Voodoo Holmes Romane (German Edition)
einzudringen vermochte, obwohl er ihr aufzuschließen befahl. Sie müssen wissen, daß Sie damals kein zusammenhängendes Wort herausbrachte und sehr schwach war. Man trug sie im Priesterkleid zum Altar der Ordenskirche, und wenn dann die Fragen an sie gerichtet wurden, stammelte sie etwas, das dann vom Strein in menschliche Sprache übersetzt wurde. Sie saß im Betraum überhöht, und angestrahlt von elektrischen Lampen und war tatsächlich von einer überirdischen Schönheit, die den Betrachter betroffen machte.“
„ Das heißt, sie haben sie gesehen?“ fragte Holmes.
„ Ja, ich hatte mich einmal unter die Gläubigengemeinde gemischt. Sie müssen wissen, daß Strein ein gescheiterter Priester war, der es geschickt verstand, seinen neuen Ritus in katholischer Spielart zu zelebrieren. Er stellte Fräulein Bleibtreu als Ikone dar, als Abbild der Mutter Maria, und streute seine Abartigkeiten eher nebensächlich ein. Nur in der Predigt trat sein Denken offen zu Tage. Übrigens trug man am Altar Rüstungen, der Strein ebenso wie seine Ordensleute, und mittelalterliche Waffen. Auch die Musik erinnerte daran. Zwischendurch aber ging jemand an die Orgel, der in einer Art und Weise phantasierte, daß man dachte, der Teufel sei auf die Erde zurückgekehrt.“
Es tat mir bis ins Innerste meiner Seele weh, zu hören, wie Elin in ihrer Heimat gelitten hatte. Ja, quälen konnten sie die Österreicher, aber ihre Potentiale erkennen und ihrer Schönheit gerecht zu werden, das konnten sie nicht. Durch diese Erzählung aber erkannte ich auch, was meine liebe Elin an den Eismann heftete: Er war ihr Ritter in Weiß gewissen, ihr leuchtender Prinz, der sie aus der austriakischen Gefangenschaft befreite.
„ Haben Sie eigentlich jemals zuvor den Namen Cumberton gehört?“ fragte Holmes weiter.
„ Nein. Ich kenne den Namen aus jener Ausgabe des Paris Dispatch vom vorigen Jahr. Mehr kann ich Ihnen dazu nicht sagen.“
„ Man könnte glauben, er habe auch einmal an dem Ritual teilgenommen“, mutmaßte Holmes. „Er hatte einen merkwürdigen Sinn für Humor, und ich könnte mir vorstellen, daß er bei einer dieser Messen den Altarburschen mimte. Vielleicht wollte er die Priesterin schon damals befreien, oder er tat es auch, wenn auch Jahre später.“
„ Und dann war da ja auch jener großgewachsene, bleiche Mann. Meines Wissens war Lord Cumberton eher kleinwüchsig und schwarzhaarig“, sagte der Graf. Nun hatte er einen Fehler gemacht. Ich blickte Holmes an, und obwohl er keine Miene verzog, wusste ich, daß er sich fragte, woher Graf Ueberdank diese Informationen haben konnte. Wohl war Elin als Pariser Modell vielfach gemalt worden, bestimmt aber nicht ihr späterer Ehemann, der sehr zurückhaltend in dieser Hinsicht gewesen war.
„ Da haben Sie recht“, sagte Holmes, „und ich kann Ihnen sagen, daß wir auf Tyne ein ähnliches Wesen erlebten, das man verkürzt als großen, bleichen Mann bezeichnen könnte. Wir betitelten ihn den Eismann, aber es ist auch ein anderer Name möglich. Und Sie sind sicher, daß dieser Mann, oder dieses Wesen, von dem wir hier reden, nicht zum Kreis des Strein gehörte.“
„ Ja, ganz sicher.“
„ Dann danke ich Ihnen für das interessante Gespräch“, sagte Holmes, indem er dem Kellner winkte und aufstand. Wir beglichen die Rechnung, und verblieben mit Graf Ueberdank so, daß man sich bei Zeiten darüber verständigen würde, wie Fräulein Bleibtreu am Besten zu finden sei. Der Graf wohnte in unmittelbarer Nähe des „Bristol“, im „Kaiserin Theresia“.
„ Der steckt doch mit dem Strein unter einer Decke“, sagte ich, kaum daß wir außer Reichweite waren.
„ Der Mann mit dem Pferdefuß“, bemerkte Holmes.
„ Einer der
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