Voodoo Holmes Romane (German Edition)
auch keine Eigenheiten, die auf ihre Heimat verwiesen.
„ Welchen sicheren Ort hatten Sie sich denn da vorgestellt?“ fragte Holmes.
„ Ich dachte an Buenos Aires“, meinte der Graf. „Meine Familie hat dort große Ländereien, und es ist ein neues Land, das doch sehr weit weg von Europa liegt. Und auch ich selbst habe schon daran gedacht, mich für die Sache aufzuopfern, indem ich sie dorthin begleite.“ Bei diesen Worten erkannte ich in den Augen des Grafen dieselbe Krankheit, die Elin in mir hervorgerufen hatte. Er war liebeskrank wie ich, und wie das Monster, das sie gefangen hielt. Wen würde sie denn das nächste Mal den Kopf kosten? Und doch machte ich mir Hoffnungen, sie nach London mitzunehmen und überlegte mir schon seit heute Morgen unablässig, wie ich einer Frau ihren Kalibers durch den Verkauf einiger Wertpapiere einen Lebensunterhalt verschaffen konnte.
„ Wird sie Ihnen denn nach Argentinien folgen?“ fragte Holmes, der längst begriffen hatte, welchen Emotionen wir das Auftauchen des Grafen verdankten.
„ Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, daß ich verhindern will, daß sie erneut in die Hände des Strein gerät“, stammelte dieser.
„ Das müsste Ihnen doch auch in Österreich gelingen. Haben Sie dort gar keine Exekutive? Die Habsburger regieren doch, oder nicht?“
Ich glaubte, meinen Ohren nicht trauen zu können. Worauf wollte Holmes nun wieder hinaus? Wollte er Elin in ein Land zurückschicken, daß sie nicht im geringsten Maße geprägt hatte? Gab es ihm nicht zu denken, daß sie von dort schon vor langer Zeit getürmt war?
Der Graf seufzte. „Ja, wenn es sich so leicht regeln ließe. Es gibt dort Spannungen, von denen Sie sich keinen Begriff machen.“
„ Sagen Sie, Graf“, fragte Holmes weiter, „Ihre Partei der Tiermenschen, wie viel Abgeordnete haben Sie im Parlament?“
Graf Ueberdank senkte den Kopf und sagte: „Zwei.“
„ Das ist gerade nicht viel, was?“
Jetzt hob er den Kopf. „Es gibt nicht so viele Menschen, die sich von unserem Programm angesprochen fühlen. Und doch haben wir das Recht auf eine Volksvertretung.“
„ Das natürlich. Nun, wir stehen Ihnen zur Verfügung. Was mich interessieren würde: Gibt es Informationen darüber, wie Fräulein Bleibtreu damals von der Ordensburg entfloh? Genauere Beschreibungen der Himmelfahrt, meine ich.“
„ Es heißt, sie habe sich in einer Rauchwolke aufgelöst.“
„ Gewann man dabei den Eindruck, man habe ihr geholfen?“
„ Es gibt eine Geschichte, ja, wenn Sie so wollen“, sagte Graf Ueberdank, der langsam neben uns her hinkte, widerwillig. „Ich werde sie Ihnen gerne erzählen, wenn Sie einen Augenblick mit mir eine Tasse Tee nehmen wollen.“
Er wies auf ein Cafe am Wegesrand, und wir beschlossen, ihm zu folgen. Kaum hatten wir uns an einen Tisch gezwängt, der etwas abseits stand, beugte sich unser Gesprächspartner vertraulich nach vorne und begann seine Erzählung: „Sie haben mich gefragt, wie die Himmelfahrt Monikas geschah. Nun, es hatte durchaus mystische Züge, was an jenem Abend passierte. Monika hatte an dem letzten Abend, von dem wir sprechen, Besuch. Ein großgewachsener, bleicher Mann. Er war sehr spät gekommen, gegen Mitternacht. Der Pförtner war eingeschlafen, und so konnte sich der Mann Zugang zum Schloss über die Mauer verschaffen. Er kam lautlos ins Schloss, und wenn ihn nicht eine Zugehfrau in einem Fenster gesehen hätte, wäre sein Eindringen unentdeckt geblieben.“
„ Und der ging dann wieder?“
„ Am folgenden Morgen hatte sich seine Anwesenheit unter dem Personal herumgesprochen. Als der Strein zur Sünnitz davon erfuhr, ließ er seine Wachen das gesamte Schloss durchsuchen, aber er fand nichts. Auffallend war nur, daß er in die Kammer der Priesterin nicht
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