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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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Ant­wort moch­te we­nig schmei­chel­haft sein, aber sie war doch ein­leuch­tend und ich muss­te mir die Wahr­heit ein­ge­ste­hen: Nein, sie wäre nicht ge­kom­men. Ja, sie stand in der Ge­walt und un­ter dem Ein­fluss un­se­res Erz­fein­des Gren­del, und hat­te we­gen ihm zu­ge­las­sen, dass ih­rem ei­ge­nen Ehe­mann der Kopf ab­ge­bis­sen wur­de. Was war das also für eine Frau, die ich zu lie­ben glaub­te? Es war die ver­damm­te Mu­mie in mir, die mich täusch­te, die mir das Herz ver­wirr­te. Ich wuss­te, daß ich mei­nem Freund in der Pflicht stand und sag­te: „Ge­wis­ser­maßen, ja. Was sie mir heu­te Nacht erzähl­te, ist al­ler­dings noch merk­wür­di­ger als das Gest­ri­ge. Sie erzähl­te mir von ih­rem Gott. Sie woll­te kei­ne Na­men nen­nen. Was sie mir al­ler­dings sag­te,  war, daß er in frühe­ren Zei­ten, als sie ihn kann­te, mit ihr deutsch ge­spro­chen hät­te, eine Spra­che, die sie feh­ler­frei be­herrscht. Des­halb hät­ten sie sich auch sehr gut ver­stan­den, das heißt, hät­ten einen großen Grad der In­nig­keit er­reicht. Seit­dem er sie aber aus Tyne ret­te­te, hät­ten sie sich nicht mehr ver­stan­den, we­der emo­tio­nell, noch sprach­lich. Ihr käme es so vor als spräche er eine ara­bi­sche Spra­che, oder noch äl­ter als ara­bisch, es müs­se eine tote Spra­che sein.“
    „ Großar­tig“, sag­te Hol­mes und wur­de ganz ani­miert. Für ihn war die Sach­la­ge klar: Die Ver­än­de­rung, die in „Thor“ vor­ge­gan­gen war, hat­te et­was mit dem Rest an Mu­mie zu tun, die die Am­pho­re be­her­bergt hat­te.
    Während ich dar­über rät­sel­te, fiel mir auf, daß Hol­mes zwi­schen­durch einen Spie­gel aus der Ta­sche zog und ihn zwi­schen­durch un­auf­fäl­lig vor sein Ge­sicht hielt. Er nahm mei­ne Erzäh­lung ein­sil­big hin, und schließ­lich – wir schlen­der­ten ge­ra­de an der Sei­ne ent­lang, bog er vor mir scharf um das Eck ei­ner Toi­let­ten­an­la­ge. We­nig später be­merk­te ich, daß er am an­de­ren Ende des Ge­bäu­des mit ei­nem Mann in ei­nem Faust­kampf ver­wickelt war, und eil­te hin­zu, um ihn zu un­ter­stüt­zen. Zu zweit über­wäl­tig­ten wir den oh­ne­hin eher klein ge­wach­se­nen, schwarz­bär­ti­gen Ge­nos­sen, des­sen Geh­rock und Zy­lin­der schon et­was ab­ge­nutzt wa­ren, und der sich, als er zu ver­lie­ren droh­te, mit ho­hen, spit­zen Schrei­en Luft mach­te.
    „ Nur mit der Ruhe“, sag­te ihm Hol­mes, während er die Arme des Man­nes auf den Rücken leg­te und mit­hil­fe ei­nes Ta­schen­tu­ches fest­band, „wir ha­ben nicht die Ab­sicht, Sie aus­zu­rau­ben. Und ich den­ke, Sie ha­ben von der Auf­merk­sam­keit der Po­li­zei mehr zu fürch­ten als wir.“
    Prompt ver­stummt der Mann, und frag­te dann auf Deutsch: „Was wol­len Sie von mir? Ich bin völ­lig un­schul­dig.“
    „ Das glau­be ich gern“, gab ihm Hol­mes, „und doch ver­fol­gen Sie uns schon, seit­dem wir das Bri­stol ver­las­sen ha­ben. Darf ich er­fah­ren, warum?“
    Der Ge­sichts­aus­druck des Man­nes wur­de au­gen­blick­lich freund­lich und de­vot. „Das na­tür­lich gern, Mr. Hol­mes Ich fol­ge Ih­nen, weil Sie ein be­rühm­ter Mann sind, aber auch, weil ich ein An­lie­gen an Sie zu stel­len ha­ben. Zu dem Zweck möge der Brief, den ich bei mir tra­ge, die pas­sen­de Ein­führung sein.“
    Hol­mes such­te in der Brust­ta­sche des Man­nes und zog tat­säch­lich einen Brief­um­schlag her­vor. Er war an „Mr. Hol­mes“ adres­siert und trug den Ab­sen­der Lord Cam­dens, den Bot­schaf­ter Ih­rer Ma­je­stät der Kö­ni­gin Vic­to­ria in Wien. Ich blick­te dem jun­gen Hol­mes über die Schul­ter, um dar­in zu le­sen.
     
    Cher ami!
     
    Der Über­brin­ger die­ses Brie­fes ist ein al­ter Be­kann­ter, Graf Mo­ritz von Ue­ber­dank. Als Vor­sit­zen­der der „Tier­menschen-Par­tei“ im cis­lei­tha­ni­schen Par­la­ment zu Wien ist er mit der An­ge­le­gen­heit Adolf Strein bes­tens ver­traut und möge Ih­nen und Ih­rem Freund zur Un­ter­stüt­zung bei Ih­ren Nach­for­schun­gen die­nen.
     
                                                                                        Ein gu­tes

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