Voodoo in London
unternehmen. Zudem spürte sie etwas Spitzes in Höhe ihrer Rippen, und sie wusste, dass es die Klinge eines Messers war, das einer der beiden Kerle hielt.
Anita stützte ihre Hände auf die Ladefläche und stemmte sich hoch. Sie zitterte, die Angst wurde übergroß. Den Männern ging es zu langsam. Sie stießen in ihren Rücken, und die Frau wurde nach vorn katapultiert. Auf Händen und Füßen kroch sie tiefer, vorbei an dem ersten Gegenstand, und sie hörte, wie die Plane nach unten fiel und auch die Klappe wieder hochgedrückt wurde.
Zuletzt vernahm sie noch ein böses Lachen, danach war es still. Anita konzentrierte sich nicht mehr auf die Außengeräusche, sondern auf die im Innern.
Und da bewegte sich etwas. Sie vernahm neben sich ein Kratzen, der Geruch nach Moder und Verwesung nahm ebenso zu wie ihre Angst. Anita streckte abwehrend einen Arm aus. Die gespreizten Finger fanden ein Ziel. Sie drückten in etwas Weiches, trafen Augen, und im nächsten Augenblick packten Totenklauen ihr Gelenk.
Der Zombie hatte sein Opfer!
***
Ich gab meinem Freund Bill Conolly mit der Lichthupe ein Zeichen, schneller zu fahren.
Der Reporter verstand und beschleunigte. Es war risikoreich, denn besonders in den tagsüber feucht gewordenen schmalen Nebenstraßen konnten nachts Glatteisfallen lauern.
Das wussten wir, zu ändern war es nicht, und wir wollten nur so rasch wie möglich an unser Ziel gelangen. Nach dem Telefongespräch mit seiner Frau war Mac blass geworden. Aschfahl und zitternd hockte er neben mir, die Hand noch immer auf den Hörer des Autotelefons gelegt. Seine Lippen bewegten sich, ohne dass er ein Wort sagte, doch seine Blicke sprachen Bände.
Er fürchtete um das Leben seiner Frau. Und ich ebenfalls. Diese verfluchte Voodoo-Bande hatte es auf das Ehepaar abgesehen, aus welchen Gründen auch immer. Ich hatte schon des öfteren mit Voodoo zu tun gehabt und wusste, wie gnadenlos er war. Die Diener kannten kein Erbarmen. Wenn die lebenden Toten einmal ihre Gräber verlassen hatten und ausgeschwärmt waren, hielt sie nichts mehr auf. Und das machte mich innerlich so fertig. Ich wollte, ich musste einen Erfolg erringen, es durfte kein Mensch sterben, denn jedes Opfer wurde anschließend selbst zu einem Zombie. Das war eine Kette ohne Ende. Sollte es uns gelingen, Mac und seine Frau in Sicherheit zu bringen, würden wir uns um King Grenada kümmern.
Dann musste auch Suko mit ran.
Der Gedanke an die lebenden Toten war bedrückend. Wenn ich mir vorstellte, dass wir unter Umständen vor einer Schwemme standen, wurde mir ganz anders und im Hals trocken.
»Ob wir es schaffen?« fragte Mac.
Ich lächelte, obwohl es mir schwer fiel. »Sicher, mein Lieber. So schnell sind auch die anderen nicht.«
»Hoffentlich.«
Mein Optimismus war gespielt. Ich wusste in der Tat nicht, ob wir rechtzeitig genug kamen. Diese Familie war von einem Fluch verfolgt worden, wir mussten ihn brechen.
Einmal sah ich, wie die Heckleuchten des Taxis ein wenig schleuderten. Da hatte Bill noch einmal Glück gehabt, dass es ihm gelang, den Wagen wieder zu fangen. Er jagte weiter.
Zum Glück kannte sich der Reporter in dieser Gegend aus, und er wusste auch, wo Mac wohnte.
Der Bentley und wir blieben dran. Mac hatte sich nach vorn gebeugt. Halb stand sein Mund offen, die Hände waren zu Fäusten geballt, als wollte er sich und uns selbst die Daumen drücken »Gleich!« flüsterte er, »gleich haben wir es geschafft. Wenn Sie nach links schauen, sehen sie bereits die Häuser.«
In der Tat schimmerten dort einige Lichter. Hupend fuhr Bill eine Kreuzung an und bog nach links. Zum Glück herrschte kaum Verkehr, so dass er den dunklen Volvo sicher herumziehen konnte. Wir gelangten in ein Wohngebiet mit Grünanlagen. Sehr nett angelegt, im Sommer bestimmt herrlich, jetzt allerdings wirkte es gespenstisch mit den kahlen Bäumen und dem schimmernden Rauhreif auf Ästen und Zweigen.
Bill zog den Volvo nach rechts und fuhr in einen sehr schmalen Weg.
»Der führt bis vor das Haus«, erklärte der Taxifahrer. Ich nickte, bog ebenfalls ein und erkannte sofort an den aufglühenden Bremsleuchten des Volvo, dass Bill gestoppt hatte. Die Scheinwerfer waren noch nicht ausgeschaltet, unsere ebenfalls nicht, und im Schein der vier Lichtfinger sahen wir einen Wagen vor dem Haus stehen. Nicht nur das, auch zwei Männer, die soeben einsteigen wollten und sich jetzt erschreckt umdrehten, als sie vom Licht erfasst wurden. Sie standen beide an einer Seite des
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