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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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Ver­wun­de­rung. Ei­gent­lich glaub­te ich, müss­te es ge­reicht ha­ben, mir in das Ge­sicht zu se­hen. Ich fühl­te mich durch­schaut, ent­larvt ab dem Mo­ment, als mein Mann einen Arzt nach Tyne kom­men ließ.“
    „ In­wie­fern, Lady Cum­ber­ton?“
    “ Es war mir ja auch nicht ge­lun­gen, mei­nen Mann über mei­nen wah­ren Zu­stand hin­weg­zutäu­schen, nicht wahr?”
    „ Wor­über, Lady Cum­ber­ton?“
    Sie mach­te eine Pau­se und sah auf die Tisch­plat­te. „Sa­gen Sie Elin. Sie wer­den mich für wahn­sin­nig hal­ten, wenn ich Ih­nen da­von erzähle, oder für eine Hoch­stap­le­rin. Nichts­de­sto­we­ni­ger ist es die ein­fa­che, nack­te Wahr­heit, die ich Ih­nen of­fen­ba­re.“
    „ Da­von gehe ich aus, Myla­dy“, sag­te ich fröh­lich (viel­leicht hat­te an die­ser Ge­wiss­heit der aus­ge­zeich­ne­te Trop­fen sei­nen An­teil). Ihr Auge blitzte mich an, Se­kun­den­bruch­tei­le lang, dann seuf­zte sie und ver­fiel in Schwei­gen. Sie hat­te die Bei­ne zu sich auf die Pols­ter­bank ge­schmieg­te, eine Ofen­bank ne­ben ei­nem al­ten Ka­chel­ofen, ganz hin­ten in der letzten Ecke des Lo­kals, während ich ihr auf ei­nem be­que­men Ses­sel ge­gen­über­saß. Es war sehr an­nehm­lich hier, und ich hat­te mir ge­ra­de eine Tas­se tür­ki­schen Kaf­fees bes­tellt, um ein Zi­garr­chen in al­ler Ruhe zu ge­nie­ßen. Wie ein Kätz­chen er­schi­en mir mein Gast, und ich woll­te al­les tun, um sie zum Schnur­ren zu brin­gen. „So re­den Sie doch, Kind­chen“, bat ich, und nahm ihre Hand in die mei­ne, eine schlan­ke, und doch kräf­ti­ge, ge­pfleg­te Hand.
    „ Wenn Sie mir ver­spre­chen, mich bis zum Ende an­zu­hören“, sag­te sie, „und falls Sie mir glau­ben, dann lade ich Sie ein, mir da­nach an einen an­de­ren Ort zu fol­gen, wo ich Ih­nen be­wei­sen kann, daß es sich ge­ra­de so ver­hält, wie ich es Ih­nen sage, näm­lich in den Ci­ne­ma­to­gra­phen an der Place Ven­do­me, wo der Strei­fen Abend für Abend kurz vor Mit­ter­nacht zu se­hen ist.“
    „ Ein­ver­stan­den. Aber das wird nicht not­wen­dig sein, denn ich traue Ih­nen.“
    „ Und wenn Sie mir noch ein Glas ein­schen­ken? Ich kann jede Un­ter­stüt­zung ge­brau­chen.“
    „ Sie zu ge­währen, das vers­teht sich von selbst.“
    Sie nahm einen tie­fen Schluck, und ich merk­te, daß ihre Zäh­ne an dem Glas an­schlu­gen. Mit Käl­te oder Hun­ger hat­te das Gan­ze nichts zu tun.
    „ 1889“, be­gann sie, mit ei­ner ver­än­der­ten Stim­me, „ist mei­ne Ge­burts­stun­de. Ich kam an ei­nem Früh­lings­tag zur Welt. Es reg­ne­te, als ich aus dem Ci­ne­ma­to­gra­phen kam und hin­aus­schritt auf die Straße, an sei­ner Sei­te.“
    „ Halt, Halt“, bat ich, „ich muß da et­was falsch ver­stan­den ha­ben. Sie sag­ten, Sie ka­men zur Welt, vor elf Jah­ren. Wie ha­ben Sie das ge­meint?“
    „ Das ist das Schwie­ri­ge“, sag­te sie. Ich kann Ih­nen nur sa­gen, was mir ge­sagt wur­de. Selbst weiß ich nichts da­von, wie je­der. Kei­ner kennt die ge­nau­en Um­stän­de sei­ner Ge­burt, nicht wahr? Aber ich habe das Licht­spiel ge­se­hen und es stimmt wohl.“
    „ Wel­ches Licht­spiel?“
    „ Ach, ir­gend­ein klei­nes Licht­spiel, wahr­schein­lich aus Ame­ri­ka, einen bil­li­gen Strei­fen.“
    „ Und was ist nun da­mit?“ Ich merk­te, daß sie die Luft an­ge­hal­ten hat­te im Ver­such, sich um eine kon­kre­te Ant­wort zu drücken, und nun stieß sie die­se re­si­gniert aus.
    „ Ich war in dem Licht­spiel. Ich nahm dar­an Teil.“
    „ Als Schau­spie­le­rin?“
    „ Ja, wahr­schein­lich. Ich weiß nichts dar­über.“
    Ich hat­te den Ein­druck, daß das Ge­spräch stock­te und sag­te: „Viel­leicht bin ich et­was be­griffs­stut­zig, aber Sie sa­gen, Sie wur­den vor elf Jah­ren ge­bo­ren und wa­ren Schau­spie­le­rin in ei­nem klei­nen, bil­li­gen, ame­ri­ka­ni­schen Licht­spiel.“
    „ Ge­nau.“
    „ Ich habe kei­ne Ah­nung, was Sie da­mit mei­nen.“
    Sie lächel­te ge­quält, und ich merk­te, daß sie wie­der zit­ter­te. „Ich ver­su­che, Ih­nen be­greif­lich zu ma­chen, daß ich die­sem Licht­spiel ent­s­tie­gen bin. Zu­min­dest er­in­ne­re ich mich nicht, vor­her ge­lebt zu ha­ben. Die ein­zi­gen

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