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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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uns, bis ich sag­te: „Ich hät­te nicht er­war­tet, daß Sie Be­grif­fe wie den ei­ner Kar­rie­re an­set­zen wür­den. Zu mei­ner Zeit ...“
    „ Sie wol­len sich doch nicht zum al­ten Ei­sen zählen, Wat­son“, un­ter­brach er mich, „ge­ra­de jetzt, wo Sie so schön mit­ar­bei­ten.“
     
    Wir be­schlos­sen, den Heim­weg zum „Bri­stol“ an­zu­tre­ten, wo­bei Hol­mes kryp­tisch be­merk­te, man wol­le ja „nichts ver­säu­men“.
    Es dau­er­te eine Wei­le, bis ich es wag­te, ihm die fol­gen­de Fra­ge zu stel­len:  „Wie se­hen denn nun un­se­re wei­te­ren Plä­ne aus?“
    „ Ich glau­be, daß der Eif­fel­turm der Sitz des Elek­tro­vam­pirs ist“, sag­te Hol­mes. „Die­se ei­ser­ne Na­del hoch über der Stadt, die­se Te­le­gra­phen­sta­ti­on, ist der idea­le Strom­lei­ter. Bei Blit­zen lei­tet er in die Erde – und den Göt­tern dient er als An­zapf­sta­ti­on für den Him­mel. Die Schlacht wird um den Eif­fel­turm ge­führt wer­den, und wenn wir die Schlacht ge­win­nen, wer­den Sie wie­der ge­sund, Wat­son.“
    Wir wa­ren im Bri­stol an­ge­kom­men und gin­gen ins Zim­mer, wo Hol­mes die Pup­pe, die er nach mei­nem Vor­bild ge­stal­tet hat­te, wie­der her­vor­hol­te, mit ei­nem Sei­den­tuch blank po­lier­te und de­ren „Fri­sur“ wie­der in Ord­nung brach­te, be­vor er sie auf den Tisch stell­te.
    Ein Schau­der über­fiel mich, als ich auf die Tisch­plat­te starr­te.
    „ Das hie­ße also“, be­gann ich, um der An­span­nung Herr zu wer­den, wenn ich Sie recht verste­he, daß das Mons­ter von Tyne, der Eis­mensch, hier wäre?“
    „ Ich bin über­zeugt da­von“, sag­te Hol­mes, der es sich an der Bal­kon­tür be­quem mach­te. „Er über­dau­ert je­den Ag­gre­gat­zu­stand. Es ist denk­bar, daß er als Feuch­tig­keits­schicht den Tower über­klei­det und sich am Kriech­strom labt.“
    „ Aber der Schlüs­sel dazu, ihn zu fan­gen, das wäre dann doch das Göt­te­r­elek­tron, nicht wahr?“
    „ Ge­spro­chen wie ein wah­rer Lock­vo­gel, Wat­son. Es ist ein ehr­wür­di­ger Kampf, den wir hier aus­fech­ten, und so alt wie die Mensch­heit. Sie ken­nen doch die Ge­schich­te von Pro­me­theus, der da­für, daß er es mit ei­nem Gott auf­nahm, auf einen Fels ge­ket­tet wur­de, wo dann ein Raub­vo­gel sei­ne See­le fraß ...“
    In dem Mo­ment ent­rang sich mir ein Auf­schrei. Dazu muß ich er­klären, daß ich in die­sem Au­gen­blick hin­aus auf den Bal­kon sah, während Hol­mes ihm den Hin­ter­kopf zu­wand­te. So mußte es ihm ver­bor­gen blei­ben, daß ein großer, schwar­zer Vo­gel auf dem Ge­län­der des Bal­kons hock­te, un­na­tür­lich ru­hig, und sein kal­tes Auge auf mich ge­hef­tet hat­te. Mein Schrei ließ die­ses Fa­bel­we­sen ge­ra­de­wegs in die Höhe flat­tern, wie eine Ma­rio­net­te, die von Geis­ter­hand ge­ho­ben wird. Hol­mes konn­te ihn nicht mehr se­hen, und fuhr von mei­nem Ruf: „Ein schwar­zer Vo­gel, ei­ner je­ner See­vö­gel von Tyne!“ in die Höhe und sprang hin­aus auf den Bal­kon. An­statt in die Höhe zu schau­en, um den oran­gen Nacht­him­mel ab­zu­su­chen, der durch die Lich­ter der Aus­s­tel­lung merk­wür­dig flach über uns hing, lehn­te er sich ans Ge­län­der und starr­te in die Tie­fe. Erst als ich ne­ben ihn trat, be­griff ich, warum er dort ste­hen ge­blie­ben war. Un­ter uns, in der Mit­te des Plat­zes, auf ei­ner Bank, saß im Halb­dun­kel ein Sche­men im wei­ßen Kleid. Ich war an das Bild des Stadt­mo­dells im Spei­se­saal er­in­nert, wo am Vor­platz des Papp­mo­dells „Bri­stol“ die Pup­pe El­ins saß. Ohne mei­nen Au­gen ganz trau­en zu kön­nen, war ich mir in­s­tink­tiv si­cher, daß es sich hier also um kei­ne zu­fäl­li­ge Er­schei­nung han­del­te, son­dern daß es die Wit­we Cum­ber­ton-Shoy­le war, die mir dort höchst­per­sön­lich die Auf­war­tung mach­te, und daß der Vo­gel, der auf dem Ge­län­der ge­hockt hat­te, ihr See­len­vo­gel war: Neu­gie­rig, bit­tend, drän­gend dar­um, daß ich sie mich ihr näher­te und in ihre Arme kam. Ich blick­te in die brau­nen Au­gen mei­nes Freun­des, der völ­lig ru­hig auf mich her­ab­sah. „Die Sa­che geht ih­ren Gang, Wat­son“, mein­te er, „ver­ges­sen Sie

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