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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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ist ja zwei­fel­los so, daß die­ser Mann ver­rückt ist. Aber er fin­det doch mehr und mehr An­hän­ger. Sei­ne Theo­rie ist ein­fach: Gott hat den Men­schen als Ger­ma­nen ge­schaf­fen, und alle an­de­ren Völ­ker ent­stan­den da­durch, daß sie mit Tie­ren So­do­mie be­trie­ben. Das Er­geb­nis wäre dann et­was wie ich. Man könn­te ver­mu­ten, ich sei teils Pferd, teils Ger­ma­ne. Es wird Sie nicht wun­dern, wenn ich Ih­nen sage, daß ich der­glei­chen An­sich­ten na­tür­lich nicht tei­le. Ich glau­be, mei­ne Fa­mi­lie ist da­mit ge­nug ge­schla­gen, daß man­che ih­rer Mit­glie­der schwe­re Ver­hor­nungs­störun­gen ih­rer Haut auf­wei­sen. Mein Zwil­lings­bru­der starb üb­ri­gens im Kind­bett. Er war als Ei­dech­se ge­bo­ren und leb­te nur für we­ni­ge Stun­den. Mich hat das Schick­sal weit­ge­hend ver­schont. Mein Lei­den aber war von Kin­des­bei­nen an eine wich­ti­ge De­ter­mi­nan­te mei­nes Le­bens, und man kann heu­te so­gar sa­gen, daß sie die Grund­vor­aus­set­zung für mein po­li­ti­sches Wir­ken ge­wor­den ist. Denn Sie müs­sen wis­sen, die­ser Strein zur Sün­nitz ver­tritt die Theo­rie ei­ner Auf­ar­tung der deut­schen Ras­se. Er möch­te alle an­de­ren mensch­li­chen Ras­sen er­mor­den, die Ne­ger, die Asia­ten, die Se­mi­ten. Er will ein deut­sches Großreich grün­den, das als ers­ten Schritt Eu­ro­pa, und als zwei­ten Schritt Asi­en von die­sen an­de­ren Völ­kern lee­ren will. Ein­mal aber soll den Deut­schen die Welt­herr­schaft ge­ge­ben wer­den, und alle Bru­der­völ­ker, die Eng­län­der, oder die Schwe­den, sol­len sich auf ihr deut­sches Erbe be­sin­nen und mit Deutsch­land ver­schmel­zen.“
    „ Nun, in die­ser Welt herrscht ja kein Man­gel an Ver­rückt­hei­ten“, mein­te Hol­mes, „und man könn­te als Eng­län­der manch­mal den Ein­druck ge­win­nen, kein an­de­res Volk der Welt sei so ver­rückt wie die Ös­ter­rei­cher, und von den Ös­ter­rei­cher die Wie­ner, und von den Wie­nern die Fa­mi­lie Strein, nicht wahr“, sag­te Hol­mes, „man wun­dert sich nur, daß man die­sen Stri­z­zi noch nicht ein­ge­sperrt hat. Welt­herr­schaft für Deut­sche und Ös­ter­rei­cher, das ist ja fast so, als woll­ten Sie die Frei­heit der Kühe for­dern, oder das Stimm­recht für Pa­pa­gei­en!“
    Nun war die Bot­schaft an­ge­kom­men. Si­cher­lich saß da ein Ös­ter­rei­cher vor uns, der eine der­ar­ti­ge na­tio­na­le Pro­vo­ka­ti­on nicht un­be­ant­wor­tet las­sen wür­de. Umso mehr über­rasch­te es mich, als er die Be­lei­di­gung ein­fach weg­b­lin­zel­te, und so­fort wei­ter­sprach. Ich konn­te sei­nen Hang zur Sach­lich­keit, der of­fen­bar als Ant­wort auf zahl­lo­se Idio­ti­en ent­stan­den war als Er­run­gen­schaft, nur be­wun­dern.
    „ Der Mann ist längst ent­zau­bert“, sag­te er, „Und tat­säch­lich hat sei­ne Strahl­kraft ge­ra­de da­durch nach­ge­las­sen, als ihm das Fräu­lein Bleib­treu ver­lus­tig ging. Soll­te sie wie­der in sei­ne Fän­ge ge­ra­ten, wäre des­halb zu be­fürch­ten, daß sei­ne Ide­en wie­der neu­en Bo­den ge­win­nen wer­den. Sie müs­sen wis­sen: Er glaubt, eine Göt­tin aus ihr ge­macht zu ha­ben. Da­für gibt es Ar­gu­men­te, das muß selbst ich zu­ge­ben. Be­vor sie bei ihm in die Elek­tro­kam­mer kam, war sie ein ein­fa­ches Kin­der­mäd­chen in Ba­den-Ba­den bei ei­ner an­stän­di­gen Fa­mi­lie. Auf­grund ir­gend­wel­cher Strei­te­rei­en kam sie dann in den Haus­halt ei­nes Strei­nia­ners, und wur­de dem Meis­ter vor­ge­führt. Die­ser ver­wan­del­te sie in­ner­halb we­ni­ger Wo­chen in eine äthe­ri­sche Schön­heit, die nur mehr stam­mel­te. Und das Stam­meln, das wis­sen Sie bes­ser als ich, über­zeugt die Men­schen mehr als di­rek­te Rede. Sie ken­nen viel­leicht die Schrif­ten des Strein, vor al­lem jene, in der er das Gött­li­che der ger­ma­ni­schen Frau un­ters­tellt. Sie sei der Sitz des Elek­trons. Strein glaubt da­durch, daß er an ihr sei­ne elek­tri­schen Ex­pe­ri­men­te mach­te, je­nes Elek­tron ge­stärkt zu ha­ben. Und da­für könn­te auch spre­chen, daß sie ei­nes Ta­ges vor ver­sam­mel­ter Ge­mein­de in die Luft auf­ge­s­tie­gen sein

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