Voodoo Holmes Romane (German Edition)

schlürf­te während­des­sen in al­ler Ruhe sei­nen Tee, schließ­lich aber leg­te er er­neut die Hand auf mei­ne Schul­ter und sag­te: „Wir ma­chen einen klei­nen Spa­zier­gang, zur Ab­küh­lung, was hal­ten Sie da­von?“
    Ich folg­te ihm, fried­lich wie ein Lamm. Während wir auf der Stras­se ne­ben­ein­an­der her gin­gen, merk­te ich, daß er et­was in Hän­den hat­te. Es war „mei­ne“ Pup­pe, und er ent­fern­te ihr mit spit­zen Fin­gern fein säu­ber­lich mei­ne Haa­re vom Kopf.
    „ Es tut mir leid, Wat­son“, war al­les, was er sa­gen konn­te. „Wenn ich ge­wusst hät­te, wie sehr es Sie ge­fan­gen nimmt, ich hät­te mir et­was an­de­res ein­fal­len las­sen.
    „ Sie brau­chen sich nicht zu ent­schul­di­gen“, sag­te ich, und zwang mich zu­min­dest äu­ßer­lich zur Ruhe, „es war nicht un­in­ter­essant. Al­ler­dings glau­be ich, daß Sie der­glei­chen mit mir ru­hig öf­ters ma­chen könn­ten. Es scheint süch­tig zu ma­chen.“
    „ Dann war es recht an­ge­nehm?“ frag­te er, in ver­ständ­nis­vol­lem Ton. Eine vage Er­in­ne­rung an Elin und ih­ren Zau­ber über­kam mich, und ich mußte schlucken. Es war Il­lu­si­on, das wuss­te ich wohl, aber ich spür­te an­de­res. Ich hat­te das Ge­fühl, eine große Wahr­heit emp­fan­gen zu ha­ben. Es hat­ten sich in mir Türen ge­öff­net, und es war mir wun­der­bar leicht, trotz der Qual, die ich bei dem Ge­dan­ken ver­spür­te, die Er­leb­nis­se der ver­gan­ge­nen Nacht als wil­len­lo­ses In­stru­ment den Zau­ber­küns­ten mei­nes Freun­des Hol­mes zu ver­dan­ken.  „Ich kann es mir nicht er­klären, Hol­mes“, sag­te ich. “Es ist, als schweb­te eine rosa Wol­ke über mir. Ich bin ver­liebt wie ein Schul­jun­ge, ich kann kei­nen kla­ren Ge­dan­ken mehr fas­sen. Ich den­ke nur an sie. Jetzt, wo Sie den Bann durch­bro­chen ha­ben, ist es et­was an­ders ge­wor­den. Aber es ist nicht we­ni­ger. Ich habe das Ge­fühl, die An­ge­le­gen­heit nüch­ter­ner zu se­hen, aber sie trifft mich des­halb nicht we­ni­ger. Ein­ge­stan­de­ner­maßen, was soll ein Mann mei­ner Sta­tur und mei­nes Al­ters und mei­nes Be­rufs mit ei­ner Frau wie Elin.“
    Ich hat­te das in ei­nem Ton­fall vor­ge­bracht, der Hol­mes zu miss­fal­len schi­en. Für ihn hat­te all das et­was von Ge­fühls­du­se­lei. Er war in dem Zu­sam­men­hang nicht viel an­ders als sein Bru­der.
    „ Ich dach­te mir, ich tue Ih­nen einen Ge­fal­len“, mein­te er, „schließ­lich hät­ten Sie Ih­ren Blick ges­tern Abend se­hen sol­len. Es war das Bild ei­ner Kat­ze, die ge­ra­de eine Maus ver­speist hät­te, wenn sie nicht so ver­liebt in sie ge­we­sen wäre. Und da dach­te ich mir: Voo­doo, Al­ter, lass die Pup­pen tan­zen. Sie soll­ten da­bei aber auch nicht ver­ges­sen, dass Sie im Diens­te Ih­rer Ma­je­stät mit der Dame ins Bett gin­gen. Als Agent Ih­rer Kö­ni­gin, Wat­son! “
    Ich blieb ste­hen und sah in voll an. „Ver­ges­sen wir das gan­ze, Hol­mes. Es ist so mit Dro­gen, ich weiß. Wenn die Wir­kung erst ein­mal nach­lässt, vers­teht man sich selbst nicht mehr. Aber Sie müs­sen ak­zep­tie­ren, daß ich der­zeit noch völ­lig im Bann ste­he. Ich lie­be sie, Hol­mes. Ich möch­te mit ihr mein Le­ben ver­brin­gen.“
    „ Es wür­de mich in­ter­es­sie­ren, was Ih­nen die Dame im Lie­bes­rausch erzähl­te“, sag­te er nüch­tern. „Zwi­schen Lie­ben­den ist doch im­mer Wahr­heit, nicht wahr?“
    „ Ja, ich glau­be schon.“
    „ Und die In­sze­nie­rung hat­te zu­min­dest aus mei­ner Sicht nur einen Zweck, Wat­son. Uns auf die Spur des Eis­men­schen zu führen. Wir müs­sen ihn be­zwin­gen, Sie wis­sen es. Und wenn Sie nun dar­über spre­chen, dann ist das kein Ver­rat an dei­ner Lie­be, son­dern die ein­zi­ge Hoff­nung, die Welt zu ret­ten – und die Dame viel­leicht im Ne­ben­schluss für sich zu ge­win­nen, mein Freund. Denn sie ist dem Mons­ter ver­fal­len, so­viel wis­sen Sie auch.“
    Die Wahr­heit sei­ner Wor­te leuch­te­te mir ein. Aber dem wi­der­sprach mein Ge­fühl, und auch die Er­fah­rung, daß Elin zu mir ge­kom­men war. Wäre sie aber ge­kom­men, wenn Hol­mes nicht sei­nen Bu­den­zau­ber mit den Pup­pen ver­an­stal­tet hät­te? Das war die Fra­ge. Die