen Man­tel um­le­ge“, bat ich, „Sie ho­len sich sonst in der Käl­te den Tod.“
    Sie fror wirk­lich wie ein Schnei­der, denn sie war nur sehr leicht be­klei­det. „Ja, es ist viel zu kalt ge­wor­den, so früh im Herbst“, mein­te Elin. Ihr zar­ter Kör­per ver­schwand fast un­ter dem schwe­ren Man­tel, und mir fiel auf, wie groß im Ver­gleich der blond­ge­lock­te Kopf mit den rie­si­gen Au­gen wirk­te. Sie sah aus wie ein En­gel.
    „ Sie sind

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