Voodoo in London
ist.«
»Das dauert uns eigentlich zu lange.«
Sir James lachte. »Kann ich verstehen, aber was wollen Sie machen, John?«
»Es vielleicht trotz allem versuchen.«
»Und dann im Graben landen?«
»Das nicht gerade…«
»Lassen Sie es sein. Warten Sie den Nachmittag ab. Das ist übrigens ein Befehl, John Sinclair!«
Ich schluckte. »Sir, ich habe verstanden.« Damit war auch unser Gespräch beendet.
Himmel, der Alte hatte sich und auch mich geärgert. Seine Laune glich schon einer Depression, doch ich konnte nichts dagegen tun und musste nur warten.
Ich ging rüber zu Suko. Dort stand das Frühstück für mich bereit. »Wir wollten gerade anrufen«, sagte Shao.
Ich winkte ab. »Es hat keine Eile. Überhaupt hat nichts Eile«, murmelte ich und nahm Platz.
»Wieso nicht?«
Ich berichtet Suko von meinem Gespräch mit Sir James. Der Inspektor bekam ein langes Gesicht und begann zu schimpfen.
»Was regst du dich auf?« unterbrach Shao ihren Freund. »Sei froh, dass ihr bleiben könnt. Denkt nur an das Glatteis.«
»Das hätten wir auch…«
»Ja, ihr wärt hingeschlittert.«
Ich sagte nichts darauf. Auch Suko schwieg. Und so frühstückten wir. Uns Männern schmeckte es nicht so recht. Ohne darüber zu sprechen, war klar, dass sich unsere Gedanken um völlig andere Probleme drehten. Wir dachten an die Dinge, die in der Schwebe lagen. Voodoo in London. Und die Folge davon waren lebende Leichen, Zombies. Als ich auflachte, schauten mich meine Freunde erstaunt an.
»Hast du dir selbst einen Witz erzählt?« fragte Suko.
»Nein, aber ich musste soeben an die Zombies denken, die ja auch bei Glatteis ihre Schwierigkeiten haben.«
Jetzt lachte auch Suko. »Zombies und Glatteis. Wenn es nicht so ernst wäre, könnte man es sogar als Slapstick-Komödie bezeichnen.«
Shao schüttelte ihren Kopf. »Ich warne lieber«, sagte sie und schenkte Kaffee nach.
Eine halbe Stunde später standen Suko und ich in der Halle und gingen nach draußen. Der Portier kam und warnte uns. »Es ist nur vor dem Haus gut gestreut worden. Die Straßen dagegen sind spiegelglatt. Sie können nicht mit dem Wagen fahren. Ich habe schon ein paar Mal gehört, dass es gekracht hat.«
Wir gingen trotzdem nach draußen. Auf dem Weg war das Eis tatsächlich getaut. Als wir sein Ende erreichten, sahen wir die Glätte auf der Straße.
Wind war aufgekommen und peitschte uns den dünnen Sprühregen ins Gesicht. Ich machte trotzdem den Versuch, ging ein paar Schritte und wäre fast gefallen.
Suko stand in sicherer Entfernung und lachte. »Wer auf Eiern läuft, sollte nicht tanzen«, bemerkte er spöttisch.
»Recht hast du.« Sehr vorsichtig ging ich zu meinem Partner zurück und erreichte ihn sicher.
Wir waren einsichtig. Es hatte tatsächlich keinen Zweck, jetzt loszufahren. Ziemlich deprimiert gingen wir wieder zurück, um auf den Nachmittag zu warten.
Shao hatte eine Idee. »Wie wäre es, wenn ihr einen Hubschrauber nehmt?«
Perplex schauten wir sie an. »Das ist es«, sagte Suko.
»Aber wo soll der landen?« fragte ich.
»Auf dem Dach!« Shao zeigte in die Höhe.
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das Dach ist dafür nicht geeignet, das weiß ich genau.«
»Wir könnten über eine Leiter einsteigen.«
Ich versuchte es und setzte mich mit Sir James in Verbindung. An diesem Tag lief auch alles schief. Sämtliche Hubschrauber befanden sich im Einsatz, und so blieb uns nichts anderes übrig, als weiterhin auf bessere Zeiten zu warten.
Die Stunden vergingen quälend langsam. Wir versuchten, uns mit Schach die Zeit zu vertreiben. Es klappte nicht. Für dieses Spiel brauchte man Ruhe, die hatten wir nicht.
Gegen Mittag beruhigte sich die Lage allmählich. Die Radiodurchsagen lauteten schon optimistischer. Wenigstens die Hauptverkehrsstraßen hatte man eisfrei bekommen. In den Nebenstraßen allerdings sah es ziemlich mies aus.
Bill rief an. In seiner Gegend sah es noch katastrophal aus. Er konnte nicht raus.
»Wir versuchen es allein«, sagte ich ihm.
»Wisst ihr denn, wo sich das Gebäude befindet?«
»Das ist eine Kleinigkeit.«
»Dann viel Glück.« Er wünschte es uns zähneknirschend. Die Waffen lagen bereit. Auch nahm ich meinen Bumerang mit. Wir verabschiedeten uns von Shao. Die Chinesin war blass geworden. Sie presste sich eng gegen Suko, während ich schon an der Tür stand. Der Inspektor kam nach. In der Tiefgarage wunderten wir uns darüber, dass fast alle Parkboxen noch belegt waren. Die Menschen hatten es vorgezogen, ihre
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