Voodoo Holmes Romane (German Edition)
soll wie ehemals Jesus, unser Erlöser. Es versteht sich natürlich von selbst, daß dergleichen unmöglich ist. Jedenfalls verschwand sie an dem Tag, und ward nicht mehr gesehen.“
Der Graf suchte in seiner Tasche und brachte dann ein Stück Papier hervor, die Photographie eines Gemäldes. „In Paris fand sich ihre Spur wieder. Sie hatte jemandem Portrait gesessen. Das Bild wurde verkauft und tauchte über Umwegen in Wien auf. Man besuchte den Maler in Paris, und er versicherte, er habe die junge Frau mehrmals in den letzten Jahren gesehen, und es sei etwas Merkwürdiges an ihr: Sie altere nicht. Er kenne sie bereits seit zehn Jahren, und bezahle sie für die Stunden, die sie vor seiner Staffelei verbringe. Es sei ein Zauber an ihr, und nun wisse er, worin dieser begründet sei: Sie ändere sich nicht im mindesten. Es ist eine ziemlich verzwickte Geschichte, aber Sie müssen zugeben, es hat was. Er führte den Detektiv, der sie suchte, auch gleich zu jener Wohnung, in der sie die letzten Jahre gelebt hatte, doch sie war bereits verzogen. Es hieß, sie habe einen englischen Adeligen geheiratet. Sie können sich die Frustration vorstellen, wie das so ist, wenn einem das Ziel vor Augen steht, und dann merkt man, man ist wieder ganz am Anfang. Aber die Streinianer ließen nicht nach. Sie stockten die Zahl der Detektive auf, und es wurde an allen Ecken und Enden nach der Bleibtreu geforscht, in Paris, aber auch anderswo. Man fragte die Menschen danach, was sie erzählt habe, und es ergab sich daraus nichts anderes, als daß sie ein fröhliches junges Mädchen sei, das lebhaft erzähle, aber nichts wirklich mitteile. Das passte wenig zum Bild jener geistesabwesenden Priesterin, und doch war ihr Abbild so detailgetreu, daß man sich sicher war, Fräulein Bleibtreu vor sich zu haben. Es war zu fürchten, daß sie sich außerhalb dieses Kreises verändert und quasi normal wurde, eine große Leistung, müssen Sie zugeben. Der Strein aber meinte, als man ihn darüber informierte, er wolle diese Frau in jedem Fall haben, er könne sie ja alleine mit einem Stromstoss wieder zur Göttin machen. Seither sind die Häscher immer intensiver hinter ihr her. Es gelang Ihnen, das Schloss in Schottland ausfindig zu machen, und sie hätten Fräulein Bleibtreu fast erwischt, wenn es ihr nicht gelungen wäre, gerade noch rechtzeitig zu entfliehen, wie sie uns in einer Depesche schrieb. Dazu muß ich erwähnen, daß Fräulein Bleibtreu vor ihrer Gefangennahme durch den Strein eine kleine Hilfssekretärin unserer Partei war aufgrund eines winzigen Schönheitsfehlers, auf dessen Natur ich hier nicht genau eingehen kann, der aber in ihr die Vorstellung weckte, sie könne auch Tierisches in sich haben. Nun also, wo mir unsere Informationen den Stand der Dinge mitgeteilt haben, entschloss ich mich, unserem Parteimitglied Hilfestellung zu leisten und nach Paris zu kommen, um mit ihr zusammenzutreffen, und um sie an einen sicheren Ort zu bringen.“
Diese Worte weckten in mir die Erinnerung an ihren Körper. Ja, ich kann es an dieser Stelle andeuten, es gab daran etwas, das man als tierisch bezeichnen könnte. Es wäre zuviel, zu behaupten, sie sei davon verunstaltet worden, aber es war definitiv nicht normal. Und doch hat es mich, als ich in der vergangenen Nacht in seinen Genuss nicht gestört, ganz im Gegenteil. Die guten Sitten verhindern, dass ich an dieser Stelle näher darauf eingehe.
Ich war ziemlich überrascht, um nicht zu sagen, erfreut, zu erfahren, daß Elin oder Monika eigentlich aus einfachsten Verhältnissen stammte. Alles, was dieser Österreicher da erzählte, gefiel mir. Was für ein Chamäleon hatte ich hier aufgegabelt! Man merkte ihrer Aussprache nichts von ihrer Herkunft an, und sie zeigte
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